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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe
Autoren: Marie Cordonnier
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die hübschen Hofdamen der Herzogin lediglich wie belangloser gefälliger Zierat.
    Doch gleichzeitig überfiel ihn jedoch eine schlimme Erkenntnis. Um ihn herum raunten bewundernde Stimmen, und das Geflüster galt unzweifelhaft der schönen Fremden. Er war vermutlich nicht der einzige, der für eine solche Frau über den Schatten seines eigenen Stolzes springen würde. Jean de Montfort hatte sicher treuere Männer, die ihm bessere Dienste geleistet hatten als ein Ritter, der seine Loyalität erst wieder unter Beweis stellen musste.
    War es möglich, dass der Herzog aus Jorinas Hand eine Trophäe machte, um einen seiner treuen Gefährten damit zu belohnen?
    In diesem Moment hatte die Herzogin ihren Gemahl erreicht und machte ihre zeremonielle Reverenz vor ihm. Dann trat sie an die Seite des Fürsten, und ihre Damen reihten sich in gewohnter Ordnung um sie herum. Nur die schmale Gestalt in goldener Robe blieb übrig, und Jean de Montfort trat die drei Stufen der Empore hinab, um sie mit eigener Hand aus ihrer Reverenz zu erlösen.
    »Erhebt Euch, Dame Jorina de Penhors!« verkündete er mit weit hallender Stimme. »Zum Dank für die Dienste, die Ihr dem Land und meiner Person geleistet habt, erhaltet Ihr als Mitgift das Lehen von Penhors und die umliegenden Dörfer. Es soll unveräußerliches Erbgut für Euch und die Kinder sein, die Ihr Eurem Gemahl schenken werdet.«
    Jorina blinzelte in einer Mischung aus Schrecken und Verblüffung. Penhors? Sie sollte die Herrin von Penhors werden? Aber welcher Gemahl? Welche Kinder? Einmal mehr zeichneten sich die Fragen auf ihrem Gesicht ab, als hätte sie alle miteinander laut ausgesprochen.
    »Da Ihr nicht allein über dieses Lehen herrschen könnt«, fügte der Herzog mit einem vieldeutigen Lächeln hinzu, »erlaubt, dass ich Eure Hand einem Seigneur anvertraue, der von diesem Tag an für Euer Wohlergehen sorgen wird. Der Priester wird Eure Ehe am morgigen Weihnachtstag in Saint Saveur segnen!«
    Die festlich geschmückte Halle drehte sich vor Jorinas Augen, und sie musste den schrecklichen Impuls bekämpfen, ihre Hand einfach aus jener des Herzogs zu zerren. Was tat er da? Wie konnte er es wagen! Sie wollte nicht heiraten!
    Aber er hielt sie erbarmungslos fest, während sein Blick den bleichen Edelmann suchte, der nun in einer Mischung aus Schock und Erleichterung seiner Aufforderung folgte. Ein Murmeln unterdrückter Erregung lief wie eine Welle durch den Saal und begleitete seine langsamen Schritte.
    »Euch ist Unrecht geschehen, Raoul de Nadier. Nehmt die Entschuldigung Eures Herrn im Verein mit jener Hand an, die künftig die Eure sein wird. Ich hoffe, der Pate Eures ersten Sohnes zu sein!«
    Jorina fühlte, wie ihre Hand in eine andere, kühle gelegt wurde, und schlug die Augen auf. Sie ertrank im Grün eines Blickes, von dem sie geglaubt hatte, dass sie ihn nie wieder sehen würde. Jener erste Blick in Auray, der sie für den Rest ihres Lebens gebrandmarkt hatte und den sie wie ein geheimes Licht in ihrem Herzen trug.
    Doch das glatt rasierte, hagere Männerantlitz mit den kantigen Zügen war ihr völlig unbekannt. Das noble Patriziergesicht mit der geraden Nase und dem schön geschnittenen, vollen Mund entzückte zwar ihre Augen, aber sie suchte vergeblich nach dem bärtigen Gefährten ihres Abenteuers, zu dem der vertraute Blick gehörte.
    »Nein!« wisperte sie tonlos, aber unverkennbar widerspenstig.
    »Das will ich nicht gehört haben«, raunte der Herzog, nur für ihre Ohren bestimmt. »Ihr habt dem Befehl Eures Souveräns Folge zu leisten, Dame Jorina! Ihr dürft hier keinen Skandal verursachen.«
    »Das könnt Ihr ihm nicht antun!« beharrte Jorina auf ihrer Weigerung, ohne sich um die Ermahnung des hohen Herrn zu kümmern. »Er ist ein Edelmann. Er muss sich mit einer Dame aus nobler Familie verbinden! Ihr dürft ihn nicht an ein Nichts wie mich binden!«
    »Das will ich nicht gehört haben! Ihr seid vom edelsten Blut unseres Landes«, widersprach Jean de Montfort leise, aber mit solchem Ernst, dass es Jorina die Sprache verschlug. »Tapferkeit, Treue, Reinheit und der Mut eines wahren Kriegers zeichnen Euch aus. Ich würde mir wünschen, dass alle Edlen unter meiner Herrschaft über Eure Eigenschaften verfügten!«
    »Aber er will mich doch gar nicht!« fügte Jorina in ihrer üblichen Sturheit, aber schon ein wenig hilfloser hinzu. Raouls letzte Worte in Cado hatten sich tief in ihr Herz gegraben. ›Wenn Ihr sie zu Eurer Hure gemacht habt, dann könnt Ihr
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