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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes
Autoren: Alex Berenson
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in das Heck des Suburban und zerschmetterte die Scheiben. Durch den Aufprall wurde Wells nach vorn geschleudert, aber sein Sicherheitsgurt blockierte, und Front- und Seitenairbags öffneten sich. Er ließ nicht einmal das M-4 fallen. Dann landete er wieder auf seinem Sitz, und noch bevor der Dampf aus dem verbogenen Kühlergrill aufstieg, hatte er seinen Sicherheitsgurt gelöst. Für einen Augenblick klemmte die Tür, aber er stemmte sich mit der Schulter dagegen und stieß sie auf. Durch die zerbrochenen Fenster des Suburban sah er einen Mann hinten im Transporter, der auf etwas zukroch, das wie ein großer Granatwerfer für Granaten mit Raketenantrieb aussah. Vielleicht ein »Speer«.
    »Halt!«, brüllte Wells auf Arabisch. Er stieg aus und entsicherte das M-4, wobei er sich fragte, ob er wirklich ohne Vorwarnung auf drei Menschen in einem Geländewagen schießen sollte, die er noch nie gesehen hatte. Der
Mann im Suburban sah sich nicht um. Er schob sich Zentimeter für Zentimeter vor und streckte den rechten Arm nach dem Lauf des »Speers« aus.
     
    Durch den Aufprall war Nasiji rückwärts gegen die Hecktüren des Suburban geschleudert worden. Glasscherben regneten auf ihn herab, und er ließ den Urankern fallen. Nein! Irgendwie, er hatte keine Ahnung, wie, hatte man sie gefunden. Jetzt blieb ihm nur eine Wahl. Dieses Kaff war weder Washington noch New York, aber es musste reichen. Er tastete nach dem Kern, fand ihn und schob sich vor. Draußen brüllte ein Mann auf Arabisch »Halt!«, und Nasiji musste an die amerikanischen Soldaten im Irak denken, die immerzu Befehle erteilten. Er robbte vorwärts. Wenn er den Kern doch nur laden könnte …
     
    Der Suburban tat einen Satz vorwärts und zerriss dabei das Metall des Kühlergrills des Expedition. Noch ein Augenblick, dann würde er freikommen. Wells trat vor, schwang sich auf die Motorhaube des Expedition und fing an zu schießen. Zuerst auf den Mann hinten, dem er den Körper zerfetzte, drei Kugeln in die Brust und zur Sicherheit noch einmal zwei in den Kopf. Dann stellte er auf vollautomatisches Feuer und durchsiebte Fahrer- und Beifahrersitz, bis Blut und Hirnmasse die Windschutzscheibe besudelten, und der Suburban stillstand.
     
    Dann lehnte Wells an der Motorhaube des Fords und betrachtete sein Werk. Eine Hand drückte seine Schulter, und eine Stimme sagte seinen Namen. Gaffan. Wells schüttelte nur den Kopf und saß zitternd in der Kälte, während Polizeibeamte allein, zu zweit und schließlich
zu Dutzenden eintrafen und sich Vairo Village in einen hektischen, lauten, grellen Jahrmarkt verwandelte, dessen Hauptattraktion, dessen stummes, pochendes Herz, er selbst war.

Epilog
    Die Bombe hätte funktioniert.
    Das ergaben die Berechnungen der Ingenieure in Los Alamos, nachdem sie sie ganz, ganz vorsichtig auseinandergenommen und ihre Explosion auf ihren Supercomputern simuliert hatten. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 87 Prozent hätte es eine 10- bis 15-Kilotonnen-Explosion gegeben, mit einer Wahrscheinlichkeit von 4 Prozent eine 2- bis 10-Kilotonnen Explosion und mit einer Wahrscheinlichkeit von 9 Prozent eine Verpuffung.
    Um die Öffentlichkeit nicht in Panik zu versetzen, würden die Ergebnisse der Simulationen nie bekanntgegeben werden. Weißes Haus und FBI sprachen offiziell nur von einem »improvisierten radiologischen Gerät«, nie von einer Kernwaffe. Wells’ Rolle bei der Entdeckung der Bombe wurde ebenfalls geheim gehalten. Den Journalisten wurde nur mitgeteilt, er und Gaffan seien »Angestellte der US-Regierung«, was völlig korrekt, wenn auch nicht sehr aussagekräftig war.
    Unterdessen hatte Nasijis Video, das über islamistische Websites ausgestrahlt wurde, im Internet für Aufregung gesorgt. Die Vereinigten Staaten und Russland gaben hastig eine gemeinsame Erklärung heraus, in der das Video als »frei erfunden und nur dazu bestimmt, den Hass zwischen beiden Völkern zu schüren« bezeichnet wurde. Ein
paar Verschwörungstheoretiker fanden, die Bomben und Grigorijs Ausweis hätten echt ausgesehen, aber niemand schenkte ihnen Beachtung.
    Insgeheim gab das Weiße Haus jedoch dem Kreml die Schuld für die Beinahe-Katastrophe, und diesmal versuchten die Russen nicht, sich zu verteidigen. Der Direktor von Rosatom wurde in aller Stille abgelöst und nach Sibirien versetzt, wo er die Aufsicht über die Aufbereitung nuklearer Abfälle erhielt.
    Als schwieriger erwies es sich, den Financier der Verschwörung ausfindig zu machen. Nach mehrfachem
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