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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes
Autoren: Alex Berenson
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blindem Alarm stießen die Analysten von CIA und Schatzamt auf eine Verbindung zwischen einem von Nasiji benutzten Bankkonto und einer Zwanzigtausend-BarrelÖllieferung aus Yanbu in Saudi-Arabien. Doch trotz des enormen Drucks, den das Weiße Haus ausübte, behauptete die saudische Regierung unbeirrt, sie könne nicht feststellen, wer die Lieferung autorisiert habe. Wenige Wochen später kam Ahmed Faisal, ein saudischer Prinz aus einer Nebenlinie, ums Leben, als sein Land Rover auf der Wüstenstraße zwischen Riad und Jedda verunglückte und in Flammen aufging. Der Unfall überraschte Faisals Freunde, die ihn als vorsichtigen Fahrer gekannt hatten.
     
    All das interessierte Wells nicht, wenn er sich auch vage fragte, was aus Bernhard Kygelis Familie werden würde. Drei Tage lang blieb er in Langley, wo er von Ermittlern befragt wurde, die Nasijis Netzwerk mit Stumpf und Stil ausrotten wollten. Von Exley hörte er nichts, und die ganze Zeit fragte er sich verzweifelt, wo sie sein mochte.
    Schließlich verlor er die Geduld und sagte, sie wüssten jetzt ebenso viel wie er, und wenn sie konkrete Fragen
hätten, sei er ja erreichbar. Er duschte, rasierte sich und fuhr in einem Standardfahrzeug der Agency, einem Pontiac G6, vom Gelände. Er hatte darauf bestanden, keinen Personenschutz zu bekommen, keine Fahrzeuge, die hinter ihm her fuhren, keine Beobachtung. Offenbar wurde das respektiert, denn soweit er es beurteilen konnte, war er allein.
    Als er zu ihrem Haus kam, stand der übliche Suburban mit getönten Scheiben davor. Doch die Fenster waren dunkel und ihr Minivan verschwunden. Wells sperrte auf, aber er wusste bereits, dass er in ein leeres Haus kommen würde.
    »Jenny?«, fragte er. »Bist du da?«
    Das Bett oben war ordentlich gemacht, und unter seinem Kissen steckte ein Umschlag. Sie hatte ihm nur ein paar Worte in ihrer klaren Schrift hinterlassen:
    Ich liebe Dich. Ich vermisse Dich schon jetzt. Pass auf Dich auf.
    Wells setzte sich auf das Bett und drehte die Nachricht immer wieder hin und her, als könnte er die Worte verschwinden lassen wie auf einer magischen Zeichentafel. Aber das funktionierte nicht, und nach einer Weile steckte er sich die Nachricht in die Tasche und sah in ihren Schrank. Ihre Koffer waren weg, genauso die meisten ihrer Kleider. In diesem Raum konnte er nicht bleiben. Er ging nach unten, in die Küche, dann zur Haustür. Er musste hier weg.
    Er klopfte an die Scheibe des Geländewagens. »Wo ist sie?«
    Der Posten schüttelte bedauernd den Kopf.
    Wells beugte sich in den Wagen. »Ich muss mit ihr reden.«

    »Sie hat uns ausdrücklich gebeten, es Ihnen nicht zu sagen, Sir.« Der Bodyguard wirkte verlegen. Verlegen, weil er den berühmten John Wells wie einen liebeskranken Schüler erlebte, den seine Angebetete am Abend vor dem Abschlussball versetzt hat.
    »Ist sie bei ihren Kindern?«
    »Es tut mir leid, Sir.«
    Wells wandte sich ab, bevor er sich noch weiter demütigen konnte. Er stieg in den Pontiac und raste davon, ohne recht zu wissen, wohin. Eine halbe Stunde später fand er sich am Flughafen von Dulles wieder, wie er eine Tafel mit Möglichkeiten studierte, die ihn eigentlich alle nicht interessierten. Sollte er nach Zürich fliegen und Kowalski besuchen? Und dann was? Sollte er sich bei ihm bedanken, weil er die Welt gerettet hatte? Sollte er ihn erschießen und damit sein letztes Versprechen brechen? Sollte er versuchen, Exley in Nadjas kühlen Augen zu vergessen?
    Oder sollte er nach Missoula fliegen, Heather und Evan, seine Ex-Frau und seinen Sohn, besuchen? Sollte er diesmal auf einem Treffen mit dem Jungen bestehen, egal was Heather sagte?
    Oder sollte er ganz woandershin?
    Nein. Entweder Montana oder die Schweiz. Keines dieser Ziele ergab irgendeinen Sinn. Eigentlich suchte er nur nach einem Vorwand wegzukommen. Er holte einen Vierteldollar aus der Tasche und wählte Kopf für Zürich, Zahl für Missoula.
    In der Halle um ihn herum herrschte hektische Aktivität, Ankommende und Abreisende, alle schienen ein Ziel zu haben. Wells warf den Vierteldollar hoch in die Luft, sah zu, wie er sich drehte, beobachtete, wie er das Licht
der Deckenlampe reflektierte, immer höher stieg und schließlich zu Boden fiel. Er hätte ihn natürlich fangen sollen. Stattdessen wartete er, bis er zu seinen Füßen landete, sich um sich selbst drehte und auf die Seite kippte. Münze? Zahl? Er beugte sich vor und starrte den Vierteldollar an, als könnte er ihm eine Antwort geben, die irgendwie
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