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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße
Autoren: Philip K. Dick
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Washington D. C. Er ließ das Band seines Telefon-Recorders zurücklaufen und gab die japanischen Worte – wieder in mündlicher Form – dem Computersegment ein, der die japanischen Äußerungen ins Englische übersetzen würde.
    Der Computer sagte: »Der besoffene Himmelskörper.«
    »Wie bitte?« fragte Joe lachend. »Bitte wiederholen.«
    »Der besoffene Himmelskörper«, sagte der Computer mit gottähnlicher Vornehmheit und Geduld.
    »Das soll eine exakte Übersetzung sein?« fragte Joe nach. »Der besoffene –«
    »Schon gut«, sagte Joe, »erledigt.« Er legte auf und saß grinsend da. Seine Kräfte, durch menschliche Erheiterung geweckt, schwollen an und belebten ihn. Einen Augenblick saß er zögernd da, dachte nach, und dann rief er den guten alten Smith in New York an.
    »Büro für Beschaffung und Versorgung, Flügel sieben«, sagte Smith und sein von Verärgerung geprägtes Spürhundgesicht erschien auf dem kleinen grauen Schirm. »Oh, hallo Fernwright. Was für mich da?«
    »Ein leichtes«, sagte Joe. »Der besoffene –«
    »Warte mal, hör dir erst meins an«, unterbrach ihn Smith. »Ich bin zuerst dran. Na, komm schon, Joe – es ist erstklassig. Du wirst nie draufkommen. Hör zu.« Er las schnell vor und stolperte dabei über die Worte. »Das Durchsichtrundspiegel. Von Frau-Frau Frankfurt.«
    »Nein«, sagte Joe.
    »Wieso nein?« Smith blickte stirnrunzelnd auf. »Du hast es noch gar nicht versucht; du sitzt nur dort herum. Ich gebe dir Zeit. In den Regeln heißt es fünf Minuten; du hast fünf Minuten.«
    Joe sagte: »Ich gebe auf.«
    »Du gibst was auf? Das Spiel? Aber du stehst ganz oben!«
    »Ich gebe meinen Beruf auf«, sagte Joe. »Ich werde diesen Arbeitsbereich aufgeben und ich werde telefonisch kündigen. Ich werde nicht mehr hier sein; ich werde nicht mehr in der Lage sein, zu spielen.« Er holte tief Luft, dann sprach er weiter. »Ich habe fünfundsechzig Fünfziger gespart. Vorkriegsgeld. Zwei Jahre habe ich dafür gebraucht.«
    »Münzen«, Smith starrte ihn mit offenem Mund an. »Metallgeld?«
    »Es ist in einem Asbestsack unter dem Heizkörper in meinem Wohnraum«, sagte Joe. Und heute werde ich mich dahin begeben, sagte er zu sich selbst. »Unten auf der Straße vor meinem Raum, bei der Kreuzung, ist eine Telefonzelle«, sagte er zu Smith. Ich frage mich, dachte er, ob ich bei der endgültigen Analyse genug Münzen haben werde. Man sagt, daß Mr. Job so wenig gibt, oder um es anders auszudrücken, soviel kostet. Aber fünfundsechzig Fünfziger, dachte er, sind recht viel. Das entspricht – er mußte es auf seinem Notizblock ausrechnen. »Zehn Millionen Dollar in Handelsmarken«, teilte er Smith mit, »gemäß dem heutigen Wechselkurs, wie er in der Morgenzeitung stand … der offiziell ist.«
    Nach einer quälenden Pause sagte Smith langsam: »Ich verstehe. Nun, ich wünsche dir Glück. Du wirst für das, was du angespart hast, zwanzig Worte bekommen. Vielleicht zwei Sätze. Geh nach Boston. Frag nach – und dann klickt es, dann wird sich der Deckel schließen. Der Münzspeicher wird rasseln; deine Fünfziger werden dort unten in jenem Labyrinth von Bögen sein und unter hydraulischem Druck zu dem zentralen Mr. Job nach Oslo rollen.« Er rieb sich unterhalb der Nase, als ob er den Rotz wegwischen wollte, wie ein Schuljunge beim Vokabelpauken. »Ich beneide dich, Fernwright. Vielleicht werden zwei Sätze von ihm ausreichen. Ich wendete mich einmal an ihn. Ich händigte ihm fünfzig Quarters aus. ›Gehen Sie nach Boston‹, sagte er, ›fragen Sie nach –‹ – und dann verstummte er, und ich hatte das Gefühl, als ob er es genösse. Daß es ihm gefiel, zu verstummen, als ob meine Quarters ihm Vergnügen bereitet hätten, die Art von Vergnügen, die einer Pseudolebensform gefallen würde. Aber erzähle weiter.«
    »In Ordnung«, sagte Joe stoisch.
    »Wenn er deine Quarters aufgebraucht hat«, fuhr Smith fort, aber Joe unterbrach ihn und seine Stimme war schneidend und scharf: »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Joe. Smith sagte: »Keine Prediger.«
    »In Ordnung«, sagte Joe.
    Es gab eine Pause, als die beiden sich ins Gesicht blickten.
    »Kein Gebet«, sagte Smith endlich, »kein Nichts wird die Gottverdammte Maschine dann noch dazu bewegen, auch nur ein weiteres Wort auszuspucken.«
    »Hmmm«, meinte Joe. Er versuchte, seiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben, aber Smiths Worte taten ihre Wirkung; er fühlte, wie ihm kälter wurde. Er lernte die Winde, die heulenden
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