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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße
Autoren: Philip K. Dick
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Worten beisteuern«, antwortete Joe.
    »Dann gib mir mal ein Beispiel!«
    »Was?« fragte er und starrte erschreckt ihr Gesicht auf dem Bildschirm an.
    »Sag etwas Geistreiches!«
    »Du meinst, jetzt sofort?«
    Kate nickte.
    »Beethovens Musik ist fest in der Realität verwurzelt. Das macht ihn so einzigartig. Andererseits war ein Genie wie Mozart –«
    »Gib’s auf!« sagte Kate und hängte den Hörer ein; der Bildschirm wurde weiß.
    Ich hätte sie nicht fragen sollen, ob ich zu ihr kommen kann, dachte Joe und fühlte das Elend wieder in sich aufsteigen. Das gab ihr wieder diese Öffnung, diesen Zugang zu meinem Innersten, in den sie ihren Fuß stellen und wie ein Raubvogel ihre Beute machen konnte. Verdammt, warum habe ich sie bloß gefragt, dachte er. Er stand auf und wanderte traurig in seinem Zimmer herum; seine Schritte wurden immer zielloser, bis er schließlich stehenblieb. Ich muß über das nachdenken, was wirklich wichtig ist, dachte er. Nicht darüber, daß sie den Hörer aufgelegt hat oder irgendetwas Gemeines gesagt hat, sondern darüber, ob der Brief, den ich heute mit der Post bekommen habe, etwas zu bedeuten hat. Wahrscheinlich hatte sie recht, als sie von den pornografischen Töpfen sprach. Es ist illegal, einen pornografischen Topf zu reparieren. Diese Geschichte ist wohl doch ein Reinfall.
    Mir hätte sofort ein Licht aufgehen müssen, als ich den Brief las, dachte er. Aber das ist eben der Unterschied zwischen Kate und mir. Sie hätte sofort gewußt, daß etwas nicht stimmt. Ich hätte wahrscheinlich nichts geahnt, bis ich den Topf fertig gehabt hätte und ihn dann einer guten Firma vorgelegt hätte. Im Vergleich zu ihr und überhaupt im Vergleich zu anderen bin ich wohl einfach nicht clever genug.
    Schließlich bin ich aber beim Spiel gut, dachte er in einer plötzlichen Aufwallung von Trotz. Aber was hilft mir das schon, sagte er sich im selben Moment, was hilft mir das schon?
    Mr. Job, dachte er, hilf mir. Jetzt, noch heute abend, ist es soweit.
    Er ging eilig in das winzige Badezimmer, das sich an seinen Raum anschloß und hob den Deckel seines Wasserklosetts hoch. Niemand kommt auf die Idee, in eine Toilette zu schauen, hatte er oft gedacht. In der Toilette hing der Asbestsack mit den 25-Cent-Stücken.
    Aber es schwamm auch noch etwas anderes darin: ein kleiner Plastikbehälter, den er nie zuvor gesehen hatte!
    Als er ihn aus dem Wasser hob, stellte er verwundert fest, daß er ein aufgerolltes Stück Papier enthielt. Er konnte es einfach nicht glauben: ein Brief, der wie eine Flaschenpost auf dem Meer in seiner Toilette schwamm! Das kann doch nicht wahr sein, dachte er und fühlte, wie ihn ein Lachreiz überkam. Aber dann stieg plötzlich Furcht in ihm hoch, die fast an Entsetzen grenzte. Es muß sich wieder um so eine Nachricht wie heute morgen handeln, sagte er sich. Aber wer sendet Nachrichten auf diese seltsame Weise? Kein normaler Mensch würde das tun!
    Er schraubte den Deckel des Plastikbehälters ab und zog mit zittrigen Fingern den Zettel heraus. Tatsächlich, eine Nachricht! Langsam las er sie. Dann las er sie noch einmal.
     
    ICH WERDE DIR FÜNFUNDDREISSIGTAUSEND CRUMBLES ZAHLEN
     
    Was, in Gottes Namen, ist denn ein Crumble? fragte er sich. Sein Entsetzen steigerte sich zur Panik. Er spürte die Angst physisch. Hitzewellen stiegen ihm den Rücken hoch bis in den Nacken. Rein verstandesmäßig werde ich mit dieser Sache nicht fertig, dachte er, auch mein Körper muß sich darauf einstellen.
    Er ging in sein Zimmer zurück, hob den Hörer seines Telefons ab und wählte die Nummer des Tag-und-Nacht-Auskunft-Service.
    »Was ist ein Crumble?«, fragte er, als der Auskunftrobot sich meldete.
    »Eine krümelige Substanz«, antwortete der Roboter. »In anderen Worten: feiner Schutt. Ein kleiner Krümel oder Partikel. Im Englischen zum erstenmal belegt im Jahre 1577.«
    »Was ist mit anderen Sprachen?« fragte Joe.
    »Mittelenglisch Kremelen. Altenglisch Gekrymian. Mittelhochgotisch –«
    »Gibt es das Wort in nichtterranischen Sprachen?«
    »Auf Beteigeuze 7. In der urdianischen Sprache bedeutet es: kleine Öffnung zeitlicher Natur. Einen Keil, der –«
    »Das meine ich nicht«, antwortete Joe.
    »Auf Rigel 2 bedeutet es: niedrige Lebensform, welche –«
    »Das ist es auch nicht«, sagte Joe.
    »Auf Sirius 5, in der plabkianischen Sprache ist ein Crumble eine Währungseinheit.«
    »Das ist es«, sagte Joe. »Nun sagen Sie mir, wieviel fünfunddreißigtausend Crumbles in
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