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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße
Autoren: Philip K. Dick
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vielbeinige Wesen.
    »Ist es auf Ihrem Planeten sehr schlimm?« fragte der Gastropode. »Auf der Erde, wie Sie ihn nennen?«
    »›Wie im Himmel, also auch auf Erden‹«, sagte Joe.
    »Es ist also sehr schlimm.«
    »Ja«, sagte Joe.
    »Warum kommen Sie nicht mit mir auf meinen Planeten?« fragte der Gastropode. »Ich kann Ihnen einen Job besorgen … Sie sind doch Topfheiler, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wir haben viele Keramikgegenstände auf Beteigeuze 2«, sagte der Gastropode. »Wir könnten Ihre Dienste gut gebrauchen.«
    »Mali«, sagte Joe mehr zu sich selbst.
    »Ich verstehe das ja«, sagte der Gastropode und nickte verständnisvoll. »Aber sie wird nicht kommen. Sie wird in Glimmung bleiben, weil sie wie die anderen Angst davor hat, wieder allein zu sein und zu scheitern.«
    »Ich glaube, ich werde auf Ihren Planeten gehen«, sagte Joe. »Aus dem, was sie darüber erzählt hat –« Er hörte auf zu sprechen und ging weiter. »Jedenfalls«, sagte er plötzlich, »ist es dort bestimmt besser als auf der Erde.« Und außerdem werde ich bei humanoiden Wesen sein, dachte er. Vielleicht finde ich dort einmal jemanden wie Mali, jedenfalls habe ich zumindest die Chance dazu.
    Schweigend setzten die beiden ihren Weg fort. Die Spiddlerkolonie rückte mit jedem mühseligen Schritt ein Stück näher. »Wissen Sie, was ich glaube, worin Ihr Problem besteht?« sagte der Gastropode. »Ich glaube, Sie sollten selbst einen Topf schaffen. Das ist besser, als alte Töpfe wieder zusammenzuflicken.«
    »Aber«, wandte Joe erschrocken ein, »schon mein Vater war Topfheiler.«
    »Denken Sie doch einmal an den Erfolg, den Glimmungs Bestrebungen hatten! Eifern Sie ihm nach, ihm, der mit seinem Vorhaben das Buch der Kalenden zu bekämpfen wagte und schließlich dessen Tyrannei brach! Schaffen Sie etwas! Kämpfen Sie gegen das Schicksal an! Versuchen Sie es!«
    »Versuchen!« echote Joe. Der Gedanke, selbst einmal einen Topf herzustellen, war ihm noch nie gekommen. Wie es technisch ging, wußte er. Er wußte genau, wie man ein Keramikgefäß herstellte.
    »Sie haben doch die Werkstatt, die Glimmung für Sie eingerichtet hat«, sagte der Gastropode. »Sie haben dort doch alles, was Sie an Material und Werkzeugen gebrauchen. Bei Ihren Fähigkeiten und mit Ihren Kenntnissen müßte es ein guter Topf werden.«
    »Okay!« sagte Joe mit fester Stimme. »Ich will es versuchen!«
    Er stand in der neuen, schimmernden Werkstatt, die über ihm hängenden Lampen überfluteten ihn mit Licht. Er untersuchte die große Werkbank eingehend, die drei Sätze Feilen, die sich selbsttätig einstellenden Vergrößerungsgläser, die zehn verschiedenen Hitzenadeln und jede Glasur, jeden Farbton, jede Schattierung, jede Nuance. Die schwerelose Zone; er untersuchte sie. Den Brennofen. Krüge voll feuchten Tons. Und die Töpferscheibe, die elektrisch angetrieben wurde.
    Hoffnung stieg in ihm auf. Er hatte alles, was er brauchte: Scheibe, Ton, Farben, Brennofen.
    Er öffnete einen Krug und entnahm ihm einen tropfenden Klumpen feuchten Tons – er trug ihn zu der Töpferscheibe, setzte sie in Bewegung und ließ den Ton genau auf ihre Mitte plumpsen. Und gleich bei meinem ersten Versuch, sagte er zu sich und fühlte sich befriedigt.
    Mit seinen starken Daumen begann er, den Klumpen einzudrücken und zog ihn zugleich mit seinen Fingern zu etwas Hohem. Und scheinbar Symmetrischem. Der Hügel wuchs höher und höher, und seine Daumen sanken tiefer und tiefer in ihn hinein, höhlten ihn in der Mitte aus. Endlich hatte er es geschafft.
    Er trocknete den Ton in einem Infrarotofen und dann verzierte er den Topf mit einem unauffälligen Farbton. Noch eine Farbe? Er wählte einen zweiten Farbton aus, und das war genug. Es war Zeit, den Topf in den Brennofen zu stellen. Er tat das mit Sorgfalt und setzte sich auf die Werkbank, um zu warten. Er hatte genug Zeit. Ein Leben lang, wenn es sein mußte.
    Eine Stunde später pfiff der Zeitmesser des Brennofens. Er hatte sich abgestellt, der Topf war fertig. Mit einem Asbesthandschuh griff er zitternd in den immer noch heißen Brennofen hinein und zog den großen, jetzt blauweißen Topf heraus. Seinen ersten Topf. Er brachte ihn zu einem Tisch, der direkt unter der Lampe stand, setzte ihn ab und sah ihn sich lange an. Mit Kennerblick schätzte er seinen künstlerischen Wert ab. Er schätzte seine Arbeit ab und damit auch das, was er tun würde, wie spätere Töpfe aussehen würden, da ihre Zukunft vor ihm lag. Und in einem gewissen
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