Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Strebebögen und ein emporstrebender gotischer Bogen. Die rotgefärbten Fenster, die aus Gold gemacht waren, reflektierten das eigentümlich zauberhafte Licht der Sonnenstrahlen, die sich in den Regentropfen brachen. Hoch über der Kathedrale spannte sich ein Regenbogen.
    Es ist vollbracht, dachte Glimmung. Nun kann ich endlich ruhen. Der große Fischer der Nacht hat seinen Sieg errungen; alles ist wieder in seine richtige Ordnung gebracht.
    Laß uns gehen, dachte Joe. Das ist das letzte, was du noch tun mußt.
    »Ja!« riefen auch die anderen Stimmen. »Gib uns frei!«
    Glimmung zögerte; Joe fühlte, wie sie mit sich rang. Nein, dachte sie. Erst durch euch habe ich große Macht. Wenn ich euch freigebe, sinke ich wieder hinab zur Bedeutungslosigkeit.
    Du mußt uns freigeben, dachte Joe. Das war unsere Abmachung.
    Das ist richtig, dachte Glimmung. Aber als Teile von mir seid auch ihr mächtig. Wir können Jahrtausende hindurch zusammen leben. Niemand von uns wird je wieder allein sein.
    »Laßt uns abstimmen!« sagte Mali Yojez.
    Gut, dachte Glimmung. Dann stimmt ab, wer von euch in mir bleiben will und wer sich wieder von mir trennen will, um als Individuum weiterzuleben.
    Ich bleibe, dachte Nurb K’ohl Dáq.
    Ich bleibe auch, dachte der Quasi-Arachnid.
    Die Abstimmung dauerte an; Joe hörte gespannt zu. Einige wollten bleiben, andere wiederum beschlossen, sich von Glimmung zu lösen. »Ich will freigegeben werden!« sagte Joe, als er an der Reihe war. Als er das sagte, spürte er, wie Glimmungs Körper vor Bestürzung und Schrecken zusammenzuckte. Joe Fernwright, dachte Glimmung. Du bist der Beste von allen. Willst du nicht bei mir bleiben?
    Nein, dachte Joe.
     
    Er ging entlang eines schattigen Strandes. Bisweilen tauchten dunkle Formen auf und verschwanden wieder. Er befand sich irgendwo in einem nicht endenwollenden Moor in der Wildnis des Planeten Plowman. Wie lange war er schon hier? Er wußte es nicht. Irgendwann einmal war er in Glimmungs Körper gewesen. Und nun stapfte er mühsam vorwärts, und der scharf körnige Sand schnitt ihm in die Fußsohlen.
    Bin ich allein? dachte er. Er blieb stehen und versuchte, die Dunkelheit mit den Augen zu durchbohren.
    Der vielbeinige Gastropode näherte sich ihm mit schlängelnden Bewegungen. »Ich bin mit Ihnen gegangen.«
    »Sind Sie der einzige?« fragte Joe.
    »Bei der letzten Abstimmung entschlossen sich nur zwei zu gehen. Alle anderen sind geblieben. Ich finde es einfach unglaublich, aber es ist so.«
    »Ist Mali Yojez auch dageblieben?«
    »Ja.«
    So war es also geschehen. Joe fühlte die Last von Jahrhunderten auf seinen Schultern; erst die Hebung der Kathedrale und nun auch noch der Verlust Malis! Es war einfach zuviel auf einmal. »Haben Sie eine Ahnung, wo wir sind?« fragte er den Gastropoden. »Ich halte nicht mehr lange durch.«
    »Ich bin auch ziemlich am Ende«, sagte der Gastropode. »Aber ich sehe weit im Norden ein Licht. Ich habe mich mit den Augen darangeheftet und wir gehen jetzt in diese Richtung. Falls ich unsere Marschgeschwindigkeit richtig berechnet habe, müßten wir in ungefähr einer Stunde dort ankommen.«
    »Ich sehe kein Licht«, sagte Joe.
    »Meine Sehfähigkeit ist ausgeprägter als Ihre. Sie werden es in zwanzig Minuten ebenfalls ausmachen können. Es ist kaum zu erkennen und noch sehr schwach. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Spiddlerkolonie; jedenfalls nehme ich es an.«
    »Spiddler!« sagte Joe mit einem spöttischen Unterton der Stimme. »Wollen wir den Rest unseres Lebens bei den Spiddlern verbringen? Wollen wir auf diese Weise enden, nachdem wir uns entschlossen haben, Glimmung und die anderen zu verlassen?«
    »Von dort aus können wir ja ein Schwebefahrzeug nehmen, zum Olympia-Hotel fahren und unsere Habseligkeiten packen«, antwortete der Gastropode. »Und dann könnten wir auf unsere Planeten zurückkehren. Wir haben hier gute Arbeit geleistet. Wir haben das ausgeführt, wofür wir hierhergekommen sind. Eigentlich sollten wir uns freuen.«
    »Ja, eigentlich sollten wir uns freuen«, wiederholte Joe schwermütig.
    »Wir haben eine wahre Heldentat vollbracht!« sagte der Gastropode, der sich durch Joes Stimmung nicht beirren ließ. »Wir haben den Beweis dafür aufgestellt, daß die Legenden, die behaupten, daß Faust scheitern muß, unrichtig sind. Darüber hinaus –«
    »Reden wir doch lieber darüber, wenn wir zum Olympia-Hotel zurückkehren«, unterbrach ihn Joe. Dann ging er weiter. Zögernd folgte ihm das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher