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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße
Autoren: Philip K. Dick
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Planet eines Tages wieder in die Sonne, aus der er entstanden war, zurückfallen würde, nicht von wesentlicher Bedeutung. Sie waren zu weit entfernt. In ihrer endgültigen Analyse hatten die Kalenden vielleicht recht; ihre Vorhersagen hatten etwas mit kosmischen Trends wie den Gesetzen der Thermodynamik und dem schließlichen Zerfall des Universums zu tun. Selbstverständlich würde auch Glimmung irgendwann einmal sterben. Das würde Joe und den anderen auch widerfahren. Aber jetzt und hier waren ihre Aussagen ungültig. Heldscalla wartete darauf, daß Glimmung sich wieder erholte. Er würde sich erholen. Und – die Kathedrale würde an die Oberfläche kommen, ganz wie Glimmung es geplant hatte.
    »Wir waren eine polyenzephalische Einheit«, sagte Mali. »Wie bitte?« fragte Joe verwundert.
    »Unsere Gedanken waren eins, sozusagen ein Gruppengedanke. Mit Ausnahme Glimmungs vielleicht; wir waren ihm untergeordnet. Aber für eine Weile –« Sie hielt einen Moment inne und dachte nach. »Wir alle, Wesen von mindestens zehn verschiedenen Sonnensystemen, funktionierten auf einmal wie ein einziger, großer Organismus. Es war irgendwie ein aufregendes Gefühl. Ich meine, nicht allein zu sein. Es machte mir plötzlich bewußt, wie isoliert, wie abgeschnitten jeder von uns normalerweise ist. Von den anderen abgetrennt … speziell vom Leben der anderen abgetrennt. Das hörte auf, als Glimmung uns verschluckte. Wir hörten auf, zum Scheitern verurteilte Individuen zu sein.«
    »Es hörte zwar auf, aber es hat wieder begonnen, so zu sein, wie es vorher war«, sagte Joe.
    »Wenn du hier auf Plowman bleibst, bleibe ich auch«, sagte Mali.
    »Warum?«
    »Ich liebe die Gruppenmeinung, den Gruppenwillen. Erst er bringt wirkliche Aktion zustande; ›This is where the action is‹, wie man bei euch auf der Erde zu sagen pflegt.«
    »Das hat man auf Terra seit fast einem Jahrhundert nicht mehr gesagt«, sagte Joe nachdenklich.
    »Unsere terranischen Lehrbücher waren ziemlich alt«, sagte Mali zerknirscht.
    Joe wandte sich an die noch immer herumstehenden Mitglieder der Gruppe. »Gehen wir zum Olympia-Hotel zurück, damit wir erst einmal ein heißes Bad und ein Mittagessen bekommen.«
    »Und uns endlich schlafen legen können!« fügte Mali hinzu.
    Joe nahm sie in die Arme. »Oder was Humanoide sonst noch alles zu tun pflegen.«
     

16
     
    Acht Sechsundzwanzigstundentage später bat Glimmung die Gruppenmitglieder, sich unter den hermetisch versiegelten Kuppeln der geheizten, erleuchteten Tauchstation zu versammeln. Der Roboter Willis ging die Anwesenheitsliste durch. Als alle eingetroffen waren, gab er eine Meldung an Glimmung durch. Dann warteten sie gemeinsam.
    Joe kam als erster. Er machte es sich in einem der Holzstühle bequem und zündete sich eine Graszigarette von Sirius 5 an. Es war eine gute Woche gewesen; er hatte Mali sehr oft gesehen und hatte sich mit Nurb K’ohl Dáq, dem liebenswürdigen Zweiklapper, angefreundet.
    »Ich erzähle Ihnen mal einen von Deneb 4«, sagte der Zweiklapper, der inzwischen auch eingetroffen war. »Ein Frebe, nennen wir ihn mal A, versucht, für fünfzigtausend Burfeln einen Glank zu verkaufen.«
    »Was ist denn ein Frebe?« fragte Joe.
    »Eine Art –« Der Zweiklapper dachte angestrengt nach, wobei sein Körper in wellenförmige Bewegung geriet. »Eine Art Dummkopf.«
    »Und was ist ein Burfel?«
    »Eine Geldmünze, wie ein Crumble oder ein Rubel. Nun, jedenfalls kommt jemand und sagt: ›Glauben Sie im Ernst, daß Sie fünfzigtausend Burfeln für Ihren Glank bekommen?‹«
    »Was ist denn ein Glank?«
    Der Zweiklapper geriet wieder in wellenförmige Bewegung. Er verfärbte sich vor lauter Anstrengung hellrosa. »Ein Haustier, eine niedrige Lebensform. Jedenfalls sagt der Frebe: ›Ich habe schon meinen Preis.‹ – ›Sie haben schon Ihren Preis?‹ fragte der andere. ›Wirklich?‹ – ›Ganz sicher‹, sagte der Frebe. ›Ich habe ihn gegen zwei Pidniden für fünfundzwanzigtausend Burfeln eingehandelt.‹«
    »Was ist ein Pidnide?«
    Der Zweiklapper gab erschöpft auf, knallte wütend seine Schale zu und zog sich in seine Intimsphäre zurück.
    Die Spannung, dachte Joe. Sogar Nurb K’ohl Dáq hat sie schon befallen. Wir sind alle übersensibel.
    Er stand auf; Mali hatte den Raum betreten.
    »Komm hierher«, sagte Joe und besorgte ihr einen Stuhl.
    »Danke!« murmelte Mali und setzte sich. Sie sah ziemlich blaß aus. Als sie sich eine Zigarette anzündete, bemerkte Joe, daß ihre
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