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Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Titel: Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)
Autoren: Herbert Knebel
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fühlte mich schon wieder wie im Autokino. Ich wollt grad die Jalousien runterlassen, da sacht der Dr.   Heinemann, Herr Knebel, wie schlafen Sie denn? Ich sach, och, an für sich gut und viel. Auf jeden Fall nich zu knapp. Da meinte er, und in wat für ne Stellung schlafen Sie? Ich sach, ja … klassisch, also sie unten und der Mann oben. Da sacht er, näh, so genau wollt er dat gar nich wissen. Et ging ihm nich um Beischlaf, sondern um Erholungsschlaf. Und ob ich aufe Seite, aum Rücken oder aum Bauch pennen tät. Ich sach, dat is mir egal, Hauptsache, tief und fest und nich zu knapp, wie ich ja eingangs im Patientengespräch schon erwähnte. Da sachte er, dat müsst er aber wissen, weil, dat wär für ihm seine Diagnose von entscheidende Bedeutung. Ich sollt ma ne Woche drauf achten und dann wiederkommen.
    Ja, nächste Nacht hab ich mich hingelegt und drauf gewartet, wat für ne Stellung ich einnehm, wenn ich gez gleich einschlaf. Und da hab ich festgestellt, dat et mich automatisch in die stabile Seitenlage zieht. Und da ich da auf die Beobachtung so konzentriert war, konnt ich nich einschlafen und hab zum ersten Ma mitgekricht, wie mein Frau schläft. Meine Fresse, wat schläft die unruhig! Wie son Hamster im Laufrad! Mal hatt ich den Ellbogen im Nacken, dann die ihr Knie im Gesicht, dann lag se quer, dann mim Kopp am Fußende. Dat war wie ne Kür im Bodenturnen. Auf jeden Fall war mir sofort klar, dat weder die Matratze noch meine Stellung der Grund für meine Malessen war, sondern wie immer mein Frau.
    Jetz überleg ich, wat für Schutzmaßnahmen ich ergreifen soll. Ob ich die Matratze durchsägen soll oder Plexiglasscheibe zwischen uns als Schutzwand oder ob ich der abends wat in Likör mischen soll, wat se ruhigstellt. Ich weiß et nich. Ich muss ma mit mein Arzt drüber sprechen, wat für ne Lösung der empfiehlt.



Ich glaub, ich geh kaputt!
Ich kam irgendwann im September zur Welt
Und hab mich drekt total müde gestellt
Der Vadder war stinkig, er wollte ein Tier
Er sah mich kurz an und sachte zu mir:
Ich glaub, ich geh kaputt!
 
Die ersten paar Jahre hatt ich kaum wat zu tun
Ich hing meiste Zeit nur im Bettchen rum
Dann hieß et auf einma: Die Schule geht los! I
ch war viel zu müde und dachte bloß:
Ich glaub, ich geh kaputt!
 
Die Schule rauschte im Halbschlaf vorbei
Wat dann kam, war auch nich dat Gelbe vom Ei
Ich sollte geregelte Arbeit nachgehn
Dat hieß jeden Tach immer um sechs aufstehn!
 
Also, wenn ich hier ma meinen lyrischen Erguss unterbrechen dürfte. Um sechs Uhr aufstehen natürlich außer Sonntag. Dat wär ja en Hammer gewesen, wenn ich da auch hätte mitten inne Nacht aufstehen müssen! Ja, und der Samstach war ja noch Werktach damals. Bis die Gewerkschaft sich dafür eingesetzt hat, dat die Arbeiter da freihaben. Da gab et damals ne riesen Kampagne mit so Kinder, die auf ein Plakat drauf waren, und auf dat Plakat sachten die: Am Wochenende gehört der Papa mir!
Ja, is doch klar, da hab ich schnell ein angesetzt, damit ich auch in den Genuss von ein komplett freies Wochenende komm. Aber der Schuss war der berühmte Schuss in Ofen! Mit so Blagen, da krisse ja gar kein Auge mehr zu! Die stehn um halb drei nachts an deine Pofe und sagen so Sachen wie: aa, teita oder Steh auf, du Penner! Der Schuss, der ging nach hinten los! Oder … wär er ma nach hinten losgegangen! Jedenfalls hab ich da oft gedacht:
 
Ich glaub, ich geh kaputt!
 
Mit 30 dacht ich, so kann’t nich weitergehn!
Jeden Tach dat scheiß Frühaufstehn!
Et muss doch wat geben, wo man pennen kann
Ich fragte beim Arbeitsamt, und die sachten dann:
Wat sind Sie denn fürn Komiker?!
Ich glaub, ich geh kaputt!
 
Die Idee von den Arbeitsamtheini war toll
Schon der erste Auftritt war … ganz durchwachsen
Am Morgen danach schlief ich bis inne Puppen
Am Abend spielt’ ich dann schon im nächsten Schuppen
Ich glaub, ich geh kaputt!
 
Anschließend hab ich ne Laufbahn gemacht
Hab et immerhin bis auf so manche Bühne gebracht
Schön, wenn ihr kommen würdet, und schlaft bloß nich ein!
Sons steh ich da oben und denk nur, oh Gott!
Ich glaub, ich geh kapott!

Zwei Jahreszeiten
    Boh glaubse, ham Sie inne letzte Zeit ma rausgekuckt? Is Ihnen da auch wat aufgefallen? Ach, da is Ihnen nix aufgefallen? Dat hab ich mir nämlich schon gedacht! Ja, jetz kucken Se nochma raus. Noch immer nix? Dann wird et wohl Zeit, dat ich Sie aufklär. Und zwar is mir aufgefallen, et gibt nur noch trocken oder nass, also im Prinzip nur noch zwei
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