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Jerry Cotton - 2914 - Der Geruch der Angst

Jerry Cotton - 2914 - Der Geruch der Angst

Titel: Jerry Cotton - 2914 - Der Geruch der Angst
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verdrückt. »Komm«, sagte ich zu Phil. »Die Warterei macht mich wahnsinnig. Wir fragen nach, warum das so lange dauert.«
    Wir fuhren hinauf in die Notaufnahme. Schwester July war nicht mehr zu sehen. Schade, dachte ich, sie hatte nett gewirkt. Stattdessen saß eine ältere Schwester am Tresen. Sie war Mitte vierzig, hatte die Haare streng nach hinten gekämmt und einen verkniffenen Ausdruck um den Mund. Schwester Natascha las ich auf ihrem Namensschild.
    »Wissen Sie, ob sich Dr. Slotnick noch im OP befindet?« Phil zeigte der Schwester seinen Dienstausweis.
    Sie blickte auf und wirkte müde und überarbeitet.
    »Um was geht es denn bitte?«, fragte sie völlig unbeeindruckt von Phils Ausweis.
    »Mein Kollege und ich haben vor zwei Stunden einen schwer verletzten Mann in die Notaufnahme gebracht. Einen Kim Hyong-sik. Dr. Slotnick sollte ihn operieren und uns wollte man Bescheid geben, wenn er fertig ist.«
    Schwester Natascha starrte Phil an. »Kim Hyong-sik sagten Sie?« Ihr Blick schweifte ab. Für einen Augenblick schien sie meilenweit entfernt zu sein.
    »Schwester?«
    »Moment bitte.« Sie tippte etwas in den Computer ein. »Soweit ich sehen kann, ist Dr. Slotnick mit der OP fertig.« Sie starrte weiter auf den Monitor. »Der Patient wurde auf die Intensivstation verlegt.«
    »Wir würden gern mit Mister Kim sprechen.«
    »Das geht nicht. Er liegt auf der Intensivstation, da können Sie nicht einfach hinein. Außerdem steht er mit Sicherheit unter dem Einfluss von Schmerzmitteln. Mister Kim Hyong-sik hat einen schweren Eingriff hinter sich. Wahrscheinlich schläft er.«
    »Können wir wenigstens Dr. Slotnick sprechen?« Langsam verlor ich die Geduld.
    »Der befindet sich erneut im OP«, antwortete Schwester Natascha, ohne nachzuschauen.
    »Man wollte uns informieren, wenn er mit Mister Kims Operation fertig ist.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Gut, dann setzen wir uns jetzt hierhin und warten auf Dr. Slotnick.«
    Die Schwester starrte uns böse an. »Daran kann ich Sie ja wohl nicht hindern.« Sie senkte den Kopf und vergaß uns offenbar.
    ***
    Es ging auf Mitternacht zu, als Dr. Slotnick endlich für uns Zeit hatte. Mit dynamischen Schritten kam er auf uns zu. »Entschuldigen Sie bitte, aber bei den Witterungsbedingungen kommt es vermehrt zu Unfällen. Heute ist es besonders schlimm. Ein Notfall nach dem anderen kam herein.« Er reichte uns die Hand.
    Slotnick war ein großer, recht junger Mann. Sein Auftreten wirkte schwungvoll, aber als er vor uns stand, konnte ich einen müden Zug um seine Augen erkennen. Ich wies mich aus. »Special Agent Cotton vom FBI. Das ist mein Kollege Special Agent Decker.«
    »Und Sie haben den Mann tatsächlich auf der Straße gefunden?«, fragte der Doktor skeptisch. »Er wurde frisch operiert. Er hätte in ein Krankenhaus gehört.«
    Ich nickte zustimmend. »Wie geht es Mister Kim?«
    »Wie heißt es doch so schön? Den Umständen entsprechend. Er bekommt Schmerzmittel und Antibiotika. Damit sollte er es schaffen.«
    »Sie sagten, er wurde frisch operiert. Was war das für ein Eingriff? Wurde ihm eine Kugel entfernt?«
    »Nein, eine Niere.«
    »Eine Niere?«, fragten Phil und ich wie aus einem Mund.
    »Warum, kann ich nicht sagen, aber Mister Kim wurde offenbar innerhalb der letzten 24 Stunden einer Nephrektomie unterzogen.«
    »Nephrektomie?«
    »Entschuldigung. Das ist der medizinische Fachausdruck für die operative Entfernung einer Niere. Mister Kims linke Niere wurde entnommen.«
    »Warum?«
    Slotnick zuckte mit den Schultern. »Das kann Ihnen nur der Patient sagen.«
    »Danke, Dr. Slotnick«, sagte Phil.
    Der junge Arzt rieb sich die müden Augen und wandte sich zum Gehen. Ich hielt ihn zurück. »Ich möchte wissen, welches Krankenhaus einen frisch operierten Mann entlässt.«
    Slotnick hielt inne. »Agent Cotton, Sie dürfen nicht gleich einen Ärztepfusch vermuten«, erklärte er. »Manchmal wollen die Patienten so schnell wie möglich entlassen werden. Zum Beispiel weil sie sich die Nachsorge nicht leisten können. Oder weil sie niemanden haben, der ihre Kinder betreut.«
    Das mochte sein, doch ich ließ nicht locker. »Auf den Medikamenten, die Mister Kim bei sich hatte, stand kein Name drauf. Weder der eines Arztes noch der eines Krankenhauses oder eines Drugstores.«
    »Das ist wirklich ungewöhnlich«, stimmte mir Dr. Slotnick zu. Er seufzte. »Es ist zwar eine Heidenarbeit, aber wenn Sie wollen, kann ich das für Sie überprüfen lassen. Ich werde
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