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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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dem Nightclub wummerte wie ferner Kanonendonner.
    ***
    Der Mann trug eine grobkarierte Jacke. Er saß auf einem Hocker der Bar und trank in kurzen Abständen aus einem Glas, das bis zum Rand mit Whisky gefüllt war. Er hatte kleine blaue Augen mit entzündeten Lidern, eine aufgebogene Nase und ein vorspringendes Kinn voller Brutalität.
    Als sich eine Hand auf seinen Arm legte, drehte er den Kopf über die Schulter. Carmie Gill stand neben ihm. »Hallo, Mr. Holgren!« sagte sie.
    Er blickte sie von Kopf bis Fuß an. »Hast du dich für mich schön gemacht, Carmie?« fragte er grob, faßte nach dem Whiskyglas und hob es ihr entgegen. »Du weißt doch, daß ich den Stoff jedem Mädchen vorziehe.«
    Das Mädchen nagte vervös an der Unterlippe. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich den Mann aus der Callan Street wiedersehe?«
    »Wen meinst du?«
    »Den Mann, zu dem Sie mich schickten, um einen Koffer abzuholen. Sie nannten mir die Telefonnummer und die Adresse, aber keinen Namen.«
    »Ah, du sprichst von Hank Ethern.«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Sie nannten seinen Namen nicht, aber ich finde, daß der Mann großartig aussieht.«
    »Du häst dich in ihn verknallt?«
    »Das war nicht einseitig, Mr. Holgren. Er zeigte auch Interesse!«
    John Holgren brach in brüllendes Gelächter aus. »Am Ende hat dir Ethern noch einen Heiratsantrag gemacht, wie?« schrie er. »Nimm dich in acht, Carmie. Ethern kann sich zu einer tödlichen Gefahr für ein Girl entwickeln.«
    »Was meinen Sie damit?« rief das Mädchen empört.
    »Ich kenne niemanden, der mehr Übung im Killen hätte.« Er grinste teuflisch.
    »Ich fand ihn freundlich und liebenswürdig«, verteidigte Carmie ihre vermeintliche Eroberung. »Außerdem scheint er über viel Geld zu verfügen.« Schnippisch setzte sie hinzu: »Das Päckchen, das ich ihm übergeben mußte, enthielt mindestens zweitausend Dollar.« Holgren wurde ernst. »Er hat dir die Dollars gezeigt?«
    »Ja, er machte kein Geheimnis daraus.«
    Holgren drehte des Glas zwischen den Fingern und schien das Girl vergessen zu haben. Carmie brachte sich in Erinnerung. »Ich werde also mit Hank ein Rendezvous verabreden.«
    »Meinetwegen verabrede dich mit dem Teufel«, knurrte Holgren, wandte ihr den Rücken zu und gab dem Mixer ein Zeichen, das Glas neu zu füllen.
    Ein paar Minuten später tauchte Natty, der junge Farbige, neben ihm auf. »Der Boß will dich sehen, John.«
    Obwohl Holgren an diesem Abend viel getrunken hatte, schwankte er nicht, als er den Kellergang entlangging. Er betrat den Heizungskeller. Unwillkürlich sog er die Luft ein. Der Duft einer sehr guten Zigarre wehte durch den Raum, und plötzlich hatte Holgren das Gefühl, endlich den Mann kennenzulernen, für den er seit über einem Jahr arbeitete.
    Holgren täuschte sich. Der Heizungskeller war so leer wie immer. Der Zigarrenrauch zog in dünnen blauen Rauchfäden durch die Deckenöffnung.
    »Hallo, Boß«, sagte Holgren.
    »Hallo, John«, antwortete der Mann aus der Dunkelheit der oberen Etage. »Willst du eine Zigarre? Halt die Hände auf! Wäre schade, wenn sie auf den Boden fiele. Das Stück kostet einen Dollar und achtzig Cent.«
    Holgren hob die Hände. Die Zigarre fiel von oben herab. Der Mann biß die Spitze ab und klemmte sie zwischen die Zähne. »Sie müssen sich allmählich wie der Weihnachtsmann Vorkommen, Boß«, knurrte er. »Immer verteilen Sie Geschenke und Befehle von oben herunter.«
    »Ich halte es für richtig, John.«
    Holgren zündete die Zigarre an. »Wenn Sie mich fragen, Boß, so halte ich es für unfair, daß Sie sich nicht zeigen.«
    »John, ich habe dir schon zweimal gesagt, daß deine Kritik überflüssig ist. Ich bleibe so lange im Dunkel, bis ich das große Geschäft unter Dach und Fach gebracht habe. Jeder, dem das nicht paßt, kann aussteigen. Wie steht’s mit dir, John?«
    Holgren senkte den Kopf, denn er wollte nicht, daß der andere den Haß in seinem Gesicht erkannte. »Sie wissen genau, daß ich nicht aussteigen kann, Boß! Sie lassen mich hochgehen, und Sie zeigen mir Ihr Gesicht nicht, damit ich mich nicht revanchieren kann.«
    Der andere lachte. »Denk nicht mehr an den kleinen Mord, John, den du vor vier Jahren begangen hast. Ich habe dir versprochen, daß ich dir die Beweise an dem Tag aushändige, an dem wir das große Geld kassieren. Reden wir also vom Geschäft! Ich habe den Koffer erhalten, aber dieser Berufskiller hat vergessen, die Stahlstift-Pistole und die Spezialzange hineinzulegen.
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