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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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»Ein Rasierwasser, Sir? Welche Marke bevorzugen Sie?«
    »Zeigen Sie mir eine Auswahl.« Ich wollte Zeit gewinnen. Irgendwo in diesem Laden mußte sich Carmie befinden, und ich hoffte, sie würde auf der Bildfläche erscheinen, solange ich mich hier beschäftigte.
    Die Rothaarige baute ein Sortiment Rasierwasser auf dem Ladentisch auf, in dem ich herumsuchte und totale Entschlußlosigkeit spielte. Am Anfang versuchte die Rothaarige noch, mich zu der einen oder anderen Sorte zu überreden. Schließlich gab sie es auf und nannte nur noch mürrisch die Preise.
    Der Mann ließ seinen Kunden im Stich und griff ein. »Dieses Wasser kann ich Ihnen wirklich empfehlen«, beschwor er mich und schüttelte eine Flasche vor meinen Augen. Der Mann im Behandlungsstuhl protestierte wütend.
    »He, Harold, kümmern Sie sich gefälligst um meinen Kopf!«
    Ich sah ein, daß ich mich nicht länger in dem Laden aufhalten konnte. Vermutlich saß das schwarzhaarige Mädchen hinter einem der Wandschirme und ließ sich eine neue Frisur bauen, deren Produktion Stunden in Anspruch nahm. Ich zeigte auf irgendeine Flasche. »Ich nehme diese«, entschied ich. Die Rothaarige atmete hörbar auf.
    »Außerdem möchte ich mir die Haare schneiden lassen.«
    »Nehmen Sie Platz!« Harold Govin wies auf den Nachbarsessel. »Ich bin nur noch drei Minuten beschäftigt. Rauchen Sie? Zigarette? Anita! Zigaretten für Monsieur!« Ich begriff, daß sein Akzent seine französische Herkunft andeuten sollte. Ich ließ mich in den Sessel fallen. Die rothaarige Anita servierte auf einem goldenen Tablett vier verschiedene Zigarettensorten und reichte mir Feuer.
    »Harolds Girls sind erstklassig«, sagte der Mann neben mir. Unsere Blicke begegneten sich im großen Wandspiegel. Gleichzeitig konnten wir das Mädchen sehen, das die Flaschen in das Regal zurückstellte.
    Mein Nachbar hatte ein rundes Gesicht mit buschigen Augenbrauen und einem mächtigen Doppelkinn. Er grinste mich im Spiegel freundlich an. »Sehen Sie nur!« sagte er. Irgendein blondes Girl tauchte hinter einem Wandschirm auf, sprach zwei Worte mit Anita und verschwand dann wieder hinter dem Schirm. Auch dieses Mädchen trug einen blauen Kittel ohne Ärmel. Das Kleidungsstück endete bereits zwei Handbreit über dem Knie.
    Der Dicke schnalzte mit der Zunge. »’ne prächtige Idee, Harold, die Spiegel so anzubringen, daß unsereiner ungestört ’nen Blick in die Ladys-Abteilung riskieren kann.«
    »Ein Zufall, Mr. Fiebe!«
    »Unsinn! Das haben Sie sich genau ausgerechnet, und nur dafür zahle ich Ihren unverschämten Preis!«
    »Nicht dafür, Mr. Fiebe! Ich verleihe Ihrem Haar den neuesten französischen Chic.«
    »Ich pfeife auf Ihren Chic, Govin. Ihre Künste machen mich auch nicht mehr schöner. Außerdem glaube ich, daß Sie nicht einmal genau wissen, wo Paris liegt. Aber Ihre Girls, mein Freund, sehe ich mir mit wirklichem Genuß an.« Er zwinkerte mir zu.
    Der Haarkünstler schien beleidigt zu sein. Ein paar Minuten später beendete er die Arbeit am Kopf des Dicken und entfernte den Umhang. »Bitte sehr, Mr. Fiebe!« Der Mann wuchtete sich aus dem Sessel hoch. Seine Figur paßte zu seinem Schädel. Er besaß die Gestalt eines Holzfällers, der sich zur Ruhe gesetzt hatte und dabei fett geworden war.
    Während der Besitzer des Ladens um mich herumtanzte, beobachtete ich im Spiegel, wie Mr. Fiebe dem rothaarigen Mädchen eine Zehndollarnote gab und ihren nackten Arm tätschelte, als sie ihm das Wechselgeld geben wollte. »Das genügt mir, meine Süße! Behalten Sie den Rest!«
    »Danke, Mr. Fiebe!« Sie begleitete ihn zur Tür. Als er am Schaufenster vorbeiging, winkte er mir noch einmal zu.
    »Wer ist Mr. Fiebe?« fragte ich.
    »Ein ungehobelter Klotz«, wütete Govin. »Ein Mann ohne Geschmack.« Er strich nach der Art der Friseure mit dem Handrücken über meine Wangen. »Monsieur sind unrasiert. Ich beherrsche die europäische Methode, also nicht elektrisch, sondern von Hand und mit dem Messer. Darf ich Sie rasieren, bevor ich Ihnen die Haare schneide?«
    »Meinetwegen«, sagte ich ergeben. Ich war entschlossen, so lange in diesem Laden zu bleiben, bis die schwarzhaarige Carmie hinter irgendeinem dieser Wandschirme zum Vorschein kam. Ich mußte den Kopf zurücklegen, wurde eingeseift, und Govin hantierte mit einem Rasiermesser in meinem Gesicht und an meiner Kehle herum. Irgendwann während dieser Prozedur fiel mir ein, daß es sich als ein verdammter Leichtsinn herausstellen könnte, dem
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