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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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Expreß passiert war. Das konnte nur in Washington geschehen. Ich startete den Mercury und steuerte ihn auf den Highway nach Washington.
    Kurz nach elf Uhr stoppte ich den Wagen in der Callan Street vor einem zweistöckigen Apartmenthaus. Eine knappe Stunde früher war der Tennessee-Washington-Expreß auf der Union-Station, dem Hauptbahnhof Washingtons, eingelaufen, und die Männer, die Hank Ethern losgeschickt hatten, mußten jetzt schon wissen, daß sich ein ermordeter Mann im Zug befunden hatte.
    Ich betrat die Halle des Apartmenthauses. Die Etagen trugen Buchstabenbezeichnungen, und ich drückte den Knopf für den E-Floor. Ich wanderte den Korridor entlang bis zur Nummer 28, zog den Schlüssel heraus und schob ihn ins Schloß. Es überraschte mich schon nicht mehr, daß der Schlüssel paßte. Ich öffnete und betrat das Apartment, das aus einer winzigen Diele, einem Wohnschlafraum und einem Badezimmer bestand. Es roch nach kaltem Rauch. Ein überquellender Aschenbecher, leere Bierdosen, unabgewaschene Teller mit Speiseresten verrieten, daß in der Wohnung ein Mann gehaust hatte, dem der Zustand seiner Umgebung völlig gleichgültig war.
    Im Schrank hing ein zweiter Anzug. In den Wäschefächern lagen einige Hemden. Als ich sie hochhob, entdeckte ich eine 40er Cower-Pistole und ein Reservemagazin. Wahrscheinlich war das Ethems private Artillerie.
    Im Badezimmer fand ich Zigarettenkippen in der Dusche und eine leere Whiskyflasche im Waschbecken. Ein paar Toilettenartikel standen im Wandschränkchen. Ich schraubte eine Rasierwasserflasche auf, roch daran und versuchte, mich daran zu erinnern, ob Etherns Haut diesen Geruch besessen hatte, als ich mit ihm kämpfte. Während ich die Flasche noch in der Hand hielt, schrillte im Wohnraum das Telefon.
    Ich ging hinüber und legte die Hand auf den Hörer. Ich kannte Hank Etherns Gesicht aus den Fahndungsakten, aber ich war ihm nie vorher begegnet, und ich hatte ihn niemals sprechen gehört. Sein letztes Stöhnen hatte nichts über den normalen Klang seiner Stimme verraten. Wenn der Mann am anderen Ende der Leitung Etherns Stimme kannte, so konnte ich ihn nicht bluffen, und mein Versuchsballon platzte in dieser Sekunde. Ich hob ab und meldete mich mit einem geknurrten »Ja«.
    Nicht ein Mann hing am anderen Ende. Eine Frauenstimme sagte: »Guten Tag! Haben Sie die Nummer Relling 5-6364?«
    Ich warf einen Blick auf das kleine Schild am Fuß des Telefons.
    »Relling 5-6364«, bestätigte ich.
    »Ich soll einen Koffer bei Ihnen abholen. Paßt es Ihnen, wenn ich sofort komme?«
    »Einverstanden!«
    »In fünf Minuten bin ich bei Ihnen!« Sie legte auf. Auch ich ließ den Hörer auf die Gabel gleiten. Ich holte den Koffer und öffnete ihn. Das Mädchen am Telefon hatte keinen Anstoß an meiner Stimme genommen. Vermutlich kannte sie Hank Ethern nicht, und so würde sie sich auch nicht über mein Gesicht wundern. Das Material in der Aktentasche würde der anderen Seite keine wertvollen Informationen liefern. Es durfte unseren Gegnern in die Hände geraten. Ich beschloß, die Rolle weiterzuspielen. Ich ließ mich in einen Sessel fallen und zündete mir eine Zigarette an. Noch bevor ich sie aufgeraucht hatte, läutete es. Ich stand auf und öffnete.
    Das Mädchen mußte zwischen zweiundzwanzig und vierundzwanzig Jahre alt sein. Das Gesicht war hübsch, aber ein wenig gewöhnlich. Das Make-up war zu kräftig, der Lippenstift zu rot, die Wimpern zu gründlich getuscht. Die blaugrauen Augen kontrastierten wirkungsvoll mit dem tiefschwarzen Haar. Das Girl steckte in einem Minikleid, das nicht nur über den Knien knapp war. Über dem Kleid trug das Mädchen einen knallgelben Wettermantel, den sie nicht geschlossen hatte. Sie lächelte und sagte: »Hallo!«
    »Hallo! Kommen Sie herein!« Ich ließ sie vorangehen. Im Wohnzimmer lag der Koffer auf dem Tisch.
    Sie zeigte darauf. »Ich hoffe, er ist nicht schwer!«
    »Leichter, als er aussieht!« Sie nahm ihn vom Tisch.
    »Ich hasse es, schwere Koffer zu schleppen!«, teilte sie mir mit.
    »Soll ich Ihnen helfen?«
    »Nicht nötig! Mein Wagen steht auf der Straße, und bis unten kann ich den Lift benutzen.« Aus irgendeinem Grunde schien sie wenig Lust zu haben, schon zu verschwinden. Beharrlich blickte sie mir in die Pupillen, und das Lächeln lag so fest um ihren Mund, als wären ihre Lippen von einem Krampf befallen.
    »Kann man erfahren, wie Sie heißen?« fragte ich.
    »Carmie«, antwortete sie prompt. »Oh, beinahe hätte ich vergessen,
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