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Kaylee

Kaylee

Titel: Kaylee
Autoren: R Vincent
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1. KAPITEL
    „Danke fürs Mitnehmen, Traci!” Emma schlug die Autotür hinter sich zu, riss sie aber schon im nächsten Moment wieder auf, um ihren eingeklemmten Rockzipfel zu befreien. Emmas Schwester Traci saß hinter dem Steuer und streckte den Kopf zum Seitenfenster hinaus.
    „Wenn ihr um acht nicht da seid, fahre ich ohne euch!”, rief sie.
    Zur Antwort knallte Emma spöttisch die Hacken zusammen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und lief, noch bevor Traci losgefahren war, auf den Eingang des Einkaufszentrums zu. Wir hatten nicht vor, uns um acht Uhr auch nur in der Nähe des Parkplatzes aufzuhalten. Wir würden problemlos eine andere Mitfahrgelegenheit finden. Denn Emma brauchte nur mit den Hüften zu wackeln und zu lächeln, und die Jungs warfen ihr die Autoschlüssel zu Füßen, wenn sie wollte.
    Bei jemandem mitzufahren machte Emma am meisten Spaß, weil sie dann mit dem Fahrer flirten konnte. Sie probierte gerne aus, wie lange es dauerte, bis seine Konzentration nachließ und er den Blick nur noch mit Mühe auf der Straße halten konnte. Zwar hatte sie bisher noch keinen Unfall verursacht, aber sie trieb es jedes Mal ein bisschen weiter. Emma testete gerne ihre Grenzen aus – und zwar bei allem, was sie tat.
    Ich machte ihre Verrücktheiten mit, weil ich das Gefühl von Macht und Freiheit genoss – Emmas Leben war in der Regel ein ganzes Stück aufregender als meins.
    „Also, Kaylee, der Plan sieht folgendermaßen aus.” Em betrat das Einkaufszentrum durch die Glastür, die zischend vor uns aufglitt. Die klimatisierte Luft tat meiner verschwitzten Haut und den heißen Wangen gut. Tracis Auto hatte keine Klimaanlage, und im Großraum Dallas war es im September immer noch so heiß, dass selbst der Teufel ins Schwitzen geriet.
    „Solange Toby sich vor allen anderen so richtig schön blamiert, bin ich dabei.”
    „Das wird er!” Em blieb vor einem Spiegel im Gang stehen und grinste mich schelmisch an. Ihre braunen Augen funkelten. „Zumindest das hat er ja wohl verdient. Nachdem du mir schon nicht erlaubt hast, sein Auto zu zerkratzen …”
    Es hatte mich durchaus gereizt, das musste ich zugeben. Aber in weniger als einem Jahr würde ich selbst den Führerschein bekommen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass es sich in irgendeiner Form rächen würde, jemandem das frisch lackierte Auto zu zerkratzen – auch wenn es sich bei diesem Jemand um meinen Arsch von Exfreund handelte. Karma eben.
    „Was hast du vor? Ihn in der Cafeteria gegen einen Tisch schubsen? Ihm beim Sport ein Bein stellen? Oder knöpfst du ihm beim Tanzen die Hose auf und schreist dann um Hilfe?” Was den Abschlussball anging, machte ich mir um mein Karma weniger Sorgen. Toby dagegen hatte einiges zu befürchten …
    Emma riss sich von ihrem Spiegelbild los und warf mir einen überraschten Blick zu. „Ich wollte ihn eigentlich nur versetzen und dann mit seinem besten Freund auf der Tanzfläche rummachen. Aber die Idee mit der Hose ist ziemlich verlockend. Vielleicht machen wir einfach beides!” Grinsend zog sie mich weiter, bis wir uns der zur Mitte hin offenen Haupthalle genähert hatten. Von der Balustrade aus hatte man einen guten Blick hinunter ins Untergeschoss. „Aber zuerst sorgen wir dafür, dass er es den ganzen Abend lang bereut, nicht mit dir hingegangen zu sein!”
    Normalerweise ging ich nicht gerne shoppen. Mit meiner schmalen Figur und dem kleinen Busen brauchte ich keine verschnörkelten Klamotten. Eine Jeans und enge T-Shirts taten es genauso. Und ohne dass ich mir dessen bewusst war, kleidete ich mich wohl ziemlich vorteilhaft. Denn nur zwei Tage nach dem Beziehungsaus hatte ich bereits ein Ersatzdate gefunden.
    Trotzdem blieb Toby ein Arsch – kaum eine Stunde, nachdem er mit mir Schluss gemacht hatte, war er doch glatt bei Emma aufgetaucht und hatte sie gefragt, ob sie mit ihm zum Schulball gehen wollte. Sie hatte Ja gesagt, weil sie im Hinterkopf bereits einen Racheakt geschmiedet hatte.
    Und so waren wir heute, eine Woche vor dem Ball, bewaffnet mit der Kreditkarte meiner Tante und Emmas stilsicherem Auge, losgezogen, um meinem schleimigen Ex so richtig eins auszuwischen.
    „Lass uns zuerst zu …” Emma lehnte sich über das Geländer und warf einen prüfenden Blick auf die Fressbuden im Untergeschoss. „Lecker! Sollen wir erst einen Happen essen?” Ihrem Tonfall entnahm ich, dass es sich bei dem, was sie erspäht hatte, nicht um etwas zu essen handelte.
    Ich blickte über die Brüstung und sah
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