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Kaylee

Kaylee

Titel: Kaylee
Autoren: R Vincent
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zwei Typen mit den grünen Baseballkappen der Eastlake-Highschool ein paar Tische zusammenschieben. An einem davon saßen vier Mädchen vor einem Berg Junkfood. Einen der Jungs kannte ich, es war Nash Hudson aus der Elften, dessen aktuelle Flamme – Amber irgendwas – bereits am Tisch Platz genommen hatte. Das wäre überhaupt die beste Racheaktion der Welt: mit Nash beim Schulball aufzutauchen, dachte ich. Aber das konnte ich vergessen. Auf Nashs Radar tauchte jemand wie ich nicht einmal als kleines Blinklicht auf.
    Neben Amber saß meine Kusine Sophie. Ihren Hinterkopf erkannte ich sofort, denn diesen Körperteil von ihr bekam ich am häufigsten zu Gesicht.
    Auch Emma hatte sie erkannt. „Wie ist Sophie hergekommen?”, fragte sie.
    „Eine der anderen Hupfdohlen hat sie heute Morgen abgeholt.” Zum Glück hatte Sophie mich die meiste Zeit über schlichtweg ignoriert, seit sie beim Vortanzen für die Cheerleader als einzige Elftklässlerin ausgewählt worden war. „Tante Val holt sie in einer Stunde wieder ab.”
    „Das ist doch Doug Fuller ihr gegenüber. Komm mit!” Emmas Augen funkelten wieder. „Ich hätte Lust auf eine Spritztour in seinem neuen Wagen.”
    „Em …” Aber sie war bereits unterwegs, und mir blieb nichts anderes übrig, als mich zwischen allerlei Menschen mit vollen Einkaufstüten und kleinen Kindern hindurchzuschlängeln und ihr nachzulaufen. Erst auf der Rolltreppe holte ich sie wieder ein.
    „Schau mal, wer noch da ist!” Ich deutete nach unten. Eine der Cheerleaderinnen hatte sich neben Doug gesetzt und flüsterte ihm gerade etwas ins Ohr. „Meredith wird ausflippen, wenn sie dich sieht.”
    Emma zuckte die Schultern und trat von der Rolltreppe hinunter. „Sie wird’s überleben. Oder auch nicht.”
    Doch kaum hatte ich einen Fuß auf den Boden gesetzt, griff eine dunkle Angst mit kalten Klauen nach mir, und ich wusste, dass ich mich dem Tisch auf keinen Fall nähern durfte.
    Zumindest nicht, ohne Aufsehen zu erregen.
    Ein gellender Schrei stieg in mir auf. Ich drohte jeden Moment die Kontrolle darüber zu verlieren. War er erst einmal ausgebrochen, würde ich ihn nicht mehr unterbinden können, solange ich hierblieb.
    Ich musste weg, bevor das geschehen konnte.
    „Em …”, flüsterte ich heiser und legte eine Hand an den Hals. Es fühlte sich an, als würde ich von innen erwürgt.
    Emma steuerte bereits auf die anderen zu und hörte mich nicht.
    „Em …” Ich legte meine ganze Kraft in diese eine Silbe, diesmal mit Erfolg. Emma drehte sich um und runzelte besorgt die Stirn, als sie mich sah. Sie kannte mich und wusste, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. Nach einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf die Jungs machte sie kehrt und eilte auf mich zu.
    „Panikattacke?”, flüsterte sie.
    Ich nickte stumm und unterdrückte den Impuls, die Augen zu schließen. Im Dunkeln wurde es meist nur noch schlimmer. Dann schien die Welt mich regelrecht zu erdrücken. Dinge schlichen sich an mich heran, die ich nicht sehen konnte.
    Vielleicht sollte ich mir weniger Horrorfilme ansehen …
    „Alles klar, lass uns gehen.” Em hakte mich unter und führte mich weg, weg von den Fressbuden, weg von der Rolltreppe, weg von dem, was diesen speziellen Vorfall ausgelöst hatte.
    „Ist es schlimm?”, fragte sie, nachdem wir uns ein ganzes Stück entfernt hatten.
    „Langsam wird’s besser.” Ich setzte mich auf den Rand des großen Brunnens, der in der Mitte der Haupthalle thronte. Die Wasserfontänen spritzten bis in den zweiten Stock hoch, und wir bekamen ein paar Tropfen ab, aber es war die einzige Sitzgelegenheit. Die Bänke waren alle besetzt.
    „Vielleicht solltest du mal mit jemandem über diese Panikattacken reden.” Emma setzte sich neben mich und tauchte die Finger ins Wasser. „Ich finde es komisch, dass sie immer mit bestimmten Orten verbunden sind. Meine Tante hatte früher auch Panikattacken, aber Weggehen hat bei ihr nie geholfen. Die Panik ist kurzerhand mitgekommen.” Emma zuckte grinsend die Schultern. „Und sie hat immer mordsmäßig geschwitzt. Du schwitzt überhaupt nicht!”
    „Das ist doch immerhin ein Lichtblick.” Trotz der dunklen, lähmenden Angst, die noch immer am Rande meines Bewusstseins lauerte, rang ich mir ein Lächeln ab. Das war nicht meine erste Panikattacke, aber die erste an einem so belebten Ort. Mich schauderte, als mir klar wurde, dass ich Emma und mich beinahe vor Hunderten von Leuten blamiert hätte. Ganz zu schweigen von sechs
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