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Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All

Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All

Titel: Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All
Autoren: Dan Shocker
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Lucy Sherman war eine ausgesprochene Schönheit. Sie hatte
rotes Haar, grüne Augen und ein Gesicht wie aus dem Skizzenbuch
eines Malers.
    Wer Lucy sah, fragte sich, warum sie nicht zum Film gegangen war.
Das lag wahrscheinlich daran, daß die gutaussehende Rothaarige
in Valley Forest geboren und aufgewachsen war. Hier in dieser kleinen
Siedlung, in der rund zehntausend Menschen lebten, war noch keiner
der mächtigen Filmbosse gewesen, um das Mädchen vom Lande
zu entdecken. Und Lucy wiederum war nie in New York und Los Angeles
gewesen, und es zog sie dort auch nicht hin.
    Sie fühlte sich wohl in Valley Forest. Die einfachen Menschen
behagten ihr, hier kannte sie jeden, hier mochte man sie.
    Lucy Sherman gab eine Zeitschrift heraus, in der sie einmal
wöchentlich über das Leben rund um Valley Forest
berichtete. Das Blatt enthielt die Mitteilungen der Gemeinde, eine
Gratulationsseite und vor allem viel Reklame der lokalen
Kaufleute.
    »Our Seven Days« erschien in einer Auflage von
fünfeinhalbtausend Exemplaren. Lucy war Redakteurin,
Anzeigenverwalterin und schrieb Interviews und Berichte.
    An diesem Abend war sie in ihrer kleinen Wohnung gerade dabei, die
neue Ausgabe abzuschließen, als das Telefon anschlug.
    Sie meldete sich.
    »Gregory hier«, antwortete eine dunkle, aufgeregt
klingende Stimme. »Von der Wilson-Farm.«
    Dieser Hinweis hätte sich erübrigt. Lucy kannte Gregory.
Er war Stallknecht auf der Wilson-Farm. Die lag etwa fünf Meilen
vom Ortskern entfernt.
    Im Zentrum von Valley Forest lebte etwa ein Drittel der
Einwohnerschaft. Die restlichen zwei Drittel verteilten sich auf
kleine Siedlungshäuser und Farmen, die oft weit auseinander
lagen.
    »Ja, Gregory! Wo brennt’s denn? Ist’s soweit?«
Es gab eigentlich nur einen Grund, weshalb der Stallknecht anrufen
konnte. Die Stute Long Distance hatte geworfen. Alles, was mit diesem
Pferd zu tun hatte, interessierte die Einwohner von Valley Forest.
Long Distance war der Stolz und das Aushängeschild. Das Pferd
fiel immer wieder auf bei Rennen und hatte dem Gestüt, das der
Farm angegliedert war, schon manchen Preis eingebracht.
    »Ja. Wir haben ein Fohlen. Aber…«
    Gregory sackte förmlich die Stimme weg. Lucy wurde
hellhörig. »Stimmt etwas nicht?«
    »Das kann man wohl sagen, Miss Lucy. Es hat wohl keinen Sinn,
daß Sie kommen…«
    »Weshalb denn nicht?«
    »Wir werden es töten müssen. Doc Ellert kann nichts
machen. Das Fohlen hat zwei Köpfe.«
    »Verdammt!« entfuhr es der hübschen Redakteurin
unbeherrscht.
    Aber weshalb nicht kommen, sagte sie sich dann gleich darauf. Ein
Fohlen mit zwei Köpfen – das gab einen Bericht für
»Our Seven Days«, der nicht alltäglich war.
    »Ich komme sofort, Gregory. Das muß ich mir
ansehen.«
    Sie legte sofort auf, ohne die Redaktion des Teilnehmers
abzuwarten. Lucy schlüpfte in ihre Jacke, griff nach der
weichen, etwas großen Ledertasche, in der Fahrzeugpapiere,
Notizblock und Bleistifte untergebracht waren, und fuhr zwei Minuten
später in dem moosgrünen Ford, der schon acht Jahre auf dem
Buckel hatte, los.
    Es war schon so finster, daß sie die Scheinwerfer anschalten
mußte, um die dunkle Straße zu sehen, die sich schmal und
verlassen zwischen uralten Bäumen dahinschlängelte. Quer
durch das Tal. Von dieser Straße aus führten mehrere
Abzweigungen über die bewaldeten Hügel, hinter denen die
anderen Teile von Valley Forest lagen.
    Auch die Wilson-Farm lag hinter einem solchen Hügel.
    Lucy Sherman dachte an das Fohlen mit den zwei Köpfen und
daran, daß sie es fotografieren würde. Sie hatte schon von
solchen Dingen gehört und gelesen, aber selbst hatte sie noch
nie ein Tier mit zwei Köpfen gesehen. Eigentlich war es mal
etwas anderes, darüber zu schreiben.
    Doch es warteten ganz andere Aufregungen auf sie, gegen die die
Sensation des Fohlens mit den zwei Köpfen verblaßte und
die Lucy fast um den Verstand brachten.
    Sie war die erste, die dem Phantom aus dem All begegnete.
     
    *
     
    »ES« hatte keinen Namen. Aber es lebte. Nicht weil
»ES« aus Fleisch und Blut und einer Ansammlung lebender
Zellen bestand. Es existierte, weil es aus Materie bestand und diese
Materie mit Geist erfüllt war.
    Doch dieser Geist war schon seit Vorzeiten nicht mehr frei. Die
Welt, in der »Es« einst existierte, war in die Hände
dunkler Geister gefallen und die hatten sich die wenigen Exemplare
der großen Rasse zu Sklaven gemacht.
    Sein Leib hatte keine bestimmte Form. »Es« war eine
Ansammlung grauweißen
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