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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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breitschultriger Mann, von dessen Gesicht ich im wechselnden Licht wenig mehr erkennen konnte als den schwarzen Strich eines Schnurrbartes, der sich scharf gegen die helle Haut absetzte.
    Der Mann rührte sich nicht. Vielleicht lauschte er, und wenn er die Atemzüge eines Schlafenden nicht hörte, mußte er Verdacht schöpfen. Ich legte die Hand auf den Türknopf. Unendlich vorsichtig drehte ich ihn nach links, ohne das Auge vom Okular zu nehmen.
    Der Mann tat einen großen schleichenden Schritt in das Abteil hinein. Er hob beide Hände gleichzeitig. Ich spürte den Anschlag des Drehknopfes. Die Tür war jetzt offen. Ich verzichtete darauf, den 38er zu ziehen, denn ich war sicher, daß ich den Mann überrumpeln konnte.
    Ein Taschenlampenstrahl schoß durch die Kabine und traf den Kopf meines zweiten »Ichs«. Ich stieß die Waschkabinentür auf. »FBI«, sagte ich halblaut. »Hände hoch — oder ich schieße!«
    Der Mann wirbelte herum wie eine hochtourige Zentrifuge. Der Lichtstrahl seiner Taschenlampe glitt wie ein Leuchtfeuer durch die Kabine, wischte über mich weg; aber als das geschah, sprang ich schon. Ich hörte ein scharfes fauchendes Zischen. Etwas wie ein heißer Wind pfiff an mir vorbei. Dann prallte ich gegen den Mann. Er stürzte rücklings gegen die Kabinenwand am Fußende der Sitzbank, blieb aber auf den Füßen. Ich erwischte seine rechte Hand am Gelenk und schmetterte sie gegen die Wand. Er versuchte, mir die Taschenlampe, die er in der linken hielt, auf den Schädel zu schlagen. Ich zog den Kopf tief zwischen die Schultern und riß den rechten Arm hoch. Sein Handgelenk traf meinen Unterarm. Er verlor die Lampe, die auf dem Boden zerklirrte und erlosch.
    »Gib auf!« knirschte ich. Wir standen so eng aneinandergepreßt, daß ich das Spiegelbild der vorbeihuschenden Lichter in seinen schwarzen Pupillen sehen konnte.
    Er hieb mir die Hand in den Nacken wie eine Pranke. Ich rammte ihm die Stirn unter das Kinn. Sein rechtes Handgelenk durfte ich nicht loslassen, denn er hielt irgendein Ding in den Fingern, das die Umrisse einer besonders großen Pistole zeigte.
    Von unten her riß ich die rechte Faust hoch. Der Hieb verfehlte seine Kinnspitze um eine halbe Handbreite. Durch die Körperdrehung kam er von der Wand frei, drückte seinen rechten Arm nach unten und versuchte, die Mündung des Schießeisens auf mich zu richten. Blitzschnell packte ich seinen Oberarm, wirbelte den Mann herum, so daß ich jetzt mit dem Rücken zur Wand stand, und setzte zu dem Griff an, der ihn zwingen mußte, die Waffe fallen zu lassen.
    Ein scharfes, pfeifendes Fauchen! Ich spürte den Rückstoß. Die Finger des Mannes öffneten sich. Alle Muskeln meines Gegners erschlafften. Klappernd schlug die Waffe auf dem Boden auf. Ich ließ den Fremden los. Er taumelte in den Gang zwischen Polstersitz und Tisch. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Plötzlich fiel er in sich zusammen. Sein Körper drehte sich in einer krampfhaften Bewegung auf den Rücken. Seine Arme schlugen auseinander.
    Ich hieb die Faust auf den Knopf der Leselampe über der Polsterbank und bückte mich zu dem Mann hinunter. Er hielt die Augen geschlossen und stöhnte. Ich riß seinen Kragen auf, um ihm Luft zu verschaffen. Als ich seine Jacke öffnete, entdeckte ich den großen blutigen Fleck, der sich rasch vergrößerte. Ich zerriß das Hemd. Die Wunde saß in Herzhöhe. Ich ging zur Tür und drückte auf den Klingelknopf, der den Schaffner herbeirief. Als ich mich dem Mann wieder zuwandte, erkannte ich, daß er tot war.
    Ich löschte das Licht und faßte den Türknauf. Mit einem Ruck riß ich die Tür auf. Vor mir stand eine mittelgroße, spitznasige Lady mit Lockenwicklern im blaugetönten Haar. Ein geblümter Morgenrock umwehte ihre längst nicht mehr erwähnenswerte Figur. Verdutzt drückte ich sie ein wenig weiter in den Gang hinaus und zog die Abteiltür ins Schloß.
    Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und kläffte los wie ein giftiger Pinscher.
    »Es ist eine Unverschämtheit, nachts einen solchen Höllenlärm zu veranstalten. Feiern Sie eine Party mit irgendeinem Weibsbild? In Ihren eigenen vier Wänden können Sie treiben, was Sie wollen, aber hier haben Sie gefälligst Rücksicht auf die Bewohner der Nachbarabteile zu nehmen! Ich werde mich bei der Direktion der Bahngesellschaft beschweren. Ich habe ein dutzendmal nach dem verdammten Schaffner geklingelt, aber dieser Idiot hat sich wahrscheinlich so mit Whisky vollgegossen, daß ihn nicht
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