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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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einmal die Posaunen des Jüngsten Gerichts auf wecken könnten.«
    »Verzeihen Sie mir, Madam! Ich hatte meine Koffer schlecht verstaut. Sie fielen herunter. Bitte, entschuldigen Sie noch einmal.« Ich brauchte einen ganzen Eimer marmeladensüßer Worte, um die Lady zu beruhigen. Endlich ließ sie sich zu ihrer Abteiltür schieben.
    »Gute Nacht, Madam!«
    »Was baumelt von Ihrem Ohr, junger Mann?« fragte sie.
    Ich griff an mein Ohr und hielt den Verstärker des Minimikrofons mit dem Verbindungsdraht zwischen den Fingern.
    »Oh, das ist…« Mir fiel so rasch keine passende Erklärung ein.
    Die Lady spitzte den Mund. »Kein Wunder, daß Sie Ihren eigenen Krach nicht wahrnehmen, wenn Ihr Hörgerät nicht in Ordnung ist«, landete sie einen letzten Tiefschlag und schloß die Tür.
    Ich sauste den menschenleeren Gang entlang. Phil bewohnte Abteil 54 im nächsten Waggon. Er mußte meine Schritte gehört haben, oder er hatte gewittert, daß etwas geschehen war, denn er riß die Tür auf, bevor ich klopfen konnte. »Ich hatte Besuch«, sagte ich. »Komm!«
    Wir gingen in meinen Wagen zurück. Die erste Tür nach der Verbindungsplattform trug die Aufschrift »Waiter«. Ich öffnete sie. Der Negerschaffner lag zusammengesunken auf der Polsterbank. Er blutete aus einer Platzwunde am Hinterkopf. Phil untersuchte ihn. »Er lebt«, stellte er fest. »Gib mir ein nasses Tuch!«
    Phil brauchte fünf Minuten, um den Schaffner mit Hilfe einer kalten Kompresse ins Leben zurückzurufen. Stöhnend schlug der Neger die Augen auf. Phil legte ihm die Hände auf die Schultern. »Bewegen Sie sich nicht! Sind Sie niedergeschlagen worden?«
    »Ja«, hauchte der Schaffner.
    »Wissen Sie, von wem?«
    »Von dem Mann, der Abteil 13 hatte. Er stieg in Bluefield zu.«
    »Ich bin FBI-Beamter«, sagte Phil eindringlich. »Bleiben Sie zehn Minuten ruhig liegen. Dann werde ich für einen Arzt sorgen. Glauben Sie, daß Sie so lange warten können?« Der Schaffner nickte schwach mit dem Kopf. Wir verließen seine Kabine.
    Phil schaltete in meinem Abteil die volle Beleuchtung ein. Das Gesicht des Gangsters hatte schon die gelblich-blasse Farbe des Todes angenommen.
    »Mir kommt der Mann bekannt vor«, sagte Phil. Mit einem raschen Griff entfernte er den schwarzen Schnurrbart von der Oberlippe des Toten. Dann zog er die buschigen dunklen Augenbrauen ab. Das Gesicht veränderte sich auf erstaunliche Weise.
    »Hank Ethern«, stellte ich fest. »Gangster, Racketschläger und schließlich Berufskiller.«
    »Kein ausländischer Spion«, sagte Phil, »sondern original amerikanisches Gewächs.«
    Ich durchsuchte die Taschen des Killers. Ich fand einen Führerschein, Zigaretten, zweitausend Dollar in Hundertern, einen Wohnungsschlüssel mit einem Anhänger, auf dem der Buchstabe und die Ziffern E 28 eingestanzt waren, eine flache, merkwürdig geformte Zange und schließlich die Kopie eines Mietvertrages für ein Mercury-Modell mit der Nummer RD 24-563, ausgestellt von einem Auto verleih in Washington.
    Phil hob unterdessen die Waffe auf und untersuchte sie. »Verrücktes Ding«, murmelte er. »Das Magazin im Griff enthält Stahlstifte, die einzeln in die Kammer nachrutschen, wenn ein Stift verschossen ist. Als Treibmittel wird komprimierte Kohlensäure benutzt. Auf kurze Entfernungen ist das Ding so tödlich wie jede Kugel und leiser als eine schallgedämpfte Pistole.«
    »Laß uns sein Abteil inspizieren!«
    In Nummer 13 war die Polsterbank in ein Bett umgewandelt, das Ethern nicht benutzt hatte. Ein mittelgroßer Koffer und ein Trenchcoat waren die einzigen Gegenstände im Abteil, die dem Mann gehört hatten, der in 21 tot auf dem Boden lag. Ich hob den Koffer an. Er war leicht, und als ich ihn öffnete, erwies er sich als leer.
    »Offenbar sollte darin die Aktentasche verstaut werden«, sagte ich und untersuchte die Taschen des Trenchcoats. Die rechte Seitentasche enthielt die- Fahrkarten. Es war ein sogenanntes Rundreisebillett. Danach war der Gangster gestern von Richmond gestartet, hatte in Knoxville einen Zwischenaufenthalt eingelegt und war dann in Bluefield in den Tennessee-Washington-Expreß gestiegen. In der anderen Tasche entdeckte ich zwei Autoschlüssel.
    »Warum schlug er den Schaffner nieder, bevor er in dein Abteil kam?« fragte Phil.
    »Weil er fürchtete, trotz seiner Maskerade erkannt worden zu sein. Sicherlich hatte er nicht damit gerechnet, demselben Waiter zu begegnen, der auch in jener Nacht, in der er Melvin Blair ermordete, Dienst in
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