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Jericho

Jericho

Titel: Jericho
Autoren: Jason Dark
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des Fotografen. Mit einer lässigen oder widerwillig anmutenden Bewegung schob er den Mann zurück in seine Wohnung. Die Tür fiel zu, und in der hellen Diele kam Eißler erst richtig zu Bewußtsein, was in den letzten Sekunden geschehen war.
    Jericho hatte ihn überrumpelt. So etwas passierte ihm sonst kaum. Es war auch kaum möglich für einen Fremden, das Haus zu betreten, aber der Mann hatte es geschafft. Der mußte etwas Besonderes sein. Wie auf der Treppe sah er aus. Noch immer ganz in Schwarz gekleidet, wobei die Jacke sehr hoch schloß und einen Stehkragen besaß. Er trug einen spitzen Hut auf dem Kopf. Einige weiße Haarsträhnen schauten darunter hervor und kitzelten mit ihren Spitzen die Ohren. Das Gesicht zeigte keine Freundlichkeit. Es war kalt, sehr hager, mit kleinen, dunklen Augen und einem strichdünnen Mund.
    »Was… was meinen Sie?« D. D. ärgerte sich darüber, daß er anfing zu stottern.
    »Die Fotos.«
    »Was?«
    »Die Aufnahmen, die Sie geschossen haben. Ich bin gekommen, um sie abzuholen.«
    »Nein, die sind schon…«
    Jericho funkelte den Mann an. »Versuchen Sie nicht, mich zu belügen. Es stimmt nicht, daß die Fotos von Ihnen weggegeben worden sind. Sie befinden sich in Ihrem Besitz.«
    Eißler wußte, daß es keinen Sinn hatte, den Fremden anzulügen. »Okay, ich habe sie. Aber sie gehören mir, verstehen Sie? Ich gebe sie nicht aus der Hand.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Na und?«
    »Deshalb bin ich ja gekommen.« Er deutete auf die Tür zu den Arbeitsräumen. »Muß ich da durch?«
    »Sie bleiben hier, verdammt! Keiner geht in meinen…«
    Jericho schlug zu. Seine Hand sah aus wie ein Stück Knochen und erwischte den Fotografen mit der Wucht eines Hammers. Eißler brüllte, als er quer durch den Raum fiel und gegen einen langen Wandspiegel prallte, den er zu Boden riß. Der Spiegel zerbrach nicht, neben dem Mann blieb er liegen.
    Auch Eißler konnte sich nicht rühren. Dieser verfluchte Hundesohn hatte ihn fertiggemacht, grausam geschlagen. Er besaß eine Kraft, die ungeheuer war.
    Sein Sehvermögen war gestört, zu wuchtig hatte ihn der Treffer am Kopf getroffen.
    Jericho ging an ihm vorbei. Er bewegte sich dabei wie ein Gespenst, denn Eißler hörte nichts. Er konnte auch nichts mehr tun, denn der Fremde betrat sein Labor.
    Ein Heiligtum für Eißler. Daran hing er, das brauchte er. Es war sein ein und alles.
    Er wunderte sich selbst darüber, daß er es schaffte, auf die Füße zu kommen. Schwankend stand er da, bewegte sich weiter, besaß keine Waffe, aber sein Wille hatte die Feigheit überwunden. Er stolperte in das Arbeitszimmer.
    Jericho stand dort, wo die Fotos lagen. Er war bereits dabei, sie in eine braune Tüte zu stecken.
    Eißler stürmte vor. Erst als er Jericho fast erreicht hatte, reagierte dieser. Er schaute Eißler nur an, und er hatte den Eindruck, als würde der Mann vor ihm aus zahlreichen aufgeblasenen, fetten Gesichtern bestehen, die sich zu einer Wolke vereinigten, aus der etwas hervorschoß wie ein mächtiger Koloß.
    Ein Hammer, der traf!
    Eißler schrie nicht einmal mehr. Bewußtlos fiel er zu Boden. Aus einer Wunde an der Stirn sickerte Blut, auch die Nase zeigte eine leichte Deformierung.
    Jericho wollte auf Nummer Sicher gehen. Er holte eine Plastiktüte hervor und stülpte sie über den Kopf des Fotografen. Am Hals band er sie zusammen.
    Dann ging er.
    Die Bilder steckten in der Tüte, der Beweis war also gesichert. Niemand würde ihm auf die Spur kommen können, und das sollte auch so sein. Bei der Ankunft war Jericho nicht gesehen worden, auch jetzt sah niemand, wie er das Haus verließ. Und in Manhattan fiel ein Mann wie er ebenfalls kaum auf. Die New Yorker waren eben viel gewohnt…
    ***
    Abe Douglas fühlte sich, als hätte man ihn zusammengedrückt, um ihn anschließend in eine Mülltonne zu stecken. Im Verkehr der Millionenstadt war er hängengeblieben wie in einer dicken Schlammschicht. Zäh und mühsam hatte er sich voranbewegt, bis er sein Ziel endlich erreicht hatte. Umsonst.
    Der Fotograf war tot. Erstickt in einer Plastiktüte. Ein schreckliches Ende für D. D. Eißler. Selbst Abe Douglas hatte sich geschüttelt. Was jetzt?
    Er warratlos. Er kam sich vor wie bestellt und nicht abgeholt. Die Aufnahmen waren verschwunden. Spezialisten hatten die Wohnung und auch das Labor auf den Kopf gestellt, aber nichts gefunden. Douglas wußte es nicht genau. Er konnte sich allerdings vorstellen, daß dieser Jericho gekommen war und den Fotografen
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