Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu
Autoren: Gercke Stefanie
Vom Netzwerk:
bringen wolle. »Ich warte darauf, dass einer seiner Leute es so bald wie möglich hierher zurückbringt«, sagte Leon gedämpft.
    Anita hatte seine Worte offenbar mitbekommen. Sie hob eine Hand. »Sie haben die Kinder nicht nach Inqaba gebracht. Dr. Kunene will sie im Krankenhaus behalten … Nils hat dein Auto schon wieder abgestellt, bevor sie mit Kira nach Inqaba gefahren sind.«
    Â»Es steht also dort, wo das Loch im Zaun ist?«, fragte Dirk. Leon bestätigte es. Dirk war der Weg durch den Busch zum Hof jedoch viel zu lang, er wollte Anita so schnell wie möglich von hier wegbringen. Vielleicht aber hatte Lia ihr Fahrzeug in der Nähe. Anitas Schwester saß noch immer zusammengekauert auf dem Boden und schien in eine Art Starre verfallen zu sein. Er ging zu ihr hinüber und beugte sich hinunter.
    Â»Lia?« Weil sie nicht reagierte, packte er sie an beiden Schultern und schüttelte sie. »Komm zu dir, Lia. Ich will wissen, wie du hierhergekommen bist. Mit dem Auto? Oder zu Fuß?«
    Lias Augen wanderten langsam zu seinem Gesicht. Sie richtete den Blick auf ihn, schien ihn aber nicht zu erkennen. »Was?«
    Dirk sah sie forschend an. Anitas Schwester wirkte wie betäubt. Offensichtlich war sie in einen Schockzustand geschlittert und brauchte Hilfe. Aber jetzt ging es für ihn vorrangig um Anitas Sicherheit. Auf Lia konnte er keine Rücksicht nehmen. Es gab nur ein einziges Mittel, das versprach, sie jetzt und hier zur Besinnung zu bringen.
    Er holte aus und gab ihr eine schallende Ohrfeige. Die Haare
flogen ihr ums Gesicht, und ihr fiel die Kinnlade herunter. Sie glotzte ihn mit blödem Gesichtsausdruck an, sagte aber immer noch kein Wort. Dirk hob abermals die Hand.
    Â»Hör auf, lass sie in Ruhe«, rief Anita erschrocken und fiel ihm in den Arm, wobei ihr das Telefon fast aus der Hand rutschte. »So kommst du doch auch nicht weiter. Was willst du von ihr?«
    Â»Ich will wissen, ob sie ein Auto in der Nähe hat, mit dem ich dich nach Inqaba bringen kann. Der Weg zurück durch den Busch ist mehr, als du jetzt bewältigen kannst, abgesehen davon, dass er zu gefährlich ist.« Mit zwei Fingern hob er Lias Gesicht und schaute ihr in die Augen. »Wie bist du hierhergekommen, Lia? Es ist wirklich furchtbar wichtig. Bist du gefahren?«
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis Lia stumm nickte.
    Â»Womit?«, knirschte Dirk und hätte ihr die Worte am liebsten herausgeschüttelt.
    Â»Mit dem Quad«, wisperte Anitas Schwester.
    Er atmete erleichtert auf. »Also gibt es einen anderen Weg als denjenigen durch den Busch?« Als Lia das mit einem wortlosen Nicken bestätigte, funkelte er sie an. »Geht es etwas genauer, Lia? Wo steht dein Quad? Sag mir, wie weit es von dort bis zur Hauptstraße ist!«
    Anitas Schwester kam der Forderung mit stockender Stimme nach, unterbrochen von langen Pausen. Offenbar stand das Quad bei dem Tambotibaum, auf dem er gesessen hatte, und die Hauptstraße war keine zweihundert Meter entfernt.
    Â»Gut. Passen wir zu dritt auf das Quad?«
    Lia zuckte mit den Schultern. »Wenn eine von uns auf deinem Schoß sitzt vielleicht. Eigentlich ist es nur für zwei gedacht. Einer müsste hierbleiben. Ich …«
    Â»Ich bleibe hier«, unterbrach Anita sie überraschend. »Du kannst Lia nach Hause fahren, Dirk. Ich rufe die Polizei und bleibe hier, bis die hier angekommen ist. Ich bin die einzige Zeugin, außerdem habe ich …«

    Ehe sie weitersprechen konnte, fuhr Dirk dazwischen. »Nein, bist du nicht. Die alleinige Zeugin, meine ich. Ich habe ebenfalls alles beobachten können. Du bist hier also gar nicht vonnöten.«
    Um nichts in der Welt würde er es zulassen, dass sie der Polizei mitteilte, dass sie als Erste auf Pienaar geschossen hatte. Zwar hatte er es von seinem Hochsitz aus nicht direkt gesehen, aber er war Zeuge, dass sie das Maurice gegenüber gesagt hatte. Welche Konsequenzen das haben könnte, konnte er nicht abschätzen. Wohl keine besonders gravierenden, schließlich war der Kerl auf keinen Fall an ihrer Schussverletzung gestorben. Auch das konnte er bezeugen. Und eine Obduktion würde das bestätigen können.
    Sein Blick flog hinüber zu den Überresten der beiden Männer im Hof. Von Pienaar war nicht mehr viel übrig, aber die heutigen Untersuchungsmethoden waren hervorragend, vielleicht … Mit einer Grimasse wandte er sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher