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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu
Autoren: Gercke Stefanie
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hatte, hatte Anita ihn verstanden. »Was erklärt es?«
    Leon zögerte anfänglich, aber dann erklärte er es ihr. »Kwezis Hass auf Len Pienaar. Ich kenne Kwezi seit einigen Jahren, und einmal habe ich seinen Rücken gesehen. Er ist von einem einzigen, wulstigen Narbengewebe überzogen. Pienaar hat ihn mit der Nilpferdpeitsche verprügelt, ihm anschließend Säure in die Wunden gegossen und ihn als tot liegen lassen.«
    Fassungsloses Schweigen folgte seinen Worten. Schließlich räusperte er sich und holte sein Mobiltelefon hervor. »Ihr beide fahrt jetzt sofort nach Inqaba . Wenn ihr fort seid, rufe ich die Polizei an und berichte ihnen, was ich hier vorgefunden habe. Ich werde alle Schuldscheine einlösen, die ich im Präsidium offenstehen habe, um geheim zu halten, dass ihr beide hier anwesend gewesen seid.« Ein unergründliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    Dirk bemerkte es, und es schoss ihm durch den Kopf, dass dieser Napoleon de Villiers etwas ganz anderes war, als er nach außen darstellte. Nicht nur der schrullige, wohlhabende Farmer, der mit einer bildschönen Schwarzen zusammenlebte und den Rest der Welt ignorierte. Um die Polizei, deren Hierarchie bis in die unteren Ränge heutzutage genau die des ANC abbildete  – das heißt, die obersten Posten hatten die wirklichen politischen Schwergewichte inne  – so zu beeinflussen, dass ein derartiger Vorfall  – immerhin stand Mord im Raum  – geheim gehalten wurde, musste er selbst der obersten Riege der Partei gehören.
Oder genau wissen, in welchen Kellern welche Leichen versteckt lagen. Oder einer Menge Leute sehr große Gefallen erwiesen haben, die er jetzt einfordern konnte. Oder von allem etwas. Wer war dieser Mann in den Jahren des Widerstands gewesen? Wer verbarg sich hinter seiner gemütlichen Fassade?
    Unwillkürlich hob er den Kopf, um den Südafrikaner genauer anzusehen, und begegnete dessen dunklem, wissenden Blick. Ertappt schaute er zur Seite.
    Leon verzog amüsiert die Lippen. »Nun denn«, fuhr er fort, »unsere Polizei ist nicht nur blöd und inkompetent. Manche von ihnen sind ganz hervorragend, und ich fürchte, Superintendent Sangwesi, der zurzeit zuständig ist, ist außerordentlich kompetent und zäh wie eine Bulldogge. Was er erst einmal zwischen den Zähnen hat, lässt er nicht wieder los. Der hat auch keine Angst, sich mit seinen höchsten Vorgesetzten anzulegen.« Er grinste und hielt sein Mobiltelefon auf Armeslänge während er weiterredete. »Zwei Leichen wird er vorfinden und mehrere erschossene Löwen. Wie die beiden im Hof zu Tode gekommen sind und wer die Katzen getötet hat, wird ihn eine Zeit lang beschäftigen, aber im Endeffekt wird er selbst draufkommen, dass da was nicht stimmt. Und dann, glaubt mir, kehrt er die Bulldogge heraus. Bis er und seine Polizei allerdings so weit sind, könnt ihr euch mit Nils und Jill über eure Version absprechen. Es ist wichtig, dass eure Aussagen übereinstimmen. Passt auf, dass ihr nichts Falsches aussagt. Dann klappt’s.«
    Sowohl Anita als auch Dirk hörten schweigend zu.
    Leon grinste verschwörerisch. »Es muss ja nicht sein, dass Anita als einzige Überlebende des Massakers unter Mordverdacht in einem unserer Gefängnisse schmort, bis der Polizeiapparat in die Gänge kommt und anfängt, nach der Wahrheit zu graben. Sie ist als Touristin hier, und wird Mord vermutet, wird man sie kaum auf Kaution herauslassen. Das kann ich nicht zulassen. Die Vorstellung wäre einfach zu furchtbar. Aber einer
muss das hier melden, sonst kommt ihr bei diesem Schlamassel alle noch in Teufels Küche.« Er wählte und hatte sofort jemand am Apparat.
    Knapp und klar erstattete er dem diensthabenden Polizisten Bericht, gab seinen Namen an und versicherte, dass er auf die Polizei warten werde. Mit einer Grimasse klappte er das Telefon zu.
    Â»Superintendent Sangwesi ist im Anmarsch. Also, ab mit euch.«
    Anita fuhr hoch und wollte abermals aufbegehren, aber bevor sie etwas sagen konnte, nahm Dirk ihr Gesicht in seine Hände und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. Sie tat es mit unmutig gerunzelter Stirn.
    Â»Dieses eine Mal, nur dieses eine Mal bitte ich dich, das zu tun, was ich dir sage«, sagte er. »Und zwar bedingungslos und sofort. Für den Rest unseres Lebens bin ich dann bereit, jede Situation mit dir
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