Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes
Autoren: Heather Terrell
Vom Netzwerk:
Dunkelheit genannt hatte, die für die sieben Siegel verantwortlich waren. Semjaza war der Anführer der Engel gewesen, die auf Gottes Befehl hin auf die Erde gekommen waren, um die Menschen zu leiten. Und er war der Hüter des siebten Siegels.
    Die Gestalt sprach erneut. »Semjaza meinte, die Auserwählte würde sich vielleicht über ein wenig Gesellschaft freuen.«

Zweiundvierzig

    W er bist du?«, fragte ich den attraktiven Engel, wobei ich verzweifelt versuchte, das Zittern in meiner Stimme in Schach zu halten.
    Selbst im schwachen Licht des Tunnels glühten seine bernsteinfarbenen Augen, und seine dunklen Haare schimmerten. Er war genauso schön wie die anderen Gefallenen, denen ich bisher begegnet war, sah aber noch martialischer und gefährlicher aus. Sogar sein Aufzug – schwarze Lederjacke und Armeestiefel – schien dazu gemacht, andere einzuschüchtern. Ganz zu schweigen von seinem stolzen, wiegenden Gang. Wahrscheinlich war er ein Helfershelfer von Coach Samuel. Beziehungsweise Semjaza. Vielleicht sollte ich ihn jetzt, da ich wusste, wer er war, auch bei seinem richtigen Namen nennen.
    »Spielt das eine Rolle, Ellspeth?«, antwortete der Gefallene. »Im Laufe der Jahrtausende hatte ich so viele Namen. Der, mit dem ich auf die Erde kam, ist nur einer von ihnen. Im Laufe der Zeit habe ich viele andere gehabt. Aber ursprünglich hieß ich Asael.«
    »Okay, dann also Asael«, sagte ich und zog jedes Wort in die Länge. Worte waren das Einzige, womit ich Zeit schinden konnte. Ich musste schleunigst herausfinden, in welchem Tunnel Michael verschwunden war. Und mir ganz nebenbei diesen Asael vom Hals schaffen.
    »Aber mein Name tut nichts zur Sache, Ellspeth, wie du sehr wohl weißt. Alles, was jetzt zählt, sind die Siegel. Mein Geschäft ist der Krieg«, erklärte er mit einem sehr ungemütlichen Lachen.
    »Krieg?« Ich erinnerte mich dunkel an etwas, das Rafe gesagt hatte. Aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Alles, was ich wollte, war ein paar Sekunden rauszuschlagen, damit ich mir einen Plan zurechtlegen konnte.
    Aus dem linken, helleren Tunnel drang ein leises Geräusch zu uns. Irgendwo da drin war Michael. Alles, was ich jetzt tun musste, war, Asael zu entwischen und dem Geräusch zu folgen. Asael zu töten würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Mit jeder Minute, die ich verlor, wurde die Gefahr, in der Michael schwebte, größer und größer.
    »Gewiss. Ich bin verantwortlich für das sechste Siegel. Revolution. Unruhen. Bald werde ich Krieg über die Menschheit bringen.«
    Oje. Schlagartig fiel mir wieder ein, was Rafe gesagt hatte. Asael war nicht irgendein Gefallener – er war einer derjenigen, die für das Öffnen der Siegel verantwortlich waren. Michael hatte Barakel getötet, und ich hatte Rumiel getötet. Dadurch hatten wir auf dem Zeitplan der Apokalypse automatisch ein paar Tagesordnungspunkte übersprungen und waren beim sechsten Siegel angelangt. Dem Siegel des Krieges.
    Dieses Wissen brachte mich in eine Zwangslage. Asael am Leben zu lassen, damit ich schnellstmöglich Michael zu Hilfe kommen konnte, kam nun nicht mehr in Frage. Ich musste Asael töten und Michael retten.
    Aber wie um alles in der Welt sollte ich das anstellen?
    »Semjaza hat mich geschickt, um dich aufzuhalten, damit er Zeit hat, alles für das siebte und letzte Siegel vorzubereiten – den neuen Weltherrscher. Unser aller Ziel.« Er lächelte. »Wie üblich hat er mich unterschätzt. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich eigenmächtig versuchen würde, dich auf meine Seite zu ziehen. Er dachte, dazu fehlte es mir an Zeit. Der Narr. Das ist er immer schon gewesen: ein menschenliebender Narr.«
    Ich hatte das Gefühl, als würde der Tunnel um mich herum immer enger werden. Asael rückte mir gefährlich nahe. Ich musste sofort hier raus, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wohin oder was ich dann machen würde. Mir fiel es schwer, gegen das innere Band zu handeln, das mich zu Michael zog, aber aus schierer Verzweiflung schlüpfte ich an Asael vorbei und stürzte mich in den dunklen rechten Tunnel hinein.
    Ich sah nichts, spürte aber, dass der Tunnel, kurz nachdem ich ihn betreten hatte, breiter wurde. Ich beschleunigte meine Schritte und hatte schließlich sogar genug Platz, um vom Boden abzuheben. Wie ich erwartet hatte, nahm Asael sofort die Verfolgung auf. Obwohl mich der rechte Tunnel immer weiter von meinem eigentlichen Ziel wegführte, musste ich ihn wenigstens für kurze Zeit abhängen, um mir zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher