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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Behinderung leben sollte. Tag für Tag hatte sie mit Bradley gearbeitet, hatte einen eigens auf ihn zugeschnittenen Therapieplan entworfen. Ihre harte Arbeit und Bradleys starker Wille hatten sich ausgezahlt, als er sich entgegen allen ärztlichen Prognosen auf wundersame Weise erholt hatte. Das einzige Anzeichen dafür, dass er je Kinderlähmung gehabt hatte, war ein leichtes Hinken. Er war wild entschlossen gewesen, nichts auszulassen, und so hatte er begeistert am Schulsport teilgenommen und später solch abenteuerliche Dinge wie Bergsteigen und Wasserskilaufen zu seinem Hobby gemacht – sehr zum Missfallen seiner Mutter. Cornelius bewunderte seinen Neffen unendlich, aber das hielt ihn nicht davon ab, sich um dessen Gesundheit zu sorgen.
    »Bradley geht es gut. Wir machen uns beide Sorgen um Dad.«
    »Er wird eine ganze Weile nicht mehr der Alte sein«, sagte Cornelius. »Der Trauerprozess ist schwierig, ihr müsst ihn ermutigen, aus dem Haus zu gehen und sich mit Leuten zu treffen. Wenn er sich vergräbt, so wie ich das eine Zeit lang gemacht habe, oder sich in die Arbeit stürzt, wird ihm das auf Dauer nicht guttun.«
    »Ich wünschte, er würde genau das machen, aber das ist es leider nicht«, sagte Erin.
    »Was meinst du damit?«
    »Er hat eine neue Freundin, die seine ganze Zeit in Anspruch nimmt.«
    Cornelius war verwirrt. »Eine Freundin?«
    »Er trifft sich mit einer geschiedenen Frau namens Lauren Bastion. Dreimal war sie verheiratet. Bradley und ich glauben, sie ist hinter reichen Männern her und hat ein Auge auf Dad geworfen.«
    Cornelius verzog bekümmert das Gesicht. »Willst du damit sagen, dein Vater verabredet sich mit dieser Frau und geht mit ihr aus?«, erkundigte er sich verärgert. »Deine Mutter ist gerade mal ein paar Wochen unter der Erde.«
    »Dad sagt, sie sind nur Freunde, sie treffen sich allerdings ziemlich oft. Letzte Woche war ich fast die ganze Zeit allein in der Galerie in Knightsbridge, während Dad mit Lauren durch die Gegend gezogen ist.«
    Cornelius spürte, wie Zorn in ihm aufkochte, er wollte Erin jedoch nicht noch weiter aufregen. »Du solltest die Verantwortung für die Galerie nicht ganz allein tragen«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Das ist ziemlich rücksichtslos von deinem Vater. Du trauerst schließlich auch.«
    »Die Arbeit macht mir nichts aus, Onkel Cornelius. Es hat mir sogar gutgetan, so beschäftigt zu sein. Und allein in der Galerie zu arbeiten ist eine Herausforderung und eine gute Übung für die Zukunft.« Dass sie hoffte, die Galerien eines Tages zu leiten, wenn ihr Vater sich zur Ruhe gesetzt haben würde, war ein offenes Geheimnis. »Nur Lauren Bastions Anwesenheit in Vaters Leben macht mir Kummer. Ich will damit nicht sagen, dass er für den Rest seines Lebens allein bleiben sollte. Eines Tages, so hoffe ich, wird er die Liebe wiederfinden, denn ich glaube, das hätte Mom für ihn gewollt. Nur … Bradley und ich trauen dieser Lauren nicht über den Weg. Und wenn einer von uns etwas Schlechtes über sie sagt, hört Dad einfach nicht hin. Er glaubt, dass sie bisher nur Pech in der Liebe hatte. Dass er ihren schlechten Ruf ignoriert, begreife ich nicht. Es sind schon Bekannte in die Galerie gekommen, die mir von ihr erzählt haben. Und alles, was sie gesagt haben, hat mich beunruhigt. Ich mache mir Sorgen, wenn ich sehe, wie viel Zeit er mit ihr verbringt. Ich bin schon ganz verzweifelt.«Erin sah ihrem Onkel an, dass er sehr aufgewühlt war. »Tut mir leid, ich hätte dir das nicht erzählen sollen. Wie rücksichtslos von mir. Mom war deine Schwester. Ich hatte nur gehofft, du könntest mir einen Rat geben.«
    »Sie hat in seinem Leben nichts zu suchen, aber du bist nicht diejenige, die sich darum kümmern muss, dass sie daraus verschwindet, Erin.« Cornelius überlegte, dass er das Gareth in sehr naher Zukunft von Angesicht zu Angesicht sagen musste.
    »Ich weiß, nur … er sieht nicht, dass sie die Falsche ist. Das will er einfach nicht sehen.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gern über etwas anderes reden, Erin«, sagte Cornelius freiheraus.
    Erin verstand. »Entschuldige, Onkel Cornelius. Ich freue mich für dich, dass deine Reise erfolgreich war. Hast du schon einen Käufer für die Saphire im Sinn?«
    »Ja, in der Tat. Ein Goldschmied aus Malaysia sieht sie sich morgen an. Er hat früher schon Edelsteine von mir gekauft. Ich schätze, ich kann einen schönen Gewinn einstreichen. Die Qualität und die Reinheit der
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