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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Blicke männlicher Passanten auf sich. Die obersten Knöpfe ihrer hellroten Bluse waren geöffnet und gaben die Sicht auf ihr beeindruckendes Dekolleté frei. Es sah aus, als ob der feine Stoff unter der Last ihrer üppigen Brüste jeden Moment reißen würde.
    Erin hatte Lauren immer nur in Kleidung gesehen, die ihre Kurven betonte, und das ärgerte sie. Als sie sah, dass Lauren ihrem Vater über die Wange strich und ihn kokett anlächelte, stöhnte sie und drehte sich zutiefst angewidert weg. Ihr Bruder erschien an der offenen Tür zu ihrem Zimmer. Bradley war zwei Jahre jünger als sie, und sie standen einander sehr nah. Seit sie ihre Mutter verloren hatten, fühlten sie sich noch verbundener.
    »Ist sie weg?«, fragte Bradley. Er wollte nicht einmal den Namen der Frau aussprechen, die ihren Vater nicht mehr aus den Augen ließ, geschweige denn sie sehen, also war er in seinem Zimmer geblieben, solange sie im Haus gewesen war.
    »Ja, zum Glück. Ich verstehe einfach nicht, was Dad in ihr sieht«, zischte Erin. »Er ist so intelligent, und jetzt benimmt er sich wie ein Idiot.« Sie wusste, sie hörte sich eher wie ein bockiger Teenager an als eine junge Frau von Anfang zwanzig, sie konnte jedoch nichts dagegen tun.
    »Ich verstehe ihn auch nicht«, sagte Bradley aufgebracht. »Dadmuss doch gemerkt haben, dass wir damit nicht einverstanden sind. Das haben wir doch nun wirklich klargemacht, vor allem heute. Aber ihm scheint das egal zu sein. Was wir denken, spielt offenbar keine Rolle für ihn.«
    Ihr Bruder wollte nicht mehr kämpfen, Erin mochte sich allerdings nicht geschlagen geben. Ihr Vater und Lauren hatten sie beide zu einem Picknick-Lunch eingeladen. Lauren hatte einen Korb mit einer guten Flasche Wein und lauter gekauften Delikatessen mitgebracht – sie konnte nicht einmal ein Ei kochen. Erin und Bradley hatten sich herausgeredet – Bradley hatte Kopfschmerzen vorgetäuscht, dabei litt er nur sehr selten unter Kopfschmerzen. Erin hatte behauptet, es sei noch viel Papierkram für die Galerie zu erledigen, der nicht warten könne. Lauren hatte sich trotz zur Schau gestellter Enttäuschung sichtlich gefreut, ihren Vater für sich zu haben. Erin und Bradley hatten sich geärgert, aber es war ihnen darum gegangen, ihren Standpunkt deutlich zu machen.
    »Ich rede mit ihm und sage ihm in aller Deutlichkeit, was ich denke«, zischte Erin wütend. »Und diesmal werde ich keine Rücksicht auf seine Gefühle nehmen. Es ist erst ein paar Monate her, dass Mom gestorben ist. Er kann sich doch nicht jetzt schon mit einer Frau treffen, erst recht nicht mit einer angeblichen Lady der Gesellschaft, die eine ganze Sammlung von Exmännern und einen Hang zu viel Geld hat. Ich weiß ja, er liest die Gesellschaftsnachrichten nicht, trotzdem ist mir schleierhaft, dass ihm entgangen sein soll, was für einen Ruf diese Lauren hat. Die ganze Stadt spricht über sie. Die sogenannte ›Freundschaft‹ der beiden hat es schon in die Klatschblätter geschafft. Das ist so peinlich!«
    Als Mann verstand Bradley weit besser als seine Schwester, was Männer an Lauren anziehend fanden. Für ihr Alter war sie ausgesprochen attraktiv. Sie hatte etwas von einem Pin-up-Girl − die langen Beine, das rotblonde Haar und dieses üppige Dekolleté, das sie ständig voller Stolz präsentierte. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie die meisten Männer mit ihrem Charme um den Finger wickelte. Dass sein Vater sich von diesem verführerischen Getueblenden ließ, machte ihn jedoch ganz krank. Er fand, dass damit das Andenken an seine Mutter in den Schmutz gezogen wurde. Jane war eine Frau voller Eleganz und Anmut gewesen, das genaue Gegenteil von Lauren Bastion.
    Erin hörte die Haustür ins Schloss fallen und ging zur Treppe. »Dad«, rief sie ihrem Vater vom Treppenabsatz zu, als er gerade in seinem Arbeitszimmer verschwinden wollte. »Ich muss mit dir reden.«
    »Vorsicht, Erin«, warnte Bradley sie. »Dad trauert immer noch, auch wenn er es nicht zeigt.«
    Erin achtete nicht auf ihren Bruder. Sie war wild entschlossen, ihren Vater zur Vernunft zu bringen.
    »Was gibt es denn, Erin?«, fragte Gareth gut gelaunt.
    Er und Lauren hatten in der Nachmittagssonne wunderbar gepicknickt. Es hatte ihn etwas enttäuscht, dass Erin und Bradley sich ihnen nicht angeschlossen hatten, aber Lauren hatte es offenbar nichts ausgemacht, und in ihrer Gesellschaft war es wie immer zauberhaft gewesen.
    Erin polterte die Treppe hinunter. Sie konnte sich nicht mal
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