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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Glück musste er ihren Anwalt bezahlen, also kam sie recht gut weg. Doch weil sie nicht gern arbeitete, schwand das Geld rapide.
    »Was führt Sie denn in dieses Lokal?«, erkundigte sich Gareth nun.
    »Ich wollte nur nach dem Weg fragen«, log sie mühelos. »Dann habe ich Sie bemerkt. Sie wirkten so verloren, dass ich gleich mit Ihnen fühlte.« In den Gesellschaftsnachrichten der Tageszeitung hatte sie einen Artikel über den Tod von Jane Forsyth gelesen und beschlossen, den leidtragenden Witwer kennenzulernen. Um in Erfahrung zu bringen, wie er seine Tage verbrachte, hatte siejemanden bezahlt − gut investiertes Geld, entschied sie jetzt. »Nun haben wir also festgestellt, dass dieses Lokal weder zu Ihnen noch zu mir passt«, fuhr sie fort. »Wie wäre es dann, wenn Sie mich zum Abendessen einladen würden? Im Landau Dining Room vom Hotel Langham wären wir bestimmt nicht deplatziert. Und der Lachs, den sie da servieren, zergeht einem auf der Zunge, dafür garantiere ich.«
    Erst vor Kurzem hatte sie dort zu Abend gegessen, und zwar mit dem sehr attraktiven Howard Duffield, dem Eigentümer des Daily Mirror . Seine immens reiche Frau war einige Monate zuvor bei einem tragischen Unglücksfall ums Leben gekommen. Der Blitz hatte Susan erschlagen, als sie einen Strandspaziergang in Cape Cod mit ihrer besten Freundin Patricia Kennedy Lawford, der amerikanischen Society Lady, gemacht hatte. Der Bruder jener Dame war Senator John F. Kennedy, und verheiratet war sie mit dem Schauspieler Peter Lawford. Susan war Brautjungfer bei Pats Hochzeit gewesen.
    Beim Abendessen mit Howard im Hotel Langham hatte Lauren erfahren, dass Susan Duffields Familie rechtliche Schritte eingeleitet hatte, damit Howard nicht in den Genuss von Susans Vermögen kam. Außerdem hatten sie Vorkehrungen bezüglich des Geldes, das er während der Ehe verdient hatte, getroffen – er sollte möglichst wenig davon behalten dürfen. Den ganzen Abend hatte Howard über diese Probleme gejammert, vor allem hatte er sich darüber beklagt, dass er die Zeitung verlieren könnte. Also hatte Lauren beschlossen, dass es zu einer zweiten Verabredung nicht mehr kommen würde.
    Ihr Vorschlag verwirrte Gareth. »Das wäre kaum angemessen, Miss Bastion.«
    »Sagen Sie Lauren zu mir«, schnurrte sie, fest entschlossen, ein Nein als Antwort nicht gelten zu lassen. »Und wieso nicht?«
    »Es ist erst einen Monat her, dass meine Frau gestorben ist. So bald schon mit einer anderen Frau auszugehen würde keinen gutenEindruck machen, vor allem, wenn diese andere Frau so überwältigend attraktiv ist wie Sie.«
    Lauren strahlte. Nicht lange, und Gareth würde Wachs in ihren Händen sein. »Wir wären einfach zwei Freunde, die einander Trost spenden«, setzte sie ihre Überredungskunst ein. Sanft legte sie die Hand auf seinen Arm. Eine intime Geste, die die Sache besiegeln sollte.
    »Bis vor ein paar Augenblicken waren wir einander noch völlig fremd«, protestierte Gareth, doch es klang eher schwach.
    »Ja, und jetzt sind wir Freunde. Übrigens, vielleicht irre ich mich, aber Sie machen mir nicht den Eindruck eines Mannes, der allzu viel auf die Meinung anderer gibt.«
    Gareth sah Lauren nachdenklich an.
    »Hab ich recht?« Sie beugte sich weiter vor, ihre blauen Augen funkelten nun schelmisch.
    Plötzlich dachte er an die vielen Male, die seine Frau ihm vorgeworfen hatte, er kleide sich zu bestimmten Anlässen nicht richtig und verstoße damit gegen die Regeln des Anstands. »Ja, Sie haben recht«, antwortete er. »Normalerweise würde ich darauf nichts geben, aber …« Er dachte an Bradley und Erin, seinen Sohn und seine Tochter.
    »Worauf warten wir dann noch?« Lauren trank ihren Campari Soda aus und stand auf.
    Gareth zögerte.
    »Es ist doch nur ein Abendessen unter Freunden«, drängte Lauren.
    Der Not gehorchend stand nun auch Gareth auf. Als die beiden aus dem Lokal schlenderten, schaute der Barkeeper ihnen hinterher. Er hatte so ein Gefühl, dass Gareth nicht ahnte, auf was er sich da einließ.

2
    Erin Forsyth stand an ihrem Schlafzimmerfenster auf der zweiten Etage ihres Elternhauses in Knightsbridge. Es war später Nachmittag und ungewöhnlich warm für englische Verhältnisse. Bisher war der Sommer schön gewesen, doch das Wetter war das Letzte, woran sie in diesem Moment dachte.
    Erin beobachtete ihren Vater auf dem Bürgersteig unten, wie er Lauren Bastion in ein Taxi am Straßenrand half. Mit ihrer engen cremefarbenen Hose zog sie etliche anerkennende
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