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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten
Autoren: Brent Weeks
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schwarzem Staub, aber sie wirkte unverletzt. Man hatte ihr die Arme an den Körper gefesselt, und um ihren Hals und ihren Kopf lag ein Zauber, dessen bösartige Zähne auf ihre Haut drückten. Die Kiefer wurden nur von einem dünnen magischen Gewebe offen gehalten, das Moburu hielt. Wenn Moburu getötet wurde, würden die Kiefer zuklappen und ihren Schädel zerquetschen. Logan fragte sich nicht, woher er es wusste, aber er wusste es.
    Bei Jenines Anblick schwoll Logan das Herz mit einer Mischung von Gefühlen an, die zu mächtig für Worte waren. Sie lebend zu sehen, nachdem er die Hoffnung aufgegeben hatte, raubte ihm den Atem. Niemand würde ihm Jenine wieder wegnehmen. Niemand würde ihr etwas antun. Logan hob die Hand und hielt jene, die ihm folgten, davon ab, Moburu anzugreifen.
    Moburu rief: »Es steht geschrieben:
    Er geht durch die Hölle und die Wasser darunter
und erhebt sich
gezeichnet vom Tod,
gezeichnet vom Blick des Monddrachen.
In den Schatten des Todes des Grabhügels eines Mannes
letzter Hoffnung
erhebt er sich,
und Feuer begleitet seine Geburt.
    Ich sage Euch«, fuhr Moburu mit lauter Stimme fort, »diese Prophezeiung hat sich vor Euren Augen erfüllt. Ich, Moburu Ursuul, Sohn des Nordens, rechtmäßiger Gottkönig, erhebe mich an diesem
Tag, um meinen Thron zu besteigen. Thronbewerber, ich fordere Euch heraus. Eure Krone gegen meine.« Er senkte die Stimme. »Und ihr Leben.«
    »Einverstanden«, erwiderte Logan sofort. »Gebt den Todeszauber an einen Eurer Hexer weiter.«
    »Was?«, fragte Vi. »Euer Majestät, wir haben ihn! Er kann nirgendwohin!«
    »Keine Einmischung!«, verlangte Moburu.
    »Einverstanden!«, rief Logan.
    »Und einverstanden!« Moburu drehte sich um und reichte das magische Gewebe einem Vürdmeister zu seiner Linken.
    Logan nahm seinen Helm ab und zog die Krone darunter hervor. Er warf sie demselben Mann zu. »Jenine«, sagte er und schaute ihr in die großen Augen. »Ich liebe dich. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich bekommen.«
    Die Schlacht hatte geendet. Hier gab es keine Khalidori mehr zu töten.
    »Ich wurde am verheißenen Tag geboren, vor zwanzig und zwei Jahren. Ich trage die Zeichen«, rief Moburu mit leuchtenden Augen. Er hob den rechten Arm und stellte eine glitzernde, grüne Tätowierung zur Schau, die an einen Drachen erinnerte. »Seid gerüstet, Euren Hochkönig zu grüßen!«
    »Das ist Wahnsinn, Logan«, sagte Vi. »Der Mann ist ein Vürdmeister! Ihr könnt es nicht mit ihm aufnehmen!«
    Logan hatte endlich den Blick von Jenine abgewandt. »Hübsche Tätowierung«, bemerkte er zu Moburu. Er zog sein Schwert.
    Logans rechter Arm verspürte brennende Hitze. Logan senkte den Blick. Das glühende, grüne Muster, das in seinen Arm eingeritzt war, hatte die Kettenpanzerung seines Ärmels schmelzen lassen. Es brannte so hell wie die Augen des Monddrachen. Logan konnte einen Ausdruck der Angst in Moburus Zügen erkennen,
bevor Moburus Haut überschwemmt wurde von den schwarzen Trauben der Vir.
    Moburu streckte eine Hand aus, und ein Schwall Magie schoss auf Logan zu. Etwas brach aus Logans Arm, um der fremden Magie zu begegnen. Logan sah nur fließende Schuppen und das brennende Grün der Augen des Monddrachen, als habe sich die gesamte Kreatur in seinem Arm niedergelassen und springe jetzt in voller Größe heraus. Ihr Maul schloss sich um Moburu. Dann verschwand sie wieder.
    Moburu stand reglos da. Zuerst dachte Logan, der Monddrache sei eine Illusion gewesen oder seiner Fantasie entsprungen. Der Drache schien seinem Widersacher überhaupt nichts zu Leide getan zu haben. Dann zersprangen alle Linien der Vir in Moburus Haut.
    Mit der Stärke eines Drachen ließ Logan sein Schwert auf den Hochstapler niederkrachen. Es traf Moburu am Scheitel und glitt durch ihn hindurch. Bevor die Hälften von Moburus Leiche den Boden erreichten, hatte Vi den Vürdmeister überwältigt, der den Todeszauber hielt, mit dem Jenine belegt war.
    Er und jeder andere Khalidori auf dem Balkon hoben langsam die Hände. Der Todeszauber löste sich auf. Die Khalidori fielen auf die Knie und sahen Logan mit einem Ausdruck in den Augen an, der einer Vergötterung ungemütlich nahekam.
    »Schlachtenherrin!«, erklang eine Stimme in der plötzlichen Stille. Es war der seltsame Magier, der den Ferali getötet hatte. Sein Blick war trüb, und für Logans empfindliche Nase verströmte er einen eigenartigen Geruch. Plötzlich lachte er, dann hielt er inne und sagte ernst: »Schlachtenherrin, Ihr
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