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Jenseits der Finsternis

Jenseits der Finsternis

Titel: Jenseits der Finsternis
Autoren: Michael Nagula
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steckengeblieben. Aber aus welchem Grund?
    Nachdenklich stapfte er in der Ruine herum. Nirgends war ein Anhaltspunkt zu finden. Eines stand immerhin fest, Material war genug vorhanden. Nur hatte es niemand benutzt. Und es gab auch keine Spuren von Gewaltanwendung. Man hatte es einfach liegengelassen. Wo aber waren die Menschen, für die das alles bestimmt gewesen war? Was war aus den Mitgliedern der einzelnen Expeditionsgruppen geworden?
    Kopfschüttelnd verließ er die Ruine, immer in der Hoffnung, doch noch etwas zu finden, das ihm weiterhalf. Und er fand auch etwas. Nur half ihm das nicht weiter. Knapp hundert Meter von der Ruine entfernt stand ein kleiner Beobachtungsgleiter von dem Typ, wie sie auf neuentdeckten Planeten für Exkursionen benutzt wurden, neben einer transportablen Tankanlage. Doch er brauchte gar nicht näherzugehen. Schon von weitem erkannte er den Zustand. Die Türen des Gleiters standen weit offen, aus den Sitzen sproß dickhalmiges Gras. Und auf dem Instrumentenbrett im Cockpit hatte ein Vogel sein Nest gebaut. Dieser Gleiter war seit Jahren nicht geflogen worden, vielleicht noch nie. Und für die moosüberzogene Tankanlage hatte auch niemand Verwendung. Offenbar brauchte hier kein Mensch ein Transportmittel.
    Nick Reynolds stieß einen leisen Fluch aus. Er wußte, was das bedeutete. Ganz gleich, was er auch zu unternehmen gedachte, er würde zu Fuß gehen müssen.
     
2.
     
    Mit einemmal hatte er das unbehagliche Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden. Ruckartig wandte er sich um. Kaum drei Schritte hinter ihm stand der Vollbärtige in seiner Grünzeugtracht, lässig gegen einen Baumstamm gelehnt.
    »Hübsch hier?« fragte er grinsend.
    Nick Reynolds schwieg verblüfft. Dieser Mensch hatte eine höchst seltsame Art, ihn zu verwirren. War das Absicht? Oder war er verrückt? Verrückt wie alles hier auf diesem Planeten? Schon der ganze Aufzug dieses Menschen wirkte grotesk. Und sein Benehmen zumindest ungewöhnlich, genau wie das des Gouverneurs. Gab es hier vielleicht eine Droge, die solche Wirkungen hervorrief? Oder unbekannte Strahlungen der fremden Sonne? Möglich war alles. Immerhin lagen bis jetzt keinerlei konkrete Forschungsergebnisse vor, trotz mehrerer kompetenter Spezialisten, die man zu diesem Zweck hergeschickt hatte. Im Grunde tappte er völlig im dunkeln. Und Nick Reynolds beschloß, vorsichtig zu sein.
    »Hübsch hier?« wiederholte der Vollbärtige seine Frage. »Finden Sie nicht, Herr Kollege?«
    Nick Reynolds stutzte. Was sollte das nun schon wieder? Wieso nannte ihn dieser Mensch »Kollege«?
    Der Vollbärtige musterte ihn wohlwollend.
    »Ich schätze, Sie sind ein wenig durcheinander, mein Lieber. Verständlich, das ist mir vor einiger Zeit genauso ergangen. Aber das gibt sich, glauben Sie mir. Und falls Sie Wert auf eine offizielle Vorstellung legen, ich heiße Thaddäus Brumbil, ehemals Professor für extraterrestrische Zoologie, aber das können Sie vergessen. Nennen Sie mich einfach Thadd. Mir genügt es, wenn Sie mir Ihren Vornamen sagen.«
    »Nick«, sagte Reynolds mechanisch.
    »Sehr liebenswürdig«, grinste Thadd. »Und Sie können es sich auch schenken, mir zu verraten, daß die Verwaltungszentrale des Galaktischen Rates Sie beauftragt hat, hier gewisse, nun, sagen wir, Unregelmäßigkeiten zu untersuchen. In den letzten Jahren ist hier ohnehin niemand eingetroffen, der etwas anderes im Sinn gehabt hätte. Doch das wissen Sie vermutlich. Immerhin empfinde ich es als Fortschritt, daß man Sie solo abgesetzt hat, obwohl ich sonst nicht viel von Fortschritt halte. Und nun sagen Sie, ob Sie es hier hübsch finden.«
    »Hmmm«, machte Nick Reynolds unsicher. »Ist das so wichtig?«
    »Und ob, mein Lieber! Es gibt nichts Wichtigeres als einen Planeten im Urzustand, besonders diesen hier. Und die paar Zivilisationsrelikte dort drüben, die Sie eben so aufmerksam betrachtet haben, werden auch bald vom Urwald verschluckt worden sein. Dann stört hier nichts mehr. Sie werden sich sicher bald sehr wohl fühlen, glauben Sie mir. Gehen Sie ein wenig spazieren, das beruhigt die Nerven.«
    Bei diesen Worten winkte er lässig mit der Hand und wandte sich dem Urwald zu.
    Nick Reynolds zögerte, dann rief er hastig:
    »Moment noch, Professor!«
    »Thadd!« sagte Thadd tadelnd und blieb stehen. »Auf diesem Planeten braucht man keine künstlichen Vornamen. Und warum so nervös? Sie sollten wirklich Spazierengehen.«
    Nick Reynolds schluckte.
    »Später, Thadd. Später werde
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