Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Finsternis

Jenseits der Finsternis

Titel: Jenseits der Finsternis
Autoren: Michael Nagula
Vom Netzwerk:
den federnden Bodenbelag und wollte aufstehen; neuerliches Schwanken und Beben des Bodens hinderte ihn daran.
    Schließlich gelang es ihm, sich aufzurichten und das Bett zu erreichen; plötzlicher Beschleunigungsdruck preßte ihn tief in die Polster.
    Tief unten im Rumpf des Raumschiffs erscholl schrilles Pfeifen und endete in jäher Dissonanz; abrupt verschwand jegliche Schwere, die Übelkeit des freien Falls packte Schomon – dann herrschte wieder normale Schwerkraft, und Schomon setzte sich auf, den Kopf schüttelnd, wie um einen Alptraum zu verscheuchen.
    Aber er hatte nicht geträumt.
    Die Antriebsmaschinen liefen nicht mehr, ihr sonst allgegenwärtiges Geräusch war verstummt; nur die vertraute Vibration der Schwerkraftgeneratoren war geblieben.
    Schomon stieg vorsichtig aus dem Bett. Die Arme weit von sich gestreckt, tastete er sich zur Wand, zum Lautsprecher des Interkoms. Aber die Anlage war tot; Schomon ging zur Tür, öffnete behutsam das Schloß und trat auf den Gang hinaus.
    Er stolperte an der Wand entlang, bis er eine andere Tür erreichte. Er öffnete sie und trat vorsichtig, mit den Armen umherforschend, in die Kabine.
    Der Raum war klein, vielleicht vier Schritte im Quadrat, und leer bis auf einen Tisch und drei Stühle. Das Bett, so ertastete Schomon, war in die Wand geklappt, die Kabine sorgfältig aufgeräumt; auf dem Tisch lagen einige Zeitschriften, ein Buch und Eßgeschirr.
    Auf einem der Stühle saß ein Mensch.
    Schomon zuckte zusammen, als er die fremde Schulter berührte, wurde jedoch ruhiger, als die Gestalt kein Lebenszeichen von sich gab. Seine suchenden Finger verrieten ihm, daß die Frau tot war; nichts gab Hinweise auf die Ursache ihres Todes.
    Ihre Augen waren geschlossen, der Mund verzerrt, alle Muskeln des Körpers schlaff. Der Körper war noch warm.
    Schomon verließ die Kabine und suchte auf beiden Seiten des Ganges einige andere Räume auf. Drei waren leer, in einem lag eine Tote auf dem Bett; wieder fand Schomon benutztes Geschirr.
    Das muß es sein, dachte er, sie haben gegessen und sind gestorben, ich habe mein Essen zurückgewiesen und lebe noch.
    Er folgte weiter dem sanft gekrümmten Gang, bis er an einen der Liftschächte gelangte, die das Schiff von der Zentrale im Bug bis zu den Maschinenräumen im Heck durchzogen. In ihnen war die Pseudoschwerkraft, die im ganzen übrigen Schiffsrumpf aufrechterhalten wurde, gewöhnlich aufgehoben; nun jedoch herrschte im Innern des Schachtes die gleiche Schwere wie auf dem Gang: Offensichtlich waren alle zweitrangigen Energieverbraucher, wie die Abschirmanlage der Liftschächte, ausgeschaltet; das hieß, daß die Kraftstation des Schiffes mit verminderter Leistung arbeitete.
    Schomon wußte nun, daß seine Wahrnehmung, nämlich das geringere Lautvolumen der Maschinen, richtig gewesen war – das Schiff schien havariert zu sein.
    Schomon stieß auf ein geschlossenes Schott und kehrte zum Liftschacht zurück.
    Nach kurzer Überlegung schwang er sich in die Röhre hinein, und begann, die Sprossen der innen angebrachten Notleiter emporzusteigen. Informationen über das Schicksal des Schiffes würde er am ehesten in der Zentrale erhalten, die einige hundert Meter über ihm lag.
    Nach geraumer Zeit – er hatte es aufgegeben, die Gangmündungen, an denen er vorbeikam, zu zählen – fühlte er Schwäche und zog sich in einen Gang hinein. Er setzte sich auf den Boden, um auszuruhen. Zwar war er hungrig, jedoch: er lebte, und seine Muskeln waren trotz der Bettlägerigkeit noch nicht erschlafft.
     
    Als er gerade wieder Anstalten machte, die Leiter zu besteigen, hielt er inne – etwas näherte sich mit leisem Summen. Nach einem Augenblick der Anspannung identifizierte Schomon das Geräusch: Es stammte von den Laufrollen eines Servorobots. Schomon wandte sich von der Öffnung des Liftschachts ab, der Geräuschquelle zu. Die Maschine war inzwischen nahe herangekommen und hielt an.
    »Sie sind Herr Schomon«, sagte sie – die Stimme war geeignet, Vertrauen und Zuneigung zu erwecken.
    »Ja«, erwiderte Schomon.
    »Sie sind auf dem Weg zur Zentrale?« erkundigte sich der Robot; Schomon nickte und war erstaunt, daß die Maschine dies als Antwort akzeptierte, verstand es jedoch, als er sich erinnerte, daß die Servorobots nur ausführende Organe des komplexen Computers in der Zentrale waren.
    »Ihre Anwesenheit ist erforderlich«, meinte der Automat. »Sie gelangen schneller dorthin, wenn Sie sich dieses Roboters bedienen. Er ist für den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher