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Jan Tabak geht aufs Ganze

Jan Tabak geht aufs Ganze

Titel: Jan Tabak geht aufs Ganze
Autoren: Werner Schrader
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Außerdem zieht es dir den Rheumatismus aus allen Knochen. Bald kannst du wieder hüpfen wie eine Gazelle.“
    „Solange der Bluthund in der Küche sitzt, komme ich nicht an den Tisch!“ bellte Jenny. „Darauf könnt ihr euch verlassen!“
    „Weißt du“, sagte Tina behutsam, „Lady ist ganz ungefährlich. Sie tut niemandem etwas. Du brauchst keine Angst zu haben.“
    „Das ist mir egal“, antwortete Jenny. „Ich esse nicht mit einem Hund zusammen am Tisch.“
    „Das tust du ja auch nicht“, bemerkte Jan, „Lady liegt doch drunter.“
    In diesem Augenblick kamen die Kinder wieder herein, setzten sich an den Tisch, einander gegenüber, stellten ihre Füße auf Ladys Rücken, traten sie ein bißchen und warteten auf das Frühstück.
    Oma Jenny beobachtete das skeptisch. Als sie sah, daß der Hund lammfromm liegenblieb, verlor sich ihre Furcht ein wenig. Aber wohl fühlte sie sich immer noch nicht.
    Tina zwinkerte ihrem Mann zu, füllte sämtliche Tassen, bot Brot, Butter, Eier und Marmelade an und sorgte für Bewegung und Umtrieb. Sie versuchte dabei, Oma Jenny in ein ablenkendes Gespräch zu verwickeln, damit sie den Hund vergaß.
    Und das gelang ihr.
    Jennys Gedächtnis war nämlich schon recht löcherig und hielt nicht mehr allzuviel fest. Als die beiden Damen von alten Zeiten plauderten und Jenny Antwort gab auf Tinas viele Fragen, hatte sie Lady völlig vergessen, obwohl ihre Füße inzwischen auch auf ihrem Fell standen.
    Nach der Mahlzeit zündete Jan seine Pfeife an und stand auf. „So, Tim“, sagte er, „jetzt wollen wir mal sehen, ob du aus dem Fenster eures Zimmers angeln kannst. Komm her!“
    Doch bevor er sich auf diese Weise mit dem Jungen davonmachen konnte, wurde er von Tina gebremst.
    „Hiergeblieben, Jan!“ rief sie. „Wir müssen erst den heutigen Tagesverlauf planen.“
    Jan wandte sich um.
    „Was müssen wir?“ fragte er verblüfft.
    „Uns einen Plan machen, was heute gemacht werden soll.“
    „Warum das denn?“
    „Weil wir jetzt nicht mehr allein sind, sondern zu fünft. Da muß es geregelter zugehen, sonst stehen wir uns alle im Wege und trampeln uns gegenseitig auf die Füße.“
    Jan kam einen Schritt zurück.
    „Also, das glaub ich nicht, Tina“, sagte er. „Ich geh jetzt mit den Kindern zum Fischen, da sind unsere Füße schon mal in Sicherheit. Und wenn Oma Jenny sich in den Schaukelstuhl setzt, ist sie auch aus der Gefahrenzone. Dann kannst du nach Herzenslust durch das Haus sausen und arbeiten, soviel du willst. Keiner ist dir im Weg.“
    „Ein Schaukelstuhl ist was für alte Leute“, bemerkte Jenny bissig. Jan sah sie erstaunt an.
    „Ja“, sagte er, „natürlich!“
    Tina räusperte sich mahnend. Jan blickte kurz zu ihr hinüber, begriff sogleich und fuhr in einem Ton fort, als hätte er nichts anderes sagen wollen: „Darum solltest du auch besser auf der Eckbank sitzen.“ Jenny kniff die Lippen zusammen und schluckte. Dann sagte sie: „Gesessen wurde heute schon genug, jetzt wird gearbeitet. Geh du nur ans Wasser, Jan Tabak, und nimm die Kinder mit. Wir beide, Tina, werden uns um das Mittagessen kümmern. Heute gibt es Rinderbraten.“
    Jan feixte seine Frau an.
    „Hast du das gehört, Tina?“ fragte er. „Heute gibt es Rinderbraten. Dann mußt du wohl die Gans, die du grillen wolltest, noch eine Weile auf dem Eis liegen lassen.“
    Tina kämpfte heftig mit sich selbst. Sie wußte, daß Ruhe und Frieden der nächsten Jahre gefährdet waren, wenn sie ihrer herrschsüchtigen Tante jetzt am Anfang eine Blöße zeigte. Auf der anderen Seite wollte sie der alten Dame, von der die Übersiedlung ins ländliche Niederblockland eine große Umstellung verlangte, nicht schon am ersten Tag allen Lebensmut nehmen. Darum überwand sie sich und sagte: „Ist recht, Oma Jenny, machen wir heute einen Rinderbraten. Die Gans können wir auch am Wochenende essen. Fahr du mit den Kindern nach Wasserhorst rüber, Jan, und hol mir noch ein paar Kleinigkeiten für den Nachtisch!“ Und mit Nachdruck fügte sie hinzu: „Da gibt es nämlich Apfelgrütze.“
     

Elefantenwettlauf in Indien
     
    Als Jan im Boot saß, einen Zettel mit Tinas Wünschen in der Tasche, Lady neben und die Kinder hinter sich, grinste er noch minutenlang vor sich hin. Er stellte sich vor, wie Tina, die ja auch, weiß Gott, Haare auf den Zähnen hatte, sich nun mit dem General messen mußte.
    „Können wir mit dem Boot ganz bis nach Wasserhorst fahren?“ fragte Tim in seine erquickenden
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