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Jan Tabak geht aufs Ganze

Jan Tabak geht aufs Ganze

Titel: Jan Tabak geht aufs Ganze
Autoren: Werner Schrader
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backen, sag ich euch!“ Die Kinder wollten sich nach dieser heißerwarteten Einladung gerade hinsetzen, da scheuchte Tina sie noch einmal hinaus.
    „Erst die Hände waschen!“ bestimmte sie. „In der Eisenbahn war es sicher nicht ganz sauber, und mit dem Hund habt ihr auch gespielt.“
    „Nun stell dich nicht so an, Tina!“ polterte Jan dazwischen. „Die beiden haben ihre Hände unterwegs immerzu ins Wasser gehalten.“
    „Dann müssen sie sich erst recht waschen, Jan Tabak“, raunzte Tina. „Die Wümme führt heutzutage längst kein Trinkwasser mehr. Kommt mal mit!“ wandte sie sich an die Kinder und ging voran zu ihrer „Pädagogik“ an der Wand. „Hier könnt ihr lesen, was ihr alles nicht tun dürft. Lies doch mal, was da an achter Stelle steht, Nicole!“ Das Mädchen beugte sich vor und las: „Es ist verboten, sich ungewaschen an den Tisch zu setzen.“
    Tina sah sie triumphierend an.
    „Da hast du es schwarz auf weiß!“ rief sie. „Also marsch ins Badezimmer!“
    Tim überflog auch die anderen Verbote auf Tinas „Pädagogik“. Er nickte grimmig und sagte halblaut: „Im Heim war auch alles verboten.“
    Jan Tabak zwinkerte dem Jungen zu und machte eine Handbewegung, die soviel bedeutete wie „Alles halb so schlimm!“ Laut sagte er: „Ich zeige euch, wo das Badezimmer ist, kommt her!“
    Als sie drei Minuten später sauber gewaschen am Tisch saßen, in den frischen Butterkuchen bissen und den heißen Tee tranken, stieg ihre Stimmung wieder. Tina legte ihnen immer noch ein Stück hin, und Tim stellte halbwegs getröstet fest, daß die neue Pflegemutter wenigstens in der Einschätzung seines Hungers progressiv war. Nach der Mahlzeit gingen die Pflegeeltern mit ihren Pflegekindern im Gänsemarsch die Treppe zum Dachboden hinauf. Über den als Abstellraum genutzten Teil erreichten sie das zur Wasserseite gelegene Zimmer, in dem die Kinder schlafen sollten.
    Es war bäuerlich möbliert. Unter den Dachschrägen standen zwei einladend breite Betten, deren Decken blaukariert bezogen waren. Zwischen ihnen lagen mehrere langhaarige Schaffelle, die man, wie Tina sogleich erklärte, nur auf Socken oder barfuß betreten durfte. Neben der Tür machte sich ein klobiger Eichenschrank breit, der sich nur mit Gewalt öffnen ließ und dabei durch nervenzersägende Quietschtöne verriet, wie unangenehm ihm das war. Vor dem Fenster befand sich eine altertümliche Kommode, die zu zittern begann, wenn man eine bestimmte Diele des Fußbodens betrat. An der Tür waren drei mächtige Kleiderhaken angebracht, stark genug für die Last mehrerer Ochsen und einiger Kälber.
    Sonst bot der Raum nichts Bemerkenswertes.
    Jan stellte die Koffer ab, öffnete den Schrank, indem er den Fuß gegen die Wand stemmte und mit beiden Händen an der Tür riß, und sagte: „So, hier sollt ihr schlafen. Nicht im Schrank natürlich, sondern in den Betten! In einem trockenen Sommer läßt sich die Tür übrigens ganz leicht öffnen. Sie klemmt jetzt nur, weil die Luft so feucht ist.“
    „Und das Dach nicht ganz dicht!“ murmelte Tina und warf ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu.
    Tim schlüpfte aus den Schuhen, trat ans Fenster und schaute auf die im matten Sternenlicht schimmernde Wümme hinaus. Nicole musterte die Betten und die weichen Schaffelle.
    „Das Zimmer ist nicht schlecht“, sagte Tim, „aber aus dem Fenster angeln kann man nicht.“
    „Warte bis morgen“, tröstete Jan, „dann kannst du es mal probieren.“
    Tina verteilte nun mit geschickten Handgriffen den Inhalt der beiden Koffer im Schrank, während die Kinder sich auszuziehen begannen. „Wann wird denn hier geweckt?“ fragte Tim müde.
    „Um halb sieben“, antwortete Tina. „Aber morgen könnt ihr länger schlafen, die Schule beginnt erst übermorgen. Und nun gute Nacht. Seid nicht mehr so laut, Oma Jenny schläft unter euch.“
    Dann waren die Kinder allein.
    Sie löschten das Licht und legten sich sofort ins Bett. Eine Weile hörten sie noch das einschläfernde Plätschern der Wümme und hin und wieder ein Knistern im Gebälk des Hauses, dann rollte für sie der Film eines langen Traumes ab.
     

Der Kampf beginnt
     
    Tim, der Frühaufsteher, war am andern Morgen schon wach, als Tante Tina im Hause zu wirtschaften begann. Er hörte sie draußen rumoren und mit Jan Tabak ein paar Worte wechseln.
    Gerade richtete er sich auf und überlegte, ob er sich schon anziehen solle, da vernahm er tapsige Schritte im Vorraum.
    Lady machte einen
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