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Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele

Titel: Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
Autoren: Vincent Rachel
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1. KAPITEL
    „Nun mach schon!“, flüsterte Emma neben mir. In der kalten Nachtluft kondensierte ihr Atem und bildete weiße Schwaden vor ihrem Gesicht. Wir standen vor einer zerbeulten Stahltür, und Emma starrte mit einer solchen Inbrunst darauf, als könnte sie die Tür allein durch ihre Ungeduld zum Öffnen bewegen. „Sie hat uns vergessen, Kaylee. Ich hätte es mir denken können!“ Mehr Schwaden stiegen aus ihrem perfekt geschwungenen Mund auf, als sie auf und ab hüpfte, um sich so gut es ging zu wärmen. In der tief ausgeschnittenen, glänzend roten Bluse aus dem Kleiderschrank ihrer Schwester kamen Emmas Kurven perfekt zur Geltung.
    Ja, ich war ein bisschen neidisch auf Emma. Ich hatte weniger Kurven und keine Schwester, von der ich mir heiße Outfits leihen konnte. Aber zumindest hatte ich ein funktionierendes Handy, und die Uhr auf dem Display zeigte vier Minuten vor neun. „Sie kommt bestimmt gleich“, sagte ich zuversichtlich und schob das Handy zurück in die Tasche. Prüfend strich ich über mein T-Shirt, während Emma zum wiederholten Mal an die Tür klopfte. „Wir sind früh dran. Gib ihr noch eine Minute.“
    Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, schwang die Tür quietschend auf. Zuckende Lichter und das Dröhnen stampfender Bässe drang in die dunkle Seitenstraße. Traci Marshall, die jüngste von Emmas älteren Schwestern, hielt die Tür mit der flachen Hand auf. Traci trug ein enges schwarzes T-Shirt, dessen tiefer Ausschnitt betonte, dass sie genauso gut gebaut war wie ihre Schwester. Als wäre das lange blonde Haar nicht schon Hinweis genug auf die Familienzugehörigkeit.
    „Wird aber auch Zeit!“, murmelte Emma, trat einen Schritt vor und wollte an ihrer Schwester vorbeihuschen.
    Doch Traci stellte sich in den Türrahmen und blockierte den Eingang. Sie schenkte mir ein kurzes Begrüßungslächeln, bevor sie ihre Schwester streng ansah. „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Emma. Wie lauten die Regeln?“
    Emma verdrehte die braunen Augen und rieb sich die nackten Arme, auf denen sich schon eine Gänsehaut gebildet hatte – unsere Jacken lagen im Auto. „Kein Alkohol, keine chemischen Substanzen. Nichts, was Spaß macht.“ Den letzten Satz sagte Emma ganz leise, und ich musste mir das Lachen verkneifen.
    „Was noch?“, fragte Traci fest. Sie strengte sich offensichtlich an, um ihren finsteren Gesichtsausdruck beizubehalten.
    „Wir bleiben die ganze Zeit zusammen und gehen auch gemeinsam nach Hause“, antwortete ich schnell. Traci hatte uns schon zweimal in den Club geschleust, und jedes Mal mussten wir diese Sätze herunterbeten. Die Regeln waren der Witz, aber ich wusste genau, dass Traci uns nur unter der Bedingung hineinließ.
    „Und …?“
    Emma trat von einem Fuß auf den anderen, um sich warm zu halten, die Absätze klapperten auf dem Beton. „Wenn wir geschnappt werden, kennen wir dich nicht.“
    Als ob uns das irgendjemand abkaufen würde! Dafür sahen sich die Marshall-Mädchen viel zu ähnlich: groß und sehr weiblich, also das genaue Gegenteil von mir.
    Traci nickte zufrieden und ließ uns hinein. Als Emma an ihr vorbeiging, stutzte Traci und griff nach dem Arm ihrer Schwester. „Ist das Caras neue Bluse?“
    Emma funkelte Traci ärgerlich an und riss sich los. „Sie wird nicht einmal merken, dass sie weg war!“
    Traci lachte trocken, streckte den Arm aus und bahnte sich den Weg in Richtung Tanzfläche. „Dann genieß den Rest deines kurzen Lebens“, rief sie über das Wummern der Bässe hinweg, „denn dafür wird Cara dich mit Sicherheit umbringen!“
    Emma ließ sich von der Drohung nicht beeindrucken. Stattdessen warf sie die Hände in die Luft und tanzte mit schwingenden Hüften den Gang entlang zur Tanzfläche. Ich folgte ihr, und als ich die Menschenmenge sah, die sich ausgelassen zur Musik bewegte, verspürte ich ein freudiges Kribbeln im Bauch.
    Wir mischten uns ins Gedränge, schoben uns zur Mitte derTanzfläche und ließen uns von der Hitze, den Menschen und dem Beat mitreißen. Mal tanzten wir alleine, mal zu zweit, bis ich nach unzähligen Songs völlig verschwitzt und außer Atem war. Ich gab Emma das Zeichen dafür, dass ich etwas trinken wollte. Sie nickte, und ich bewegte mich auf den Rand der Tanzfläche zu.
    Traci stand hinter der Bar neben einem Barkeeper, einem großen dunklen Typ in einem engen schwarzen T-Shirt. Die blauen Neonröhren an der Decke tauchten die beiden in ein seltsames Licht. Ich setzte mich auf den ersten freien
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