Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
Er wird drüberklettern müssen. Dort werden sie ihn auf jeden Fall sehen! Jetzt! Er hat zehn Meter geschafft, und noch mal zehn. Ich hab ihn jetzt genau gesehen. Er hat sich Gesicht und Hände geschwärzt. Machen Sie sich bereit! Er wird jeden Augenblick das letzte Stück zurücklegen.«
    James Bond spürte, wie ihm der Schweiß über Gesicht und Hals lief. Er riskierte es, sich schnell die Hände an seiner Hose abzuwischen. Dann brachte er sie zurück an das Gewehr und seinen Finger an den Abzug. »In dem Zimmer mit der Waffe bewegt sich etwas. Sie müssen ihn entdeckt haben. Lassen Sie den Opel anwerfen.«
    Bond hörte, wie Sender das Codewort in das Sprechfunkgerät flüsterte und der Opel unten auf der Straße gestartet wurde, und spürte, wie sich sein Puls beschleunigte, während der Motor ansprang und der Auspuff eine Reihe ohrenbetäubender Knalle von sich gab.
    Die Bewegung in der dunklen Höhle war nun eindeutig. Ein schwarzer Arm mit einem schwarzen Handschuh war aufgetaucht und griff unter den Lauf.
    »Jetzt!«, rief Captain Sender. »Jetzt! Er rennt zur Mauer! Er klettert rauf! Gleich springt er drüber!«
    Und dann sah Bond durch das Zielfernrohr den Kopf des Scharfschützen namens »Abzug« – das schöne Profil, das goldene Haar – alles über den Lauf der Kalaschnikow gebeugt! Sie war tot, ein leichtes Ziel! Bond justierte nach, und als eine gelbe Flamme aus der Mündung des Maschinengewehrs schoss, betätigte er den Abzug.
    Die Kugel, auf dreihundert Meter absolut präzise, musste dort eingeschlagen haben, wo der Abzug in den Schaft überging. Vielleicht hatte er ihre linke Hand getroffen, aber in der Hauptsache war es darum gegangen, die Waffe vom Gestell zu reißen, gegen den Rahmen zu schleudern und dann aus dem Fenster zu befördern. Auf dem Weg nach unten drehte es sich mehrere Male und fiel schließlich mitten auf die Straße.
    »Er hat es geschafft!«, rief Captain Sender. »Er hat es geschafft! Er ist auf unserer Seite! Mein Gott, er ist in Sicherheit!«
    »Runter«, rief Bond und warf sich seitlich vom Bett, als in einem der bisher dunklen Fenster das monströse Auge eines Suchscheinwerfers angeschaltet wurde und die Straße entlang auf ihr Gebäude und ihr Zimmer zuwanderte. Dann ertönten Schüsse und Kugeln kreischten durch ihr Fenster, zerrissen die Vorhänge, zertrümmerten den Rahmen und schlugen in die Wände ein.
    Über dem Dröhnen und Pfeifen der Kugeln hörte Bond, wie der Opel über die Straße davonraste, und im Hintergrund das fragmentarische Flüstern des Orchesters. Die Kombination der beiden Geräusche ließ Bond ein Licht aufgehen. Natürlich! Das Orchester hatte im Haus der Ministerien wahrscheinlich einen Heidenlärm verursacht und war genau wie der Opel mit den Fehlzündungen als Tarnung für die Schüsse benutzt worden. Hatte sie ihre Waffe jeden Tag in diesem Cellokasten herumgetragen? Bestand das komplette Orchester aus KGB-Agentinnen? War in den anderen Instrumentenkästen nur Ausrüstung gewesen – in dem Behälter für die große Trommel vielleicht der Suchscheinwerfer –, während die Instrumente selbst die ganze Zeit über in der Konzerthalle geblieben waren? Zu kompliziert? Zu abstrus? Vermutlich. Aber es konnte kein Zweifel bestehen, dass es sich um das Mädchen handelte. Bond hatte durch das Zielfernrohr ein großes Auge mit dichten Wimpern gesehen. Hatte er sie verletzt? Mit ziemlicher Sicherheit ihren linken Arm. Wenn sie mit dem Orchester verschwand, bestand keine Möglichkeit, sie zu sehen und zu erfahren, wie es ihr ging. Jetzt würde er sie niemals wiedersehen. Ihr Fenster würde zu einer Todesfalle werden. Um die Tatsache zu untermauern, traf ein Geschoss das Gestell der Winchester, das bereits umgestürzt war. Heißes Blei spritzte auf Bonds Hand und verbrannte die Haut. Auf Bonds Kraftausdruck hin wurde das Feuer eingestellt und Stille breitete sich im Raum aus.
    Captain Sender tauchte neben seinem Bett auf und schüttelte sich Glassplitter aus den Haaren. Sie gingen über den knirschenden Boden und durch die zersplitterte Tür in die Küche. Dort war es sicher, das Licht einzuschalten, weil der Raum nicht zur Straße hinausging.
    »Haben Sie etwas abgekriegt?«
    »Nein. Sind Sie in Ordnung?« Der Rausch, der mit einer Schlacht einherging, ließ Captain Senders Augen funkeln. Aber Bond bemerkte ebenfalls, dass in ihnen ein Vorwurf lag.
    »Ja. Ich hole mir nur schnell ein Pflaster für meine Hand. Habe einen Bleispritzer von einer der Kugeln
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher