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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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genommen? Eine Katastrophe. Eine unvorstellbare Katastrophe.
    Müde setzte Majestät sich auf einen moosigen Baumstumpf und starrte trübe in das Dunkel.
    Vielleicht später, bei Tageslicht. Vielleicht würde sie es dann finden, weil es glitzerte. Oder eine diebische Elster …
    Bloß nicht dran denken.
    Besser darüber nachdenken, was es für positive Aspekte gab.
    Ja, das könnte ihr helfen, ihr inneres Gleichgewicht wiederherzustellen.
    Das, und die Brust und die Flanken putzen. Das war nicht nur dringend notwendig, sondern beruhigte auch und regte das Denken an.
    Also: Mafed war durch den Einschlupf entkommen, und wenn es auch ein ungünstiger Zeitpunkt war, die Grauen Wälder zu passieren, so war er doch ein geübter Pfadfinder und würde den richtigen Weg benutzen. Es sei denn, die Namenlosen fielen ihn an.
    Besser nicht vorstellen.
    Mafed würde dem Rat berichten, was geschehen war. Da sie nicht nachgekommen war, würde er richtigerweise annehmen, dass sie das Ankh verloren hatte. Amun Hab würde Hilfe schicken.
    Aber wann?
    Vermutlich erst beim nächsten Vollmond.
    Dann musste sie eben so lange hier in der Menschenwelt verharren.
    Als kleine, graue Hauskatze.
    Ein tiefes Grollen rollte aus ihrer Kehle. Ein nachtjagender Fuchs hetzte in Panik davon.
    Die positiven Aspekte, erinnerte Majestät sich.
    Nun ja, sie hatte ihre Mission erfüllt. Gesas Seele würde zu den Goldenen Steppen finden, dort, wo Melle sie schon erwartete. Das war gut. Das war sogar sehr gut. Denn so wie Gesa sich ihr Leben lang verhalten hatte, war das der gerechte Lohn für ihre verdienstvolle Hilfe den irdischen Katzenvölkern gegenüber.
    Majestät putzte sich die schwarze Pfote.
    Da war doch was?
    Da hatte sie doch etwas übersehen.
    Richtig, der Ohrring. Gesa besaß einen Ohrring. Einen unscheinbaren kleinen Goldring, den sie immer im rechten Ohrläppchen getragen hatte. Aber vorhin war da kein Ohrring gewesen.
    Man musste ihn ihr herausgenommen haben.
    Majestätens Schwanz peitschte hin und her.
    Sie brauchte den Ring. Er war ihre Rettung. Es war zwar nur ein Verständigungsring, aber ihr würde er die Rückkehr in ihr Land ermöglichen.
    Es sah so aus, als müsste sie sich noch einmal auf den Weg zur menschlichen Ansiedlung machen.
    Die Morgendämmerung würde bald anbrechen, die ersten Vögel kündeten bereits den neuen Tag. Besser, sie verschob den Besuch bei den Menschen auf die Nacht. Es war ein weiter Weg für eine kleine Katze, und sie war müde nach all dem Ärger und der Aufregung. Majestät kletterte die Eiche wieder empor und legte sich in einer breiten Astgabel zurecht, um den Tag zu verschlafen.
    Später trabte Majestät langsam durch die Abenddämmerung. Eine unvorsichtige Haselmaus kreuzte ihren Weg und diente ihr als Zwischenmahlzeit. In einem Garten fand sie eine Schale mit Trockenfutter. Die Markierung der Eigentümerin an der Hausecke ignorierte sie mit königlicher Souveränität und verleibte sich die knusprigen Häppchen ein.
    War nicht schlecht.
    Dann schlich sie sich geduckt an das Haus heran, das sie am Abend vorher aufgesucht hatte.
    Es war alles still hier. Es brannte kein Licht, die Jalousien waren heruntergelassen. Es gab aber eine Katzenklappe. Die hatte Mafed am Tag zuvor genutzt, um einzudringen und ihr den Schlüssel für die Haustür zu bringen. Kleine Tricks, die man sich so im Laufe des Lebens aneignete. Es gab auch noch andere.
    Es schien so, als müsste sie die anwenden, denn irgendjemand hatte die Mülltonne außen vor die Klappe geschoben. Majestät suchte nach anderen Einschlüpfen. Auf Kipp gestellte Fenster, Kellerluken, halboffene Balkontüren – alles war ihr recht.
    Es gab aber nichts.
    Also hieß es warten, bis einer der Bewohner die Tür öffnete, um ungesehen mit hineinhuschen zu können.
    Die Gelegenheit ergab sich erst am nächsten Vormittag. Mit zwei Menschen und einem Haufen Gepäck gelangte sie ins Innere des Hauses und machte sich auf die Suche. Gesas Zimmer war leer, ihre Präsenz nicht mehr zu spüren. Aber mit ihren sensiblen Sinnen nahm Majestät die feinen Schwingungen des Ringes auf. Er war im Haus. Vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden, folgte sie der Spur.
    Sie endete in einem Schlafzimmer. Warum auch immer, hinter einem Blumenbild an der Wand.
    Befremdlich.
    Sie wollte gerade wieder hinausschleichen, um das Mädchen zu suchen, als eine Frau eintrat, zusammen mit ebendieser Felina, der Enkelin Gesas. Majestät sah sich gezwungen, sich unter dem Bett zu
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