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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung
Autoren: Cynthia Eden
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ein, achtete besonders auf die Wunden und …
    Mist!
    Ihr Herz wummerte.
    Das waren keine Messerwunden! Nein, solche Wundmale kannte sie.
    Um nicht zu sagen, sie waren ihr nur zu vertraut.
    Diese Schnitte stammten von Krallen. Die gleichen Male hatte sie schon viel zu oft gesehen.
    Ihre Nasenflügel bebten, und sie starrte Bobbys blutigen Leib an.
    Die Cops hier – der Captain, die drei Männer und die Frau – waren menschlich. Genauso wie die Kriminaltechniker.
    Keine Gestaltwandler.
    Aber es war ein Gestaltwandler in diesem Zellentrakt gewesen, und er hatte Bobby ermordet.
    Und sie wusste, dass ein Gestaltwandler ganz in der Nähe war, dem ein bisschen Blut nichts ausmachte und der vor allem nicht gut auf Bobby zu sprechen war.
    Jude.
    Sie drehte sich vorsichtig um und verließ den Tatort. Sobald sie auf Abstand war, ballte sie die Fäuste und stürmte den Flur entlang zurück zum Eingang, um sich den Jäger vorzunehmen.
    Jude streckte die langen Beine aus, so dass sich seine Stiefelabsätze in den alten Fußboden drückten. Ohne auf seine Uhr zu sehen, schätzte er, dass Erin inzwischen etwa acht Minuten bei der Leiche gewesen war und …
    Klack, klack, klack.
    Schnelle Schritte auf hohen Absätzen.
    Er blickte auf.
    Und sah Erin, die auf ihn zugestampft kam, ihr Gesicht angespannt vor Wut und die Augen funkelnd.
    Glühend?
    Sie baute sich direkt vor ihm auf, stemmte die Hände in die Hüften und fragte: »Was haben Sie getan?«
    Hoppla! Jude stand langsam auf. Ihm war klar, dass er sie weit überragte, und das würde er zu seinem Vorteil nutzen. »Ich glaube, Sie ziehen falsche Schlüsse, Süße.«
    »Ich bin nicht Ihre Süße!« Sie piekte ihm den Finger in die Brust. »Denken Sie, ich kapier nicht, was den Mistkerl erwischt hat?« Ihre Stimme war schrill, allerdings leise genug, dass nur er sie hören konnte. »Ich erkenne das Werk von Krallen, wenn ich es sehe, Donovan.«
    »Nicht meine Krallen«, knurrte er, räusperte sich und versuchte es noch einmal. Es war schwierig, normal zu sprechen, solange sie so nahe war, ihm ihr Duft zu Kopfe stieg und die Bestie in ihm brüllte. »Ich sagte Ihnen bereits, wollte ich ihn tot sehen, hätte ich es gleich im Sumpf erledigt.«
    »Sie haben gewusst, was ich in der Zelle vorfinde.« Sie legte eine sehr kurze Pause ein. »Woher wussten Sie das, Jäger? Weil Sie derjenige waren, der Bobby in die Hölle befördert hat? Sie mussten ihm einfach das Grinsen ins Gesicht schneiden, nicht? Ein Grinsen, mit dem er den Teufel begrüßen darf?«
    Er packte ihre Hand, denn er war es leid, dass sich ihr Fingernagel in seine Brust bohrte. »Ich war das nicht, Süße . Ich habe ein Alibi. Ich war bei Night Watch, wie Ihnen mindestens vier Agenten bestätigen können.« Ein Glück. Er rollte die Schultern. Kein Schmerz mehr, nicht mal ein Ziepen.
    » Woher haben Sie es gewusst? «, zischte sie. Ihre zusammengebissenen Zähne fingen an, ein bisschen spitzer auszusehen.
    Fast hätte er gelächelt, aber sie redeten über eine Leiche und waren von Cops umgeben. »Ich habe einen Freund auf dem Revier, und der rief mich an.« Weil er mir was schuldete und gleich ahnte, dass er meine Hilfe braucht. Genau wie sie.
    Erin wollte es bloß noch nicht zugeben.
    »Welcher Freund?«
    »Ach kommen Sie, Sie erwarten doch nicht, dass ich …«
    »Welcher Freund!« Nun war sie nicht mehr leise, und ein paar Polizisten drehten sich zu ihnen um. »Sagen Sie mir den Namen, denn ich bin verdammt sicher, dass Sie …«
    »Ich war es, Ma’am«, sagte eine tiefe Südstaatenstimme.
    Erin wandte sich nach links, und ihr stand der Mund offen, als sie Antonio ansah. »Blödsinn.«
    Er lächelte, wobei er die perfekt überkronten, zu weißen Zähne bleckte. Seine karamellfarbene Haut ließ sie noch heller wirken – ein Teint, den er seiner überaus reizenden mexikanischen Mutter verdankte. »Ich fürchte doch, Miss Jerome.«
    »Wieso?«
    »Weil ich nicht ganz so unterbelichtet bin, wie Sie annehmen«, antwortete er bedenklich ruhig. »Und ein Blick auf die Leiche hat mir verraten, dass die Cops in dem Raum keine Verdächtigen sind.« Er zeigte auf Jude. »Der Täter ist fraglos einer von seiner Sorte.«
    Sie erstarrte. Im nächsten Moment war es, als fiele ein Schleier über ihr Gesicht. Erins Züge glätteten sich zu einer Maske. »Seine Sorte? Was soll das heißen?«
    Jude blinzelte. Die Frau war gut. Hätte sie ihn nicht eben erst wegen Krallenwunden angefaucht, könnte er ihr diese Verwirrnummer glatt
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