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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung
Autoren: Cynthia Eden
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wurde.
    »Danke für die Warnung.« Es war schon die zweite in weniger als drei Minuten. Nur dass Grant Tyler sie nicht aus der Luft gegriffen hatte. Der junge Polizist neben ihm war kreidebleich und zitterte. Offenbar war er drauf und dran, aus den Latschen zu kippen.
    Ach du Schande. Ein Cop kurz vor einer Ohnmacht war nie ein gutes Zeichen.
    Erin wies auf die Tür. »Zeigen Sie ihn mir.«
    Grant öffnete.
    Bei dem Gestank hätte sie um ein Haar gewürgt. Dann sah sie ihn.
    Bobbys Arme waren durch die Gitterstäbe gerissen worden und hingen aus der Zelle heraus. An den Handgelenken klafften breite Schnittwunden, und sein Blut hatte zwei große Lachen auf dem Boden gebildet. Seine Augen waren weit aufgerissen, und sein Gesicht war aufgeschlitzt worden, so dass sich ein blutrotes Lächeln von einem Ohr zum anderen zog.
    Inszeniert. Hergerichtet. Seine Leiche sollte eine größtmögliche Schockwirkung haben.
    Erin presste die Lippen zusammen.
    »Alles okay?«, flüsterte Grant.
    Licht blitzte, als der Kriminaltechniker eine Aufnahme machte.
    Sie zuckte zusammen. »Ja, bestens.« Nein, es ging ihr nicht bestens. Was zur Hölle war hier passiert? Bobby war erst vor wenigen Stunden eingesperrt worden, und Erin wusste, dass er der einzige Häftling hier gewesen war.
    Ja, sie hatte sogar eigens dafür gesorgt, dass er der einzige war, damit die Polizisten ihn besser überwachen konnten.
    Das hier war gar nicht günstig.
    Ein von Polizisten umgebener Mörder, der getötet wurde.
    Von den Cops? Ihr Magen krampfte sich zusammen.
    Erin wandte sich von der Leiche ab. Sie hatte eine Gänsehaut. »Wer war hier?«
    »Ich«, kam die leise Antwort. »Burns, Grimes und Hyde.«
    Sie legte die Finger an ihre linke Schläfe. Das Blut. »Und Sie haben nichts gesehen?«, fragte sie, die Stimme ungläubig erhoben. Das war vollkommen, absolut ausgeschlossen.
    »Wir waren gleich da vorn, haben nichts gesehen und keinen Mucks gehört.«
    Mist! Was für ein Alptraum!
    Captain Antonio Young kam herein. Er trug einen Anzug, an dem nicht einmal der Hauch einer Knitterfalte zu entdecken war.
    Erin blickte ihn mürrisch an. Young stand nicht auf ihrer Top-Ten-Liste. In der letzten Woche hatte sie den Captain aus der Nähe erleben dürfen und festgestellt, dass er ein ziemliches Ekel war. Er behielt zu gern Dinge für sich, hielt seine Fallakten unter Verschluss und neigte dazu, über längere Zeit zu verschwinden. Alles in allem wohl kaum ein angemessenes Benehmen für einen Polizisten.
    Erin hatte keine Ahnung, wie der Typ sich so weit nach oben gearbeitet hatte.
    Er musste wohl über Beziehungen verfügen, oder er wusste, wer welche Leichen im Keller hatte. Womöglich hatte er sogar geholfen, besagte Leichen zu beseitigen.
    »Ihre Leute müssen hier raus.« Das sollte der Captain wissen, und trotzdem standen Grant und die anderen keine zehn Schritte vom Opfer entfernt. »Wieso ist das nicht längst passiert?«
    »Sie brauchen mir nicht zu erzählen, wie ich meinen Job machen soll.«
    »Tja, offensichtlich doch.« Die Presse würde ihre wahre Freude an dieser Geschichte haben. »Vier Polizisten. Ein toter Verdächtiger. Zählen Sie mal zusammen, Young.« Okay, sie klang wie eine Gewitterziege, aber zum Henker mit den politisch korrekten Nettigkeiten. Der Mann sollte es besser wissen!
    Bobby Burrows war tot, nein, nicht nur tot, sondern abgeschlachtet. Verfluchter Mist!
    Youngs hübsches Gesicht – denn Erin konnte schlecht leugnen, dass er sehr gut aussah – wurde ernst. Keine Spur mehr von den charmanten Grübchen. Er starrte sie wütend an, sie ihn.
    »Wir waren das nicht!« Das war Grant. Der starke, verlässliche Grant. Bei ihm hatte Erin von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt, gleich als sie ihm erstmals im Gericht begegnete. Er war ein aufrichtiger Kerl.
    Und jetzt das hier.
    »Was wir beweisen müssen«, sagte sie. Das wird kein Klacks.
    Wieder blitzte Licht auf.
    Erin war klar, was sie zu tun hatte. »Entschuldigung.« So sehr sie es auch verabscheute …
    Sie musste sich die Leiche genauer ansehen. Also drehte sie sich um und ging auf den Verdächtigen zu. Ähm, das Opfer. Langsam näherte sie sich dem Toten. »Darf ich mal, Mark?«, fragte sie den Kriminaltechniker, und er wich zur Seite.
    Keinen Schritt entfernt von der Leiche blieb Erin stehen. Sie berührte weder Bobby noch die Gitterstäbe, denn auf keinen Fall würde sie Beweise kontaminieren. Aber …
    Aber ihre Augen berührten ihn. Ihr Blick scannte jeden Millimeter von ihm
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