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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung
Autoren: Cynthia Eden
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Schweigen im Raum wurde erdrückend.
    Schließlich fluchte Jude. »Na schön. Ich guck mir die Leiche an und sehe, was ich …«
    Erin packte seine Hand, als er an ihr vorbeigehen wollte, und verabschiedete sich von ihrem neuen Leben. »Es war ein Gestaltwandler.«
    Antonio atmete aus. »Mann, endlich.«
    Judes Haut fühlte sich warm an. Er blickte ihr in die Augen, und sie sah, wie seine Pupillen glühten.
    Gefährlich.
    Sie zog ihre Hand zurück und strich sich über die weiche Baumwollhose. »Es war ein Gestaltwandler, und wie praktisch , genau so einer steht hier vor mir.« Ragte vor ihr auf, wohl eher, und umfing sie mit seiner Hitze und seinem Duft.
    »Ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Jude würde nie …«
    Ihre Worte verschwammen in ihrem Kopf. Sie wartete, bis sie fertig waren, dann zog sie eine Braue hoch. »Sie sagten, dass Sie Ihre Unschuld beweisen können.«
    Seine Augen verengten sich, als er nickte. »Schön«, murmelte sie. »Denn das müssen Sie auch.« Sie glaubte ihm, dass er ein Alibi hatte. Und sowie das geklärt war, konnten sie an die Arbeit gehen.
    »Rufen Sie Night Watch an«, sagte Jude. »Wo ich zur Tatzeit war, lässt sich in weniger als zwei Minuten feststellen.«
    Das würde sie, aber zuerst … »Sind Sie dem Fall gewachsen, Jäger?« Ihr war nur zu bewusst, wie schwer es war, einen Gestaltwandler zu schnappen, vor allem einen, der nach menschlicher Beute gierte.
    »Wollen Sie mich anheuern?«
    Ja, wollte sie. Jude Donovan wäre ihre beste Chance, den Täter zu kriegen. Die Cops konnten keinen Gestaltwandler aufspüren.
    Man braucht ein Tier, um ein Tier zu fangen.
    Was für Spiele die Anderen trieben!
    »Ist das vom Bezirksstaatsanwalt gedeckt?«, fragte Antonio, der näher kam.
    Erin sah ihn nicht an. »Wird es.« Dafür würde sie schon sorgen. »Aber was ist mit Ihnen, Donovan?«
    Seine Miene war verschlossen. Und, bei Gott, der Mann war groß! Sie selbst maß fast einsachtzig, und er überragte sie um einiges.
    Was für ein Tier mochte Jude in sich tragen? Von Gestaltwandlern sagte man oft, zwei Seelen würden in ihrer Brust schlummern – die eines Menschen und die eines Tiers.
    Und zumeist waren Gestaltwandler ziemlich harmlos. Sie konnten sich in Füchse, Vögel oder Schlangen verwandeln.
    Andere hingegen waren gefährlich: Bären, Panther, Wölfe.
    Wölfe. Aus gutem Grund glaubten die Leute, sie wären die gefährlichsten Gestaltwandler. Wild, blutrünstig und dann und wann, aus purem Vergnügen, psychopathisch.
    »Ich jage für Sie.« Keine Sekunde wich sein Blick von ihr. »Aber nicht umsonst.«
    »Die Stadt bezahlt Sie.« Sie würde mit dem Bürgermeister und dem Bezirksstaatsanwalt sprechen, auch wenn sie nicht vorhatte, ihnen irgendwas über die andere Welt zu erzählen, zumindest nicht, solange sie es vermeiden konnte. Aber Gus und Clark waren nicht blöd. Sie würden schnell einsehen, dass es klug war, diesen Fall so diskret und so rasch wie möglich aufzuklären.
    Und wenn Jude ihnen dabei half, würden sie ihm auch ohne Murren zahlen, was er verlangte. Und gewiss verlangte er viel.
    Jude schüttelte den Kopf. »Ich dachte nicht an die Stadt.«
    Antonio kam nicht weiter näher.
    Erins Herz hämmerte gegen ihre Rippen, aber sie fragte betont ruhig: »Und woran dachten Sie dann?«
    Ein träges Lächeln huschte über sein Gesicht, bei dem sich seine Oberlippe hob und Erin unweigerlich die Schenkel zusammenpresste.
    »An dich, Süße.«
    Erin schluckte. Verdammt, diese Narbe an der Oberlippe war … sehr verführerisch. Sie sah ihm sein Verlangen an. Menschliches wie animalisches Verlangen.
    Und sie fühlte, wie ihr sehr heiß wurde.
    Kommt nicht infrage! Es dauerte einen Moment, bis ihr Herzschlag sich wieder normalisierte. Dies war nicht das erste Mal, dass sie so stark auf einen Gestaltwandler reagierte.
    Zugegeben, einen wirklich umwerfenden Gestaltwandler.
    Und es wäre wohl auch nicht das letzte Mal. Sie konnte nichts gegen die sinnliche Überwältigung tun, außer ihre wilden Instinkte zu zügeln. Wie sie es stets getan hatte. »Die Stadt bezahlt Sie«, sagte sie frostig. »Und sie wird gut zahlen.« Denn einen Mörder wie den zu jagen, der Bobby abgeschlachtet hatte, war nicht einfach.
    Er lachte. »Tja, das sollten sie auch. Aber Sie, Süße, zahlen ebenfalls.«
    Das war eine unverhohlene Drohung.
    Gestaltwandler hielten sich ausnahmslos für die übelsten Arschlöcher auf Erden.
    Was gewiss daran lag, dass es einige von ihnen auch waren.
    Die Lokalnachrichten
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