Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung
Autoren: Cynthia Eden
Vom Netzwerk:
über die inzwischen so gut wie verheilte Schulter und lief zur Tür.
    Dees Rufen ignorierte er.

Zweites Kapitel
    »Die Leiche sollten Sie sich lieber nicht angucken.«
    Seine Stimme, die ihr noch tiefer als vorher erschien, ließ Erin auf der Treppe zum Revier erstarren.
    Sie sah sich um. Erst eben hatte sie seinen Duft bemerkt. »Woher wissen Sie überhaupt, dass es hier eine Leiche gibt, Donovan?« Die Staatsanwaltschaft hatte den Anruf vor fünfzehn Minuten bekommen. Woher wusste der Kopfgeldjäger von dem Mord?
    »Sie haben doch nicht …«, begann sie misstrauisch.
    Er sprang die Stufen hinauf und packte sie bei den Armen. »Nein, ich habe den Mistkerl nicht umgebracht. Hätte ich es gewollt, wäre er gar nicht aus dem Sumpf herausgekommen und längst Alligatorfutter.«
    Erin schluckte. Gut … zu … wissen. »Und warum sind Sie hier?«
    »Aus demselben Grund wie Sie. Ich will wissen, was mit dem Schlitzer passiert ist.«
    Die Leiche sollten Sie sich lieber nicht angucken. »Anscheinend wissen Sie es schon.« Was bedeutete, dass es eine undichte Stelle in ihrer Behörde gab. Das war nichts Außergewöhnliches, aber trotzdem schlecht.
    Er zuckte mit den breiten Schultern. »Vertrauen Sie mir einfach. Sie wollen Bobby Burrows nicht sehen.«
    »Und Sie dürfen mir vertrauen. Ich bin ein großes Mädchen; ich komme damit klar.« Es war schließlich nicht ihr erster Mordfall. Ganz und gar nicht. Sie war neunundzwanzig und bearbeitete die schweren Fälle, seit sie vor Jahren ihr Examen gemacht hatte.
    Wer die Welt verbessern wollte, musste sich eben ab und zu die Hände schmutzig machen.
    Erin drehte sich um und stieg weiter die Treppe hinauf. Jude ging neben ihr, so dass sie im Augenwinkel sah, wie seine Muskeln spielten.
    Sein Duft erfüllte die Luft um sie herum.
    Erins Herz klopfte schnell, zu schnell. Lag es daran, dass drinnen ein Toter wartete, den sie in einer sicheren Zelle verwahrt geglaubt hatte?
    Oder war da noch mehr?
    Nein!
    Sie stieß die Glastür auf, worauf ihr gleich ein Wachmann entgegenkam. »Miss Jerome …«
    Sie wies auf ihren Schatten. »Behalten Sie Donovan hier. Ich will ihn nicht in der Nähe des Tatorts haben.«
    Ihre ausgezeichneten Ohren vernahmen das Einatmen des Jägers und sein fast lautloses »Sie brauchen mich hierbei, Süße.«
    Süße? Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Das bezweifle ich, Jäger.« Während sie den gefliesten Flur hinunter zu den Zellen ging, fragte sie sich, was sie dort erwartete.
    Die Leiche sollten Sie sich lieber nicht angucken.
    Die Frau hatte einen sehr hübschen Hintern.
    Obwohl er wütend war, konnte Jude nicht umhin, ihren schönen Hüftschwung zu bewundern.
    Ihm schwirrte der Kopf von ihrem Duft: Frau, Rosen und eine Andeutung von dichtem Wald. Ja, diese Wildnis … der Duft war in die Luft aufgestiegen, als ihre fantastischen Augen sich verengten und ihre Stimme einen verärgerten Klang annahm.
    Erin Jerome war so viel mehr, als sie nach außen zeigte.
    Das Tier in ihm brüllte, wenn sie in seiner Nähe war und wenn sie sich zu weit entfernte.
    »Tut mir leid, Mann, du hast die Anweisung gehört.« Jamison McGee, ein guter Polizist und ein netter Mensch, sah Jude stirnrunzelnd an. »Du musst hierbleiben.«
    »Ist schon gut, James.« Jude wippte auf seinen Fersen. Das Blut konnte er von hier aus riechen. »Sie wird es sich noch anders überlegen.« Denn er hatte nicht gescherzt, als er der hübschen Staatsanwältin sagte, sie würde ihn brauchen.
    Er blickte zu den Vinylstühlen neben dem Eingang. »Wenn sie mich suchen kommt, ich bin hier.«
    Fünf Minuten, maximal zehn, dann käme sie garantiert zu ihm gerannt.
    Wie es aussah, war noch ein Monster auf der Jagd, eines, das vor der Nase des Baton-Rouge-Reviers mordete.
    Fasste man eine solche Dreistigkeit?
    Das war beinahe bewundernswert. Aber nur beinahe.
    Der Blutgeruch brannte in ihrer Nase. Die meisten ihrer Art mochten diesen Geruch. Sie hasste ihn.
    Erin machte die Schultern gerade und ging weiter. Vier Uniformierte standen vor dem Eingang zum Zellentrakt und blickten auf, als sie das Klackern ihrer Absätze hörten. Einer von ihnen, ein älterer mit kaffeebrauner Haut, graumeliertem Haar und einem energischen Kinn, trat auf sie zu. »Miss Jerome, Sie sollten auf einiges gefasst sein.«
    Er sah besorgt aus, als fürchtete er, dass sie in Ohnmacht fallen könnte, sowie sie einen Blick auf den Toten geworfen hatte.
    Doch sie war wahrlich keine Frau, die leicht ohnmächtig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher