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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung
Autoren: Cynthia Eden
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geschnappt wurde.
    Sie war quasi hierher, zum Burns Swamp geflogen. »Bringt ihn ins Krankenhaus und lasst ihn zusammenflicken.« Sie zeigte auf den Polizisten. »Und lassen Sie ihn keine Sekunde aus den Augen, klar? Die Freilassung auf Kaution wurde aufgehoben. Sowie die Ärzte ihn entlassen, wandert er zurück ins Gefängnis.« Hoffentlich blieb er dort lange, ganz lange.
    Der Uniformierte, Ray Neal – sie war ihm schon zweimal begegnet – nickte. Er und sein Partner stiegen in den Wagen und fuhren davon.
    Womit Erin allein mit dem Jäger blieb.
    »Wollen Sie meine Fragen beantworten?« Seine Stimme war rumpelnd tief.
    Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen, dabei war es viel zu warm, als dass sie frösteln dürfte.
    »Und was für Fragen wären das?« Sie neigte ihren Kopf zur Seite.
    »Wer sind Sie? Was sind Sie?«
    Sie runzelte die Stirn. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie Andere täuschte, also könnte sie es sicher wieder. »Ich weiß nicht, ob ich Sie richtig verstehe. Ich sagte Ihnen doch, dass ich die Staatsanwältin …«
    »Sie riechen nicht menschlich.«
    Erin hielt den Atem an. Nein, das konnte er unmöglich gerade gesagt haben!
    Er trat auf sie zu, sehr schnell, so dass ihre Körper nur Millimeter voneinander entfernt waren. Jude neigte sich zu ihr, den Kopf über ihrer Schulterbeuge. Und er atmete ein.
    Ja, sehr nett, Großer! Ich bin viel, viel stärker, als du dir denkst! Er wäre nicht der Erste, der diese Lektion lernen sollte.
    Fast hätte sie ihm ihre Zähne entblößt. Fast.
    Aber sie war schließlich kein Tier – egal, was für Gerüchte in ihrer alten Heimatstadt umgingen.
    »Ich weiß ja nicht, was Sie gerade denken, das Sie tun«, sagte sie betont schnippisch, »aber Sie sollten lieber aufpassen, was Sie in meiner Gegenwart äußern.« War der Typ verrückt? Sie riechen nicht menschlich. So was sagte man nicht!
    Das waren zu gefährliche Worte.
    Sie griff in ihre Handtasche und holte ihre Karte heraus. »Rufen Sie in meinem Büro an. Meine Sekretärin kümmert sich um Ihren Papierkram.«
    Er sah sie noch eine Weile stumm an. Dann hob er langsam die sonnengebräunten Finger. Lange Finger, rau und stark. Er nahm die Karte, wobei seine Fingerspitzen ihre Hand streiften.
    Erin zuckte nicht zusammen, und darauf war sie mächtig stolz.
    »Gute Arbeit, Donovan.« Nachdem sie ihm widerwillig dieses Minimum an Anerkennung gezollt hatte, nickte sie und wollte zurück zu ihrem Wagen gehen.
    Gerade mal fünf Schritte hatte sie geschafft, als sie ein Pfeifen hörte, lange, leise und sehr anerkennend.
    Erin erstarrte.
    Diesen Mist kann ich wahrlich nicht gebrauchen!
    »Ich erkenne deinen Duft.« Harte Worte. Unheimliche Worte, denn sie wusste, was sie bedeuteten.
    Falls Jude Donovan wirklich ein Gestaltwandler war, und jedes Gefühl in Erin schrie förmlich, dass er einer war, tja, dann hieße es, er hatte sie. Er könnte ihr praktisch überall hin folgen, sie überall finden.
    Ein Wandler! Wie heftig musste das Pech zuschlagen, dass sie über ihn stolperte?
    Eine der Launen der anderen Welt, der Welt voller Übernatürlicher, Alpträume, und leider ihr Leben. Und das bedeutete, dass Gleiche sich erkannten. Dämonen, ja, weil diese verschlagenen Schurken echt waren und alle anderen ihrer eigenen Art »sehen« konnten. Sie blickten schlicht an der magischen Fassade vorbei, geradewegs in die Finsternis.
    Hexen empfanden dieselbe Anziehung bei ihresgleichen.
    Und Gestaltwandler, nun ja, die konnten einander riechen, erkannten ihren besonderen Duft. Der war nicht sonderlich streng, enthielt aber die eindeutige Note des Raubtiers.
    Jude Donovan roch nach Kraft, nach wildem, starkem Mann. Ungezähmt. Ein unverkennbarer Duft.
    Was das Tier anging … Erin wusste auch ohne die Wundmale an Bobbys Hals, dass Donovan Krallen hatte.
    Sie ging weiter, einen entschlossenen Schritt nach dem nächsten. Sogar als sie in ihren Wagen stieg, fühlte sie, dass er sie ansah – sie beobachtete und viel zu viel wahrnahm.
    Also musste sie fortan besonders vorsichtig sein, damit der Jäger nicht jene Geheimnisse entdeckte, die Erin so sorgsam verbarg.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Dee Daniels in dem Moment, in dem Jude das eher unauffällige Büro von Night Watch betrat. Dee mit ihrem raspelkurzen blonden Haar um das Elfengesicht sprang rasch auf und grinste Jude ein bisschen neidisch an. »Du Glückspilz, du hast einen geschnappt, was?«
    Jude raunte etwas und rollte seine Schulter. Er hatte sich
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