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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg
Autoren: Ken Bruen
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werden, nichts mit Der-Weg-ist-das-Ziel; bei ihnen war, zackzack, der Zweck das Mittel, sich volldröhnen, kaputtgehen, schnell. Keine Zeit zwischen vorher und nachher, keine Periode törichten Gekichers, es ging einzig darum, in null Komma nix total auszuklinken.
    Ich hatte gefragt: »Warum?«
    Doof, was? Und ganz schön alt, Scheiße, oh yeah.
    Sie hatte mir diesen Blick zuteilwerden lassen, Verachtung mit einem Spritzerchen Mitleid, und gesagt: »Weil das Leben, praktisch, bekackt ist.«
    Sie hätte eins a nach Miami Beach und auf jede amerikanische Studentenvereinigungsparty gepasst. Die Regierung versuchte, sich mit der Epidemie von Teenager-Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten abzufinden, und ich dachte, eines Abends an der Atlantikküste, hier hätten die Herrschaften sehen können, wie sich die gesamte Story anbahnte.
    Ich dachte viel an Cody: seine wilde, manchmal lästige Lebensfreude, seine Entschlossenheit, Privatermittler zu werden, und wie meine Aktionen dazu geführt hatten, dass er umgebracht wurde. Dies Gewicht war gelegentlich mehr, als ich tragen konnte. Zu solchen Zeiten, trotz Gehumpel, ging ich spazieren wie ein Mann, der versucht, seinen Gedanken davonzulaufen.
    Eine Woche verging, kein Sean, und Zweifel plagten mich. War der ganze Plan eine Übung in Nutzlosigkeit? Ich hielt durch. Wenn schon sonst nichts, machte das Gehen Spaß. Neben dem Ozean zu sein, hatte mich schon immer besänftigt. Und, Heiland, da konnte ich jede Hilfe gebrauchen, die ich kriegen konnte. Meistens dachte ich bei diesen Gängen an all die Menschen, die ich gekannt hatte, und warum ich immer noch auf Erden wandelte.
    Nach zehn Tagen unverdrossenen Wandelns traf ich Jeff.
    Ich war total überzeugt gewesen, dass er weg war und ich ihn nie wiedersehen würde. Er war mein großer Freund gewesen, und dann ließ ich seine Tochter in den Tod stürzen, und er verschwand im Schnaps, zuletzt als Obdachloser gesehen. Seine Frau, Cathy, war es gewesen, die Cody erschoss. Sie hatte gewusst, dass Cody wie mein Ersatzsohn war. Vielleicht erklärte das, weshalb ich sie, nachdem sie geschossen hatte, nie verfolgte.
    Auge um Auge.
    Ich nahm ihr die Tochter, sie nahm mir den Sohn.
    Fairer Tausch?
    Am zehnten Tag meiner Suche machte ich mich gerade auf den Heimweg, als ich einen Mann auf einer Bank sitzen sah, der mich anstarrte, und als ich mich näherte, erkannte ich ihn.
    Jeff.
    Zuerst dachte ich, mein Hirn spielt mir Streiche. Ich hatte auf den Straßen der Stadt oft jemanden gesehen, der aussah wie er. Dies war kein Trugbild, er war es, das lange graue Haar zum Pferdeschwanz gebunden, langer Ledermantel und Augen, die sich in meine brannten. Er stand auf, und ich wusste nicht, ob er mich angreifen würde. Bei unserem letzten Treffen hatte er mir ins Gesicht gespuckt.
    Ich blieb etwa fünf Meter von ihm entfernt stehen, mein Körper begann zu zittern.
    Er sagte: »Ich hörte, dass du hier entlangkommst, jeden Abend zur selben Zeit.«
    Ich fragte nicht, wer ihm das gesagt hatte.
    Wie begrüßt man einen Mann, dessen Leben man zerstört hat? Schön, dich zu sehen hat es nicht so ganz. Er sah gut aus, besonders verglichen mit letztem Mal, da war er ein Suffkopp auf der Parkbank gewesen, mit toten Augen. Jetzt waren seine Augen klar, hart, aber klar. Eine frische Narbe oben quer über die Stirn. Wenn man auf der Straße lebt, gehört das zur Ausstattung. Seine Kleidung war sauber, und obwohl sichtbar gealtert, schien er gut in Schuss zu sein. Seine Hände steckten tief in den Manteltaschen, und ich konzentrierte mich auf sie.
    »Ermittelst du immer noch, Jack?«
    Schließlich fand ich meine Stimme. »Das ist alles, was ich kann.«
    Er sah auf den Ozean hinaus, sagte dann: »Richtest also immer noch verheerenden Schaden im Leben anderer Leute an?«
    Ließ sich nichts gegen sagen.
    Er seufzte, sagte: »Die Polizei sucht Cathy, in Verbindung mit dem, äh, Schusswaffengebrauch.«
    Ich sagte, ich hätte davon gehört, und dann fragte er: »Und du, Jack, suchst du sie?«
    Sein Ton war neutral, als spielte es keine Rolle.
    »Nein, ich habe ihr genug Kummer gemacht.«
    Er kam einen Schritt näher, und es kostete mich sämtliche Kraft, dort zu bleiben, wo ich stand.
    »Glaubst du, dadurch gleicht es sich aus? Glaubst du das, Jack?«
    Wie er meinen Namen sagte, das war wie ein Peitschenhieb. Jedes Mal fühlte ich den Schmerz. Ich sagte: »Nein, ich glaube nicht, dass irgendwas … es ausgleichen kann.«
    Jetzt war er direkt vor meinem
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