Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
wollte.
    Was wusste ich über mexikanisches Essen? Ermahnte mich dann selbst. Heilige Kacke, hier ging es nicht ums Essen.
    Eine Stunde vor dem Treffen war ich nervös, mein Herz hämmerte. War dies … ein Rendezvous?
    Wie zum Teufel benahm man sich, und, noch schlimmer, wie zum Teufel benahm man sich in nüchternem Zustand? Es war so lange her, dass ich das Ritual nicht mehr kannte. Und als ich noch Rendezvous hatte, kippte ich ein paar Jamesons und schiss drauf, ob die Frau aufkreuzte oder nicht. Gegen Ende des Abends tat es den meisten Frauen leid, dass sie aufgekreuzt waren.
    Ich trug Blazer, braune Hose, bequeme Schuhe. Für »bequem« lese man »alt«. Ich erwog einen Schlips und entschied mich dann aber für den Auftritt mit dem offenen Hemdkragen, leger, aber cool. Überprüfte mein Abbild im Spiegel. Ich sah aus wie ein zweifelhafter alter Krauter, der in Spanien Grundstücke verkauft.
    Das Restaurant war in der Kirwan’s Lane, nur eine pint von der Quay Street entfernt. Mir schwitzten die Hände. Gina wartete draußen auf mich, trug eine schwarze Anzugjacke, Rock und hohe Hacken. Sah fantastisch aus. Ihr Haar war zurückgebunden, was ihre starken Gesichtszüge freilegte. Ich kam mir jammervoll unzulänglich vor. Sie gab mir einen Kuss auf die Backe und sagte, ich sähe prächtig aus. Ich wollte wegrennen.
    Ein Oberkellner sagte uns, wir müssten zehn Minuten warten, und ob er uns vielleicht einen Cocktail bringen kann? Bring mir einen Eimer, Kumpel.
    Wir setzten uns in die Lounge. Gina nahm einen Vermouth mit Soda und, jawoll, ich eine Pepsi. Rock ’n’ Roll. Gina sah sich die weißen Stuckwände an, die Kakteen, die Gemälde vom alten Mexiko, und sagte, es wäre sehr authentisch. Ein Ehepaar am Nebentisch ballerte sich die Tequilas rein, das gesamte Elend samt Salz und Zitrone, und war ochsig fidel. Ich kam mir vor wie ein Priester, und schlimmer wird es dann auch nicht mehr.
    Die Getränke kamen, und wir klingelten mit den Gläsern.
    Gina sagte: »Ich bin froh, Sie zu sehen, Jack.«
    Ich wollte zur Sache kommen, sagen: »Sehen Sie mal, ich möchte Ihr Gehirn anzapfen, können wir uns darauf beschränken? Vergessen wir diesen ganzen Höflichkeitskack, und dann kann ich nach Hause, alleine.«
    Sehr beunruhigend war die Tatsache, dass ich mich von ihr stärker angezogen fühlte, als ich erwartet hatte. Und wie man damit ohne einen Kurzen fertig wurde, da fehlte mir die Erfahrung. Verzweifelt um Zeitschinden bemüht, fragte ich sie nach ihrer Arbeit, und mühelos sprach sie darüber. Ich versuchte, Interesse zu zeigen. Das Geräusch, das mir ständig in die Ohren drang, kam von der Tequilaflasche, und in mir baute sich eine Wut auf. Wie viele gottverdammte Scheißdrinks wollten sich diese Schweinehunde denn noch hinter die Binde kippen? Mussten sie nicht noch was zu Abend essen?
    Dann registrierte ich, wie Gina fragte: »Ist es sehr schwierig für Sie?«
    Was?
    Ich lächelte tolerant, als fände ich mich mit jedem mir zugedachten Geschick ab.
    Sie sagte: »Ein geselliger Abend ohne Alkohol, ist das nicht furchtbar für Sie?«
    Mitleid, genau, was ich brauchte, na prima, na bravo, na toll.
    Ich log: »Nö, ist nicht so schlimm.«
    Der Kellner kam, sagte, unser Tisch sei bereit, und das ersparte ihr eine Erwiderung.
    Ich ließ Gina bestellen, und sie wählte Enchiladas, Fritos, Tapas und jede Menge Dips sehr würziger Natur. Sie sagte, sie nähme ein Glas Wein, und ich sagte, ich nähme Mineralwasser.
    Wir aßen und blieben bei neutralen Themen. Ich bin sicher, dass das Essen gut war. Gina sagte, es sei erstklassig, aber mir schmeckte alles nach Verlust.
    Als das Geschirr abgeräumt war und der Kaffee kam, fragte sie: »Was treibt Sie um, Jack?«
    Dies war der Grund, weshalb wir hier waren, und ich legte ihr die ganze Serie von Vorfällen dar. Und sie war eine gute Zuhörerin, unterbrach nur einmal, um zu fragen, ob Sean schon aufgetaucht sei. Ich bemerkte, dass sie nur einen Schluck von ihrem Wein genommen hatte. Ja, ich habe mitgezählt, Alkis machen das. Ich wäre inzwischen bei der dritten Flasche gewesen.
    Da können Sie mal sehen.
    Ich kann es nicht.
    Als ich fertig war, fragte sie: »Was wollen Sie von mir, Jack?«
    Ich formulierte meine Erwiderung sorgfältig, sagte: »Ich wüsste gern, welche Meinung Sie zu der Familie haben und – jetzt kommt der schwierige Teil – was Sie denken, wohin Sean gehen würde?«
    Dann stellte sie eine Reihe von Fragen, vorwiegend zu Gail, und ich erzählte ihr alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher