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Soulbound (Ghostbound) (German Edition)

Soulbound (Ghostbound) (German Edition)

Titel: Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Autoren: C.M. Singer
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1
     
    „Elizabeth! Was ist passiert? Bist du verletzt?“
    Verletzt? Nein, sie war nicht verletzt. Sie war vernichtet.
    In sich zusammengesunken kniete sie auf den kalten Steinplatten und sah zu Wood auf, der, alarmiert von ihrem Schrei, auf die Terrasse des Penthouses gestürmt war.
    Sie fühlte sich seltsam distanziert. Der Schmerz, der sie seit dem gestrigen Telefonat mit Sir Thomas fest im Griff gehabt hatte, war einer dumpfen Taubheit gewichen. Als hätte sie jedes Gefühl, das in ihr gewesen war, einfach hinausgeschrien und so einer gnädigen Empfindungslosigkeit Platz gemacht.
    Wood ging vor ihr in die Hocke und rüttelte sie an den Schultern. „Elizabeth!“
    „Wo ist Danny?“ Ihr Blick flackerte zu Riley. Der hagere Junge war, gefolgt von Susan, ebenfalls nach draußen gekommen und hatte die Frage in einem leisen, argwöhnischen Ton gestellt.
    „Gegangen“, flüsterte sie kaum hörbar.
    „Gegangen? Wohin?“, frage Wood verständnislos. Dann dämmerte es ihm. „Etwa hinüber gegangen?“ Als Elizabeth nicht antwortete, griff er nach ihrem Kinn und zwang sie dazu, ihn anzusehen. „Ist er hinübergegangen, Elizabeth?“, fragte er noch einmal. Seine stahlblauen Augen spießten sie förmlich auf.
    Alles, was sie als Antwort zustande brachte, war ein schwaches Nicken.
    Keuchend ließ Wood die Hand fallen und schloss kurz die Augen. „Wieso jetzt?“, verlangte er mit gepresster Stimme zu wissen.
    Riley ging nun ebenfalls in die Hocke, während Susan mit über den Mund geschlagenen Händen auf einen der Rattansessel sank.
    „Wieso jetzt?“ Wood schrie beinahe, als er die Frage wiederholte. „Ich dachte, du hältst ihn, wenn er gerufen wird!“
    „Ich habe ihn gehen lassen.“ Das Echo dieser Worte hallte in Elizabeths Schädel. Sie hatte es tatsächlich getan. Sie hatte Daniel ins Licht gehen lassen. Auf die andere Seite …
    Wood sprang auf und starrte auf sie hinunter. „Was ist nur los mit dir?“, rief er ungehalten. „Sind das die Nachwirkungen der Drogen, die sie dir in der Klapse verabreicht haben? Haben sie dort an deinem Hirn herumgepfuscht?“ Wutentbrannt schüttelte er den Kopf. „Gestern machst du noch auf heile Welt und Wolke sieben und heute schickst du ihn in die Wüste!“
    Ohne ihn anzusehen, geschweige denn zu antworten, ließ Elizabeth Woods Ausbruch über sich ergehen. Sie wusste nur zu gut, dass sie seinen Zorn durchaus verdiente. Durch ihre Entscheidung und ihr Handeln hatte Wood zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen seinen besten Freund verloren und sie hatte ihn nicht gewarnt, ihm keine Möglichkeit gegeben, sich zu verabschieden.
    Susan erhob sich und legte zaghaft ihre Finger auf Woods Ellenbogen. „Tony ...“
    Brüsk entzog er sich der Berührung und stürmte davon.
    Susan sah ihm seufzend nach, dann setzte sie sich neben Elizabeth auf den Boden und umfing mit einem Arm deren Schultern. „Was ist passiert?“, fragte sie. „Du hast ihn doch nicht grundlos gehen lassen, nicht wahr?“
    „Nein“, hauchte Elizabeth. „Ich konnte nicht zulassen, dass er das gleiche Schicksal wie Dorian erleidet.“
    „Wer zum Geier ist denn Dorian?“, wollte Riley wissen, der nun in einem der Sessel saß.
    „Dorian ist ein Geist“, presste Elizabeth heraus, „der sich zu lange dem Ruf der anderen Seite widersetzt hat, um bei seiner sterblichen Geliebten zu bleiben und der dafür nun bezahlen muss. Ihm bleibt die andere Seite auf ewig verwehrt. Er ist dazu verdammt in dieser Welt umherzuwandern. Als schwindender Schatten.“ Sie schloss die Augen. „Einsam. Für immer von seiner geliebten Eleonor getrennt.“
    Susan legte eine Hand auf Elizabeths Hinterkopf, drückte ihn sanft nach unten, bis die Stirn an ihrer Schulter ruhte, und streichelte über ihren Rücken.
    „Ruf der anderen Seite?“, fragte Riley zweifelnd. „Wer hat dir das denn erzählt?“
    „Sir Thomas“, flüsterte Elizabeth.
    „Der Antiquitätenhändler?“ Riley sah aus, als wollte er noch etwas sagen, doch Susan gab ihm mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.
    „Er ist wirklich weg ...“ Erst allmählich begann Elizabeth zu begreifen, dass es tatsächlich geschehen war. Das, was sie schon so lange befürchtet hatte, war nun Wirklichkeit geworden. Die Gnadenfrist, die das Schicksal Daniel und ihr gewährt hatte, war abgelaufen. Ihr Traum war zu Ende geträumt, ihr Prinz in unerreichbare Gefilde verschwunden. Und die Realität wartete mit nichts auf,
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