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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Autoren: Tom Clancy
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Ohnmacht nahe. Die schwarze Limousine setzte einige Meter zurück, sauste dann an ihm vorbei, raste die Straße hinunter und bog nach links in eine Seitenstraße ein. Ryan dachte nicht einmal daran, sich die Nummer zu merken. Die blitzartige Folge der Ereignisse, die sein Verstand immer noch nicht nachvollzogen hatte, betäubte ihn.
    Der Mann, auf den er zweimal geschossen hatte, war eindeutig tot. An seinem Hinterkopf bildete sich eine Blutlache, die gut dreißig Zentimeter groß war. Ryan überlief ein Frösteln, als er die Handgranate in der behandschuhten Linken sah. Er beugte sich nach unten, um sich zu vergewissern, daß der Vorsteckstift noch flach an dem hölzernen Griff lag, und kam nachher nur ganz langsam, mühselig wieder hoch. Als nächstes betrachtete er den Rolls.
    Die erste Granate hatte das vordere Ende demoliert. Die Räder standen in unmöglichen Winkeln, und die Reifen waren platt. Der Fahrer war tot. Die dicke Windschutzscheibe war wie fortgepustet. Das Gesicht des Fahrers war nur noch eine schwammige rote Masse. Die Trennscheibe zwischen den Vordersitzen und dem Fond war rot verschmiert. Jack ging um den Wagen herum und blickte in den Fond. Er sah einen Mann mit dem Gesicht nach unten am Boden liegen und unter ihm den Zipfel eines Frauenkleides. Er klopfte mit dem Pistolenkolben an das Glas. Der Mann bewegte sich, lag dann wieder still da. Er lebte wenigstens.
    Ryan schaute auf seine Pistole. Der Schieber war in der Leerstellung eingerastet. Sein Atem kam jetzt stoßweise. Seine Beine drohten unter ihm nachzugeben, und seine Hände begannen krampfhaft zu zucken, was kurze, scharfe Schmerzwellen in seiner verwundeten Schulter hervorrief. Er blickte sich um und sah etwas, das ihn all das vergessen ließ.
    Ein Soldat kam auf ihn zugelaufen, gefolgt von einem Polizeibeamten. Einer von der Palastwache, dachte Jack. Der Mann hatte zwar seine Bärenfellmütze verloren, aber er hielt mit beiden Händen ein automatisches Gewehr mit einem zwanzig Zentimeter langen Stahlbajonett an der Mündung. Ryan fragte sich, ob das Gewehr geladen sei, und kam zu dem Schluß, daß es riskant sein könnte, es darauf ankommen zu lassen. Dies ist ein Posten, sagte er sich, ein Berufssoldat von einem Eliteregiment, der beweisen muß, daß er Mumm hat, ehe sie ihn auf die Akademie schicken, die Attraktionen für Touristen fabriziert. Möglicherweise war er sogar Marineinfanterist. Wie bist du nur so schnell hierher gekommen?
    Langsam und sorgfältig streckte Ryan die Pistole auf Armeslänge von sich. Er drückte mit dem Daumen auf den Knopf, der den Schieber ausrasten ließ, und das Magazin fiel scheppernd auf die Straße. Dann drehte er die Waffe um, damit der Soldat sehen konnte, daß sie leer war. Als nächstes legte er sie auf den Boden und trat zwei Schritte zurück. Er versuchte, die Hände zu heben, aber die linke wollte nicht gehorchen. Der Posten lief die ganze Zeit auf ihn zu und sah dabei immer wieder nach links und rechts, ohne ihn eine Sekunde aus dem Blickfeld zu lassen. Drei Meter von ihm entfernt blieb er, das Bajonett auf seine Kehle gerichtet, genau nach den Instruktionen, wie angewurzelt stehen. Seine Brust hob und senkte sich, aber sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske. Der Polizist - sein Gesicht war rot angelaufen, und er schrie etwas in ein kleines Funkgerät - hatte ihn noch nicht eingeholt.
    «Immer langsam, Kamerad», sagte Ryan, so fest er konnte. «Da liegen zwei von den Killern. Ich gehöre nicht zu ihnen.»
    Der Posten verzog keine Miene. Der Junge war tatsächlich ein Profi. Ryan meinte hören zu können, wie er dachte - wie leicht es wäre, ihn mit dem Bajonett zu durchbohren. Er, Ryan wäre im Moment nicht in der Lage, den Stoß zu verhindern oder zu parieren.
    «Daddy, Daddy, Daddy!» Ryan wandte den Kopf und sah seine kleine Tochter an den stehenden Autos vorbei in seine Richtung laufen. Sally blieb ungefähr drei Meter von ihm entfernt mit großen, verängstigten Augen stehen. Dann stürzte sie zu ihm, schlang die Arme um seine Beine und krähte den Soldaten an: «Du darfst meinem Daddy nichts tun!»
    Der Mann sah verblüfft vom Vater zur Tochter, als auch Cathy sich mit hocherhobenen Händen vorsichtig näherte.
    «Sir», sagte sie mit beherrschter, geschäftsmäßiger Stimme, «ich bin Ärztin und werde jetzt diese Wunde versorgen. Sie können also das Gewehr sinken lassen, aber bitte sofort!»
    Der Polizist faßte nach der Schulter des Soldaten und sagte etwas, das Jack nicht
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