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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Autoren: Tom Clancy
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ihn beiseite.»
    Cathy sah auf und zischte wütend: «Machen Sie die andere Tür auf, verdammt. Ich hab' hier jemand, der fast verblutet!»
    «Die andere Tür ist blockiert, Madam. Lassen Sie mich mit anfassen.» Ryan hörte eine andere Sirene, als sie sich bückten. Die drei hoben ihn einen halben Meter zur Seite, und der ranghöhere Beamte versuchte, die Wagentür zu öffnen. Sie hatten ihn nicht genug weit weggetragen. Als die Tür endlich aufging, erwischte ihn die Kante an der Schulter. Das letzte, was er hörte, ehe er das Bewußtsein verlor, war sein Schrei.
     
    Ryans Augen gewöhnten sich langsam an das Licht, aber sein Verstand war ein verschwommenes, kaleidoskopartiges Ding, das Sachen meldete, die zeitlich und örtlich nicht zueinander paßten. Einen Augenblick lang befand er sich in einem Fahrzeug. Die seitlichen Fahrbewegungen setzten sich, tausend Qualen verursachend, in seinem Brustkasten fort, und in der Ferne, allerdings nicht sehr weit weg, erklang ein scheußliches, mißtönendes Geräusch. Außerdem glaubte er zwei Gesichter zu sehen, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Cathy war ebenfalls da, nicht wahr - nein, da waren einige grüngekleidete Leute. Alles war vage und unscharf, bis auf die brennenden Schmerzen in Schulter und Brust, doch als er die Augen zusammenkniff, waren alle fort. Er war wieder woanders.
    Die Decke war weiß und zuerst nackt und glatt. Ryan wußte irgendwie, daß er unter dem Einfluß von Drogen stand. Er erkannte das Gefühl, konnte sich aber nicht erinnern, warum. Er konzentrierte sich einige Minuten, so gut es ging, bis er erkennen konnte, daß die Decke aus weißen, schalldämmenden Kacheln auf einem Metallrahmen bestand. Einige der Kacheln hatten Wasserflecke und dienten ihm als Bezugspunkte. Andere waren aus durchscheinendem Kunststoff und verdeckten die Beleuchtungskörper. Man hatte ihm etwas unter die Nase gebunden, und jetzt merkte er, daß etwas Kühles in seine Nasenlöcher strömte - Sauerstoff? Seine anderen Sinne meldeten sich nacheinander. Sie begannen, seinen Körper zu erkunden und seinem Gehirn Bericht zu erstatten. Man hatte ihm einige Dinge auf die Brust geklebt, die er nicht sehen konnte. Er spürte, wie sie an den Haaren zupften, mit denen Cathy gern spielte, wenn sie einen Schwips hatte. Seine linke Schulter fühlte sich - nein, er fühlte sie gar nicht. Sein Körper war so schwer, daß er ihn keinen Zentimeter bewegen konnte.
    Ein Krankenhaus, folgerte er nach mehreren Minuten. Warum bin ich im Krankenhaus ... Er mußte sehr lange nachdenken, bis ihm einfiel, warum er hier war. Als es ihm einfiel, war es ganz gut, daß er nur vernebelt daran denken konnte, daß er einen Menschen getötet hatte.
    Ich bin auch getroffen worden, aber warum? Langsam drehte er den Kopf nach rechts. An einem metallenen Infusionsgeräteständer neben dem Bett hing eine Infusionsflasche, deren Gummischlauch unter die Bettdecke führte, wo sie seinen Arm angebunden hatten. Er versuchte, das Kitzeln des Katheters zu spüren, der unterhalb des Ellbogens in der Vene stecken mußte, schaffte es aber nicht. Als nächstes versuchte er den Kopf nach links zu drehen. Etwas Weiches, aber sehr Festes hinderte ihn daran. Selbst seine Neugier auf den Zustand, in dem er sich befand, war unbeständig. Aus irgendeinem Grund kam ihm die Umgebung viel interessanter vor als sein Körper. Er blickte hoch und sah ein Gerät, das wie ein Fernsehapparat aussah, und andere elektronische Instrumente, die er in dem unmöglichen Winkel nicht richtig erkennen konnte. Ein Enzephalograph? Ja, wohl so etwas ähnliches. Es paßte alles zusammen. Er lag im Nachbehandlungszimmer eines Operationssaals, während das chirurgische Team diskutierte, ob er überleben würde. Die Drogen halfen ihm, wunderbar objektiv über das Problem nachzudenken.
    «Oh, wir sind ja wach.» Eine Stimme, die nicht aus dem Lautsprecher der Rufanlage kam. Ryan ließ das Kinn fallen und sah eine etwa fünfzigjährige Krankenschwester. Sie hatte ein von jahrelangem Stirnrunzeln gezeichnetes Bette-Davis-Gesicht. Er versuchte, etwas zu ihr zu sagen, aber sein. Mund war wie zugeklebt. Was her auskam, war eine Mischung von Röcheln und Krächzen. Die Schwester verschwand, während er noch überlegte, wie der Ton eigentlich geklungen hatte.
    Ungefähr eine Minute darauf trat ein Mann zu ihm ans Bett. Er war auch in den Fünfzigern, groß und hager, und trug einen grünen Chirurgenkittel. An seinem Hals hing ein Stethoskop, und er schien
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