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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
Autoren: Lee Child
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meisten Kerle machten an dieser Stelle einen Rückzieher. Diese beiden jedoch nicht. Sie wirkten selbstbewusst und bedrohlich und eine Spur arrogant, so als wären sie es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen. Aber sie waren weit von zu Hause weg, weit außerhalb ihres eigenen Reviers, so dass sie lieber vorsichtig taktierten.
    »Kein Problem, Tarzan«, meinte der Kerl links.
    Reacher grinste. Man hatte ihm schon viele Namen gegeben, aber dieser war neu.
    »Drei Bucks, um reinzukommen«, sagte er. »Oder ihr könnt umsonst wieder die Treppe runtergehn.«
    »Wir wollen nur mit jemand reden«, entgegnete der Kerl rechts.
    Beide sprachen mit deutlichem Akzent. Stammten irgendwo aus New York. Reacher zuckte mit den Schultern.
    »Hier wird nicht viel geredet«, sagte er. »Die Musik ist zu laut.«
    »Wie heißen Sie?«, fragte der linke Typ.
    Reacher grinste wieder.
    »Tarzan«, antwortete er.
    »Wir suchen einen gewissen Reacher«, erklärte der Kerl ihm. »Jack Reacher. Kennen Sie den?«
    Reacher schüttelte den Kopf.
    »Nie von ihm gehört«, antwortete er.
    »Also müssen wir mit den Mädchen reden«, sagte der Kerl, »Wir haben gehört, dass sie ihn vielleicht kennen.«
    Reacher schüttelte erneut den Kopf.
    »Tun sie nicht«, widersprach er.
    Der Mann rechts sah an Reachers Schulter vorbei in den schmalen Raum, Er betrachtete die Mädchen hinter der Theke. Offenbar rechnete er sich aus, dass Reacher der einzige Aufpasser war, der hier Dienst tat.
    »Okay, Tarzan, aus dem Weg«, sagte er. »Wir gehen jetzt rein.«
    »Können Sie lesen?«, fragte Reacher. »Richtig lange Wörter und so?«
    Er zeigte auf das hinter der Kasse hängende Schild. Große Leuchtbuchstaben auf schwarzem Untergrund, Die Geschäftsführung behält sich vor, Gästen den Zutritt zu verweigern, stand dort.
    »Ich bin die Geschäftsführung«, meinte Reacher. »Ich verweigere euch den Zutritt.«
    Der Blick des Typs wanderte zwischen dem Schild und Reachers Gesicht hin und her.
    »Braucht ihr eine Übersetzung?«, wollte Reacher wissen. »In einfachere Wörter? Das heißt, dass ich der Boss bin und ihr nicht reindürft.«
    »Schon gut, Tarzan«, sagte der Kerl.
    Reacher ließ ihn auf dem Weg an sich vorbei bis auf Höhe seiner Schulter kommen. Dann hob er die linke Hand und packte den Kerl am Ellbogen. Er streckte das Gelenk mit seiner Handfläche und grub seine Finger in die empfindlichen Nerven am unteren Rand des Oberarmmuskels. Das wirkte wie ständiges Hämmern auf den Musikantenknochen. Der Kerl sprang herum, als stehe er unter Starkstrom.
    »Verpisst euch!«, zischte Reacher.
    Der andere Kerl versuchte, sich seine Chancen auszurechnen. Reacher beobachtete ihn und dachte, jetzt seien eindeutige Signale angesagt. Er hielt seine rechte Hand in Augenhöhe hoch, um zu demonstrieren, dass sie einsatzbereit war. Eine riesige Pranke, braun gebrannt, vom Schaufeln mit dicker Hornhaut überzogen. Der Kerl verstand die Message. Er zuckte mit den Schultern, wandte sich ab und ging die Treppe hinunter. Reacher stieß seinen Kumpel hinter ihm her.
    »Wir sehen uns wieder«, sagte dieser.
    »Bringt alle eure Freunde mit!«, rief Reacher ihm nach. »Drei Bucks Eintritt für jeden.«
    Er machte kehrt, wollte in den Raum zurückgehen. Die Tänzerin Crystal stand direkt hinter ihm.
    »Was wollten die?«, fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Sie suchen jemand.«
    »Einen gewissen Reacher?«
    Er nickte.
    »Heute schon das zweite Mal«, sagte sie. »Vor ihnen war so ein Alter hier. Er hat die drei Bucks gezahlt. Willst du ihnen nachgehen? Sehen, was sie machen?«
    Reacher zögerte. Sie nahm sein Hemd vom Barhocker, hielt es ihm hin.
    »Geh nur«, sagte sie. »Wir kommen eine Zeitlang allein zurecht. Heute Abend ist's ruhig.«
    Er nahm das Hemd. Zog die Ärmel heraus.
    »Danke, Crystal«, sagte er.
    Er zog das Hemd an und knöpfte es zu. Machte sich auf den Weg zur Treppe.
    »Nichts zu danken, Reacher«, rief sie ihm nach.
    Er fuhr herum, aber Crystal war bereits wieder in Richtung Bühne unterwegs. Er nickte dem Mädchen an der Kasse zu und ging die Treppe hinunter.
    Gegen dreiundzwanzig Uhr herrscht in Key West Hochbetrieb. Manche Leute haben ihren Abend schon halb hinter sich, während andere gerade erst losziehen. Die Duval Street, die die Insel von Ost nach West durchschneidende Hauptstraße, ist in Licht und Lärm getaucht. Reacher hatte keine Sorge, die Kerle könnten ihm auf der Duval Street auflauern. Viel zu belebt, falls sie auf Rache sannen,
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