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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
Autoren: Lee Child
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wenn die noch wertloser werden, machen die Banken uns morgen den Laden dicht.«
    »Scheiße«, sagte der Chef. »In sechs Wochen hätten wir’s geschafft. Ich will aber nicht alles wegen sechs lausiger Wochen verlieren. Nicht wegen einer lächerlichen Million Bucks.«
    »Ein lächerlicher Betrag, den wir nicht haben.«
    »Trotzdem muss er sich irgendwo auftreiben lassen.«
    Der Finanzdirektor äußerte sich nicht dazu. Aber er saß da wie jemand, der noch etwas sagen wollte.
    »Woran denken Sie?«, fragte sein Chef.
    »Ich habe neulich was gehört«, antwortete er. »Leute, die ich kenne, haben darüber getratscht. Vielleicht gibt’s jemanden, an den wir uns wenden können. Es gibt einen Mann, von dem ich gehört habe. Er gewährt Überbrückungskredite, wenn alle Kreditlinien ausgeschöpft sind.«
    »Seriös?«
    »Offenbar«, sagte der Finanzdirektor. »Wirkt sehr solide. Hat ein großes Büro drüben im World Trade Center. Er ist auf Fälle wie diesen spezialisiert.«
    Der Firmenchef starrte den Bildschirm an.
    »Auf was für Fälle?«
    »Wie diesen«, wiederholte der Finanzdirektor. »Wo jemand das rettende Ufer schon fast erreicht hat, aber die Banken zu knauserig sind, um das zu erkennen.«
    Der Chef nickte und sah sich im Büro um. Ein luxuriöser Raum. Und sein eigenes Eckbüro, das zwei Stockwerke höher lag, war noch prächtiger.
    »Okay«, sagte er, »Gehen Sie zu ihm.«
    »Das kann ich nicht«, meinte der Finanzdirektor. »Dieser Typ verhandelt nur mit Firmenchefs. Sie müssen schon selbst hingehen.«

    Der Abend in der Oben-ohne-Bar begann ruhig. Ein Juniabend mitten in der Woche, viel zu spät für die »Schneevögel« und Frühjahrsurlauber, noch zu früh für die Sommergäste, die hier Sonne tanken wollten. Den ganzen Abend nicht mehr als vierzig Besucher, zwei Mädchen hinter der Theke und Mädchen als Tänzerinnen auf der kleinen Bühne. Reacher sah einer Stripperin namens Crystal zu. Er vermutete, dass das nicht ihr richtiger Name war, aber er hatte sie nie danach gefragt. Sie war die Beste und verdiente weit mehr als Reacher als Major bei der Militärpolizei. Einen Teil ihres Lohns gab sie für den alten schwarzen Porsche aus, mit dem sie herumfuhr. Reacher hörte ihn manchmal am frühen Nachmittag durch die Viertel röhren, in denen er arbeitete.
    Die Bar war ein langer, schmaler Raum im ersten Stock mit einem Laufsteg und einer kleinen runden Bühne, in deren Mitte sich eine glänzende Chromstange befand. Um den Laufsteg und die Bühne schlängelte sich eine einzelne Stuhlreihe. Fast überall waren Spiegel angebracht, und da, wo keine hingen, waren die Wände mattschwarz gestrichen. Der ganze Raum pulsierte vom Beat der Musik, die aus einem halben Dutzend Lautsprecher kam und laut genug wummerte, um das Dröhnen der Klimaanlage zu übertönen.
    Reacher saß am Ende des ersten Drittels der langen Theke, der er den Rücken zukehrte. Dem Eingang nahe genug, um sofort gesehen zu werden, und weit genug im Raum, damit die Leute nicht vergaßen, dass er da war. Die Tänzerin Crystal hatte gerade ihren dritten Auftritt beendet und schleppte jetzt einen harmlosen Gast in ihre Garderobe ab, wo ihn für zwanzig Bucks eine Privatshow erwartete, als Reacher oben an der Treppe zwei Männer auftauchen sah. Fremde, aus dem Norden. Ungefähr dreißig, muskulös, blass. Bedrohlich. Schlägertypen in Tausenddollaranzügen und blank geputzten Schuhen. Sie standen an der Kasse und schienen die drei Dollar fürs Gedeck nicht bezahlen zu wollen. Das Mädchen an der Kasse sah Hilfe suchend zu Reacher, Er glitt von seinem Barhocker und ging auf die beiden zu.
    »Problem, Jungs?«, fragte er.
    Er hatte sich seines von ihm so bezeichneten College-Kid-Gangs bedient. Ihm war aufgefallen, dass Collegeboys sich merkwürdig verspannt, fast hinkend bewegten. Vor allem am Strand in der Badehose. Als seien sie mit so viel Muskeln bepackt, dass sie ihre Gliedmaßen nicht richtig bewegen konnten. Bei einem Teenager, der kaum fünfundsechzig Kilo auf die Waage brachte, sah das reichlich komisch aus, fand er. Aber er hatte festgestellt, dass dieser Gang einen hundertzehn Kilo schweren, einssechsundneunzig großen Muskelmann recht bedrohlich wirken ließ. Der College-Kid-Gang gehörte zum Handwerkszeug seines neuen Nebenjobs, Handwerkszeug, das funktionierte. Jedenfalls schien es die beiden Kerle in ihren Tausenddollaranzügen sichtlich zu beeindrucken.
    »Problem?«, fragte er noch mal.
    Dieses eine Wort genügte in der Regel. Die
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