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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
Autoren: Lee Child
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kenne er Swimmingpools, habe sich aber nie Gedanken darüber gemacht, wie sie an ihren Platz kamen.
    »Baggerfahrer?«
    Reacher schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Nicht hier unten«, sagte er. »Wir graben sie per Hand.«
    »Per Hand?«, wiederholte Costello. »Wie denn, richtig mit Schaufeln?«
    »Die Grundstücke sind für Maschinen zu klein«, sagte Reacher. »Die Straßen sind zu schmal, die Bäume zu niedrig. Abseits der Duval Street können Sie’s selbst sehen.«
    Costello nickte erneut. Er wirkte plötzlich sehr zufrieden.
    »Dann ist’s eher unwahrscheinlich, dass Sie diesen Reacher kennen«, meinte er. »Laut Mrs. Jacob war er Offizier in der Army Ich hab’s nachgeprüft, und sie hat Recht. Er war Major. Mit Orden und allem. Soll ein großes Tier bei der Militärpolizei gewesen sein. So ein Typ gräbt bestimmt nicht mit einer Schaufel Löcher für Swimmingpools aus.«
    Reacher nahm einen großen Schluck Wasser, um sein Mienenspiel zu verbergen.
    «Was denken Sie, wie er dann sein Geld verdient?*
    »Hier unten?*, fragte Costello. »Weiß ich nicht genau. Sicherheitsdienst in einem Hotel? Geschäftsführer irgendeiner Firma? Vielleicht hat er eine Motorjacht, die er vermietet.«
    »Warum sollte er überhaupt hier sein?«
    Costello nickte.
    »Richtig«, sagte er. »Ein beschissenes Nest. Aber er ist hier, das steht fest. Er ist vor zwei Jahren aus der Army ausgeschieden, hat sein Geld bei der dem Pentagon nächsten Bank deponiert und ist verschwunden. Von seinem Bankkonto ist nach allen möglichen Orten telegrafisch Geld überwiesen worden, aber seit drei Monaten hat er’s von hier aus durch Überweisungen aufgestockt. Also war er eine Zeitlang unterwegs, ist dann sesshaft geworden und arbeitet hier. Ich finde ihn, verlassen Sie sich darauf.«
    Reacher nickte.
    »Soll ich mich trotzdem weiter umhören?«
    Costello schüttelte den Kopf. Plante schon seinen nächsten Schritt.
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte er.
    Er stemmte seine massige Gestalt vom Stuhl hoch und zog ein verknittertes Bündel Geldscheine aus der Hosentasche. Warf einen Fünfer auf den Tisch und ging davon.
    »Freut mich, Sie kennengelernt zu haben!«, rief er, ohne sich umzusehen.
    Costello trat durch die fehlende Wand in die grelle Nachmittagssonne hinaus. Reacher trank sein Wasser aus und sah ihm nach, als er davonging. Es war sechzehn Uhr zehn.
    Eine Stunde später schlenderte Reacher die Duval Street entlang, dachte darüber nach, was er mit seinem Geld auf der Bank tun sollte, überlegte, wo er ein frühes Abendessen einnehmen könnte, und fragte sich, weshalb er Costello belogen hatte. Seine erste Schlussfolgerung war, dass er sein Konto auflösen und das Geld in einem großen Packen in seiner Hosentasche mit sich herumtragen würde, die zweite, dass er den Rat seines belgischen Freundes befolgen und ein großes Steak und eine Portion Eiskrem essen und zwei weitere Flaschen Mineralwasser trinken würde; die dritte, dass er gelogen hatte, weil es keinen Grund gab, es nicht zu tun.
    Es gab keinen Grund, weshalb ein Privatdetektiv aus New York nach ihm hätte suchen sollen. Er hatte nie in New York gelebt. Oder in irgendeiner anderen Großstadt im Norden. Er hatte nie irgendwo wirklich gelebt. Das war das charakteristische Merkmal seines Daseins gewesen. Es hatte ihn zu dem gemacht, was er war. Als Sohn eines Berufsoffiziers im Marine Corps war er seit dem Tag, an dem seine Mutter ihn aus der Entbindungsstation eines Berliner Krankenhauses getragen hatte, durch die ganze Welt geschleppt worden. Er hatte ausschließlich auf den unterschiedlichsten Militärstützpunkten gelebt, von denen die meisten in einsamen und unwirtlichen Gegenden der Welt lagen. Dann war er selbst zur Army gegangen, Ermittler bei der Militärpolizei gewesen und hatte auf diesen selben Stützpunkten gelebt und gedient, bis die Friedensdividende bewirkt hatte, dass sein Truppenteil aufgelöst und er freigesetzt wurde. Dann war er in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt und hatte sich wie ein Billigtourist ziellos treiben lassen. Als dann seine Ersparnisse allmählich aufgebraucht waren, landete er hier im äußersten Süden der USA. Er wollte ein paar Tage Löcher in der Erde ausheben, aber aus diesen paar Tagen waren ein paar Wochen und schließlich Monate geworden. Und er befand sich noch immer hier.
    Er hatte nirgends Verwandte, die ihm in ihrem Testament ein Vermögen hätten vermachen können. Er schuldete niemandem Geld. Er hatte nie etwas
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