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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Niel Bushnell
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Jack seine schmutzige Handfläche hin und hörte nicht auf zu grinsen.
    »Wie jetzt?«, fragte Jack skeptisch.
    »Zehn Shilling – dafür, dass ich dich hergebracht habe. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich dich einfach stehen gelassen hätte. Meinetwegen, dann eben fünf und wir scheiden als Freunde.«
    »Shilling?«, fragte Jack. Er wollte schon ein paar Münzen aus der Hosentasche ziehen, als ihm klar wurde, dass er nur Geld aus dem 21. Jahrhundert besaß. »Ich habe kein Geld«, nuschelte er.
    »Ich wusste es. Scheiße, ich wusste es!«
    »Du hast überhaupt nichts davon gesagt, dass du bezahlt werden willst.«
    Der Junge ließ sich das durch den Kopf gehen und rieb sich theatralisch das Kinn. »Wohl wahr, wohl wahr. Und du hast bekloppte Schuhe an, da hätte ich es besser wissen müssen.«
    Er trat vor, die Pfeife fest zwischen den Zähnen, und schlug Jack mit den flachen Händen auf die Schultern. »Sag mal, wie wär’s, wenn wir zwei uns hinten herum reinschleichen? Wir können das Ganze bei einem Gläschen klären.« Der Junge brach wieder in sein ansteckendes Lächeln aus. Jack konnte nicht anders, als es zu erwidern.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Jack Morrow.«
    Der Junge legte ihm einen Arm um die Schultern und führte ihn an der Kneipe entlang. »Hallo, Jack, sehr erfreut. Ich bin David, aber alle sagen Davey zu mir: Davey Vale.«

4 Der Zeitreisende
    4
    Der Zeitreisende
    » D u bist was?«, fragte Davey zweifelnd. Er saß Jack gegenüber in einer separaten Nische im hinteren Teil der Hanging Tavern . Elektrische Lampen warfen rauchdurchzogene Licht flecke über die Gäste, die ihre Köpfe zusammensteckten und miteinander flüsterten. Ein Radio spielte knisternd Big-Band- Musik und übertönte damit das Entwarnungs signal der Sirenen, das die Kneipengänger aus ihren Schutzräumen lockte.
    Ein langer Tresen teilte den Schankraum in zwei Hälften; der vordere Teil stand voller kleiner runder Tische, an denen Männer, die anscheinend im nahe gelegenen Hafen arbei teten, mit Schwarzmarkthändlern zusammensaßen, die ihre Waren allen anboten, die genug Geld dafür hatten. Ihre Gespräche waren laut, prahlerisch und voller erleichtertem Gelächter. Die Gäste auf der anderen Seite des Tresens, wo auch die beiden Jungen saßen, waren ganz anders. Manche hätte man für obdachlose Bettler halten können oder vielleicht für Besucher aus Übersee, die auf ihrem Weg in ein exotische res Land hier vor Anker gegangen waren. Andere trugen deutlich bessere Kleidung und wirkten im East End völlig fehl am Platz. Eine Nische war von drei Männern in schicker Militäruniform belegt, auf deren Brust ein geflügelter Löwe prangte. In einer anderen Nische strich sich ein dünner Mann mit unnatürlich langen Fingern über den ebenso langen Schä del, während er ein Comicheft für Kinder las. Weiter unten saß eine schöne Frau mit einem narbenübersäten alten Mann zusammen, der anstelle seiner linken Hand eine kunstvolle zahnradgetriebene Prothese trug.
    Und doch sah von der anderen Seite niemand zu diesen außergewöhnlichen Leuten hinüber. Zwei völlig unterschied liche Welten, getrennt durch einen Tresen und ein paar Hocker.
    »Huhu, Bekloppter!« Davey lächelte. »Hörst du? Wie mein test du noch gleich bist du hierhergekommen?«
    »Indem ich durch die Zeit gereist bin«, sagte Jack zögernd.
    Davey kniff die Augen zusammen. Er fummelte mit seiner Holzpfeife herum, leerte den Tabak in einen Aschenbecher und ersetzte ihn durch eine neue Füllung. »Zeitreise, ja? Im Ernst?«
    Jack zuckte mit den Schultern und kam sich ganz klein vor.
    »Und doch bist du hier, so echt wie Kuchenkrümel«, sagte der ältere Junge, steckte sich die Pfeife zwischen die Zäh ne und zündete sie mit einem Streichholz an. Dicke Rauchwolken breiteten sich in der Nische aus, und Jack musste husten.
    »Du weißt aber schon, dass das nicht gut für dich ist, oder?«, fragte er und kam sich wie ein Moralapostel vor.
    David lachte hinter dem Rauch. »Das Leben ist nicht gut für einen.« Er zog erneut an der Pfeife und starrte Jack eindringlich an. »Wie hast du das angestellt? Wie ging das mit der Zeitreise?«
    »Du hast mir doch gesagt, wie.« Jack wartete auf eine Reaktion.
    »Ich?«
    »Ich bin durch einen Tränentunnel gereist.« Er hörte, wie das klang, und konnte es selbst kaum glauben. Das Ganze war einfach zu seltsam, doch Daveys Gesicht nach zu ur teilen, nahm der ihm die Geschichte ab. Jack schüttelte den Kopf und fuhr fort.
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