Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
ändern. Es fällt alles auf mich zurück. In meinem Innern fehlt etwas, und ich ... ich konnte das, was du mir angeboten hast, nicht ohne Argwohn, ohne eine Art Zynismus akzeptieren. Rachel, du hast meine Entschuldigung und mein Versprechen, dass ich, wenn du mir noch eine Chance gibst, daran arbeiten werde, diese Leere zu überwinden, zu füllen. Und ich verspreche dir, dass ich es schaffen werde.«
    Immer noch nichts, nicht einmal Blickkontakt. Ich resignierte. Es war vorbei.
    »Rachel, darf ich dich etwas fragen?«
    »Was?«
    »Dein Vater und du ... Hat er dir wehgetan?«
    »Du meinst, ob er mich gefickt hat?«
    Ich sah sie nur stumm an.
    »Das ist ein Teil von mir und meinem Leben. Darüber brauche ich mit niemandem zu reden.«
    Ich schob meinen Kaffeebecher auf dem Tisch hin und her, als sei es das Interessanteste, das mir je begegnet war.
    »Ich muss jetzt wieder nach oben«, sagte ich schließlich. »Sie haben mir nur eine Viertelstunde zugestanden.« Ich machte Anstalten, aufzustehen.
    »Hast du ihnen von mir erzählt?«, fragte sie.
    Ich hielt inne.
    »Von uns? Nein. Ich habe versucht, es zu vermeiden.«
    »Du brauchst es ihnen nicht zu verschweigen, Jack. Sie wissen es ohnehin.«
    »Du hast es ihnen gesagt?«
    »Ja. Es hatte keinen Sinn, irgendetwas vor ihnen geheim zu halten.«
    Ich nickte.
    »Was ist, wenn ich es ihnen sage und sie fragen, ob wir immer noch ... ob zwischen uns immer noch etwas ist?«
    »Sag ihnen, die Jury berät noch.«
    Ich nickte abermals und stand auf. Das Wort Jury erinnerte mich an meine eigenen Gedanken am Abend zuvor, als ich, eine nur aus einer einzigen Person bestehende Jury, ein Urteil über sie gefällt hatte. Deshalb fand ich, dass es nur angemessen war, wenn sie jetzt das Beweismaterial gegen mich prüfte.
    »Sag mir Bescheid, wenn du zu einem Urteil gelangt bist.«
    Im Vorbeigehen warf ich das Doughnut in den Mülleimer neben der Tür.
    Es war fast Mittag, als Kelly und Cooper mit mir fertig waren. Und auch erst dann hörte ich von Backus. Auf dem Weg durch das Field Office fiel mir auf, wie leer es überall war. Die Türen zu den Büros standen offen, die Schreibtische waren unbesetzt. Es sah aus wie ein Polizeirevier während der Beerdigung eines Cops, und in gewisser Hinsicht war es das auch.
    Als ich am Kommunikationsraum vorbeikam, hörte ich Funkverkehr. Ich schaute hinein. Rachel saß allein vor einer Mikrofonanlage. Ich betrat das Zimmer.
    »Hey«
    »Hallo.«
    »Ich bin völlig erledigt. Endlich haben sie mich gehen lassen. Wo sind die anderen? Was ist los?«
    »Sie sind unterwegs und suchen nach ihm.«
    »Nach Backus?« Sie nickte.
    »Ich dachte ...« Ich beendete den Satz nicht, denn es lag nach ihrer Reaktion auf der Hand, dass sie ihn nicht in der Schlucht gefunden hatten. »Himmel. Wie hat er ...«
    »Überleben können? Als sie mit Scheinwerfern und Hunden da unten ankamen, war er verschwunden. An einem hohen Eukalyptus haben sie auf den oberen Ästen Blut gefunden. Vermutlich ist er auf diesen Baum gefallen. Der hat seinen Sturz gedämpft. Die Hunde haben ein Stück weiter unten auf der Straße seine Spur verloren. Der Hubschrauber war ziemlich nutzlos; er hat nur alle Leute die halbe Nacht wach gehalten. Außer dir. Man sucht ihn immer noch da draußen. Wir haben jeden verfügbaren Mann losgeschickt, auf die Straßen, in die Krankenhäuser. Bis jetzt - erfolglos.«
    »Großer Gott.«
    Backus lebte noch. Lief draußen herum. Irgendwo. Ich konnte es einfach nicht glauben.
    »Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen machen«, sagte sie. »Die Möglichkeit, dass er hinter dir - oder mir - her ist, wird für ziemlich gering gehalten. Sein Hauptziel ist jetzt, zu entkommen. Zu überleben.«
    »Das meinte ich nicht«, sagte ich ziemlich halbherzig. »Es ist einfach beängstigend. Jemand wie er ... Haben sie etwas herausgefunden über ... Weiß man schon, warum er es tat?«
    »Brass und Brad arbeiten daran. Aber diese Nuss zu knacken dürfte sehr schwierig sein. Es hat überhaupt keine Anzeichen gegeben. Die Mauer zwischen seinen beiden Leben war so dick wie die Tür eines Banktresors. Alles, was wir wissen, ist, dass es in ihm gesteckt hat. Die Saat. Und dann ist sie eines Tages aufgeblüht ..., und er setzte das in die Tat um, worüber er vorher vermutlich nur fantasiert hat.«
    Ich sagte nichts. Ich wollte nur, dass sie fortfuhr, mit mir redete.
    »Sie wollen mit seinem Vater anfangen«, sagte sie. »Ich habe gehört, dass Brass nach New York fliegen und ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher