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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd
Autoren: Patricia Nead Elrod
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herumwienerte. Er behielt mich im Auge, aber ich war offenen Mundes im Traumland versunken und starrte ins Leere. Jedenfalls in die Leere, die der Spiegel hinter ihm zeigte.
    Der Mann in Grau lehnte sich aus seiner Nische hinaus und reckte den Hals. Er konnte den Barmann im Spiegel sehen und begriff nicht, warum er mein Spiegelbild nicht sah, aber mittlerweile konnte er das Problem nicht mehr lösen, ohne Aufmerksamkeit zu erwecken.
    Die grüne Frau starrte ihr Gegenüber an. Ihr Schleier bewegte sich leicht unter ihrem Atem. Sie sprach leise, aber selbst auf meine Entfernung hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, der Unterhaltung zu folgen.
    »Haben Sie's dabei?«
    Der Mann neigte den Kopf zur Seite und starrte sie durch die dicke Linse seines Kneifers an. »Die gleiche Frage könnte ich Ihnen stellen.« Seine Stimme klang tonlos und gepresst, als spreche er die Worte nur ungern aus.
    Weder er noch seine Antwort gefielen ihr, aber schließlich hob sie ihre Handtasche von ihrem Schoß auf den Tisch. Mit der linken Hand holte sie ein schmales Lederetui hervor und öffnete es, damit er hineinsehen konnte. Es war nicht größer als eine Zigarettenschachtel, und sie war darauf vorbereitet, es wieder zurückzuziehen, falls er danach griff. Einen Moment lang starrte er auf den Inhalt, dann fischte er eine Juwelierslupe aus seiner Jackentasche.
    »Darf ich?« Er streckte eine gepflegte Hand aus. Sie zögerte. »Ich muss mich vergewissern, dass sie echt ist, Miss ... äh ... Green. Mister Swaffords Anweisungen waren in dieser Hinsicht ganz eindeutig.«
    Sie legte das Etui auf den Tisch, und ihre rechte Hand verharrte in der Damenhandtasche. »Solange Sie nur wissen, dass dies hier echt ist«, sagte sie zu ihm und drehte die Tasche so, dass er hineinsehen konnte.
    Er erstarrte, sein Blick ruhte auf ihrer verborgenen Hand. Er befeuchtete seine Unterlippe. »S-sehr wohl.« Behutsam nahm er das Lederetui auf, setzte den Kneifer ab und klemmte sich die Lupe vor ein Auge. Zehn Sekunden lang musterte er das, was im Etui lag, packte dann alles wieder dahin, wo es hingehörte und legte das Etui auf die zerschrammte Tischplatte zurück.
    »Und?«, fragte sie.
    »Sie ist echt.« Er rückte sich den Kneifer zurecht.
    »Das wusste ich bereits, machen wir also weiter.«
    »J-ja, gewiss.« Er holte einen Umschlag aus der Tasche seines Mantels und reichte ihn ihr. Sie öffnete ihn und überprüfte ihrerseits den Inhalt, indem sie einen der Hundertdollarscheine aus der Mitte des Packens hervorzog. Eine Sekunde später sah sie auf und ergriff das Lederetui.
    »Sie können Swafford sagen, dass sie in den Ofen wandert«, sagte sie mit einer Stimme, die wie zermahlenes Glas klang.
    Sein Blick huschte betrübt von der leeren Stelle auf dem Tisch zu ihrem Schleier. »Aber warum das denn?«
    »Die Scheine sind markiert. Wenn draußen Bullen warten, dann sind Sie eine Leiche.«
    »Nein, bitte. Davon habe ich nichts gewusst, warten Sie bitte!«
    Sie sah nicht danach aus, als wolle sie gleich auf und davonstürmen, doch der Mann war fassungslos. Hinter ihm schob der große Kerl eine Hand in seinen Mantel. Das erklärte auch, warum sie ihn nicht zur Kenntnis genommen hatte. Ihren Partner musste sie nicht zur Kenntnis nehmen.
    »Ich, ich verstehe das nicht. Mister Swafford beauftragte mich, die Echtheit der Marke festzustellen und Sie auszuzahlen – mehr nicht. Ich versichere Ihnen, ich hatte keine Ahnung, dass ...«
    »Ich sagte, sie geht in den Ofen.«
    »Aber warten Sie doch, bitte, sie haben ja keine Ahnung, wie wertvoll sie ist ...«
    »Fünf Riesen. Ich verlangte nur die Hälfte.«
    »Ich kann Ihnen weiter helfen. Ich kenne noch andere Sammler, die keine Fragen stellen. Sie würden Ihnen mit Freuden den vollen Wert bezahlen. Wenn ich das Geld hätte, würde ich sie selbst kaufen.«
    Sie musterte seine billige Kleidung, und ihr Mund wurde klein und schmal. »Na sicher doch.« Ihre Hand fuhr hoch und schlug ihm den Kneifer von der Nase. Sein Kopf zuckte nicht schnell genug zurück, um dem Hieb ganz auszuweichen. Der Kneifer pendelte am Seidenband und schlug mit einem leisen Geräusch gegen die Tischkante.
    Der Blick seiner grauen Augen verhärtete sich, und seine gebückte Haltung verschwand, als er sich aufrichtete. »Wir können immer noch zu einer beiderseitig zufrieden stellenden Vereinbarung gelangen, Miss Green.« Sein Gedruckse war einer präzisen, englisch klingenden Aussprache gewichen, und sein umständliches Verhalten hatte sich aufgelöst
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