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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd
Autoren: Patricia Nead Elrod
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dann bellte die Knarre erneut auf.
    Ich materialisierte mich gerade rechtzeitig, um noch den Rauch aus ihrer Mündung wehen zu sehen. Sled stieß sich von Escott ab, packte noch im Laufen die protestierende Frau und zog sie vom Schlachtfeld.
    Escott stützte sich an der Wand ab und machte keinerlei Anstalten, ihn aufzuhalten. Er stand zusammengekrümmt, rang nach Atem und hatte die Arme um seinen Leib geschlungen. Im Schatten wirkte sein bleiches Gesicht wie das eines Gespenstes aus der Geisterbahn. Während ich mich noch aufrappelte, gaben seine Beine nach, und er sackte zu Boden.
    Eine Sekunde später kniete ich neben ihm, und etwas schnürte mir die Kehle zu. »Charles?« Meine Stimme klang seltsam, als hätte ich sie von einem Fremden ausgeliehen.
    »Moment ...«, japste Escott. Er schloss die Augen, entspannte seinen verzerrten Mund und konzentrierte sich aufs Luftholen. Ich versetzte ihn in eine bequemere Lage an der Mauer und wollte nach seiner Verletzung schauen, aber er schüttelte den Kopf.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte ich.
    Er zeigte mir ein paar Zähne, aber ich wusste nicht, ob es eine Fratze oder ein Lächeln war. Bei ihm konnte es beides sein. Sein Atem wurde etwas regelmäßiger, und er öffnete die Augen. »Wo ist die Marke?«, flüsterte er.
    Die Marke? Wie konnte er jetzt daran denken? »Ich rufe einen Krankenwagen.«
    »Nicht nötig, ich bin nicht verletzt.«
    »Du wirkst aber eindeutig, als hätte es dich erwischt. Halte durch, ich ...«
    Eine Hand kam hoch. »Gib mir nur einen kleinen Moment, dann bin ich wieder munter.«
    »Charles ...«
    Seine andere Hand kam hoch. Kein Blut. »Mir ist nur die Luft weggeblieben.«
    »Was zum ...«
    »Ich hab die kugelsichere Weste an«, sagte er in einem Ton, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
    Ich tastete ihn ab; unter den zerknitterten Klamotten umspannte etwas Festes seinen Torso.
    »Im Unterschied zu dir«, fuhr er fort, »steht mir keine übernatürliche Abwehr gegen umherfliegende Metallstücke zur Verfügung, also muss ich mir mit einer künstlichen behelfen.«
    Meine Empfindungen schwankten zwischen Erleichterung und Zorn. Klugerweise lachte er nicht über meinen Gesichtsausdruck.
    »Allerdings glaube ich, dass ich mir für zukünftige Einsätze eine etwas wirksamere Weste zulegen werde; diese hier erschien mir doch etwas dünn. Also, wo ist die Briefmarke?«
    Wortlos reichte ich ihm die grüne perlenbesetzte Tasche. Ich traute mich noch nicht, etwas zu sagen; es wäre wahrscheinlich etwas sehr Unanständiges gewesen. Während er nach dem Lederetui stöberte, stand ich auf und nahm die Gassenzufahrt in Augenschein. Dabei legte ich eine gewisse Entfernung zwischen Escott und mich. Der Schweinepriester wusste es sicher nicht zu würdigen, wenn ihm sein Freund, der froh war, dass er überhaupt noch unter den Lebenden weilte, zu allem Überfluss auch noch eine klebte.
    Sled und die Frau waren längst von der Bildfläche verschwunden. Ihr Fluchtgrund empfahl sich auch für Escott und mich.
    Ihr Freund, der Barmann, mochte jeden Moment auftauchen, und für diese Nacht hatten wir genug Aufregung gehabt.
    Escott fand das Etui und musterte das blassblaue Papierstück darin. »Philatelie interessiert mich nicht besonders. Ich fürchte, ich bin nicht allzu beeindruckt, auch wenn sie fünftausend amerikanische Dollars wert ist.«
    »Dann schlage ich vor, uns dünne zu machen, ehe es dem Mädel einfällt, zurückzukommen.«
    Das sah er ein. »Würdest du mir hochhelfen? Ich glaube, die Kugel hat mich neben der Messernarbe erwischt, und diese Partie ist immer noch etwas empfindlich. Welch ein elendes Pech.«
    »So schlimm ist es auch wieder nicht. Immerhin hat sie dich nicht in den Kopf geschossen.«
    »Herrje, ist mit dir alles in Ordnung? Ich sah, wie du ...«
    »Es war Blei, keine Holzkugel, also geht's mir prächtig.«
    Er überging meinen Sarkasmus. Ich hatte guten Grund, sauer auf ihn zu sein, und er wusste, dass er mich jetzt am besten in Ruhe ließ.
    Während wir uns vorsichtig durch die Gasse schoben, stützte er sich auf meinen Arm. Er konnte im Dunkeln zwar recht gut sehen, aber er verfügte nicht über meinen Nachtblick und verließ sich darauf, dass ich ihn vor dem Stolpern bewahrte. Einen Straßenzug weiter fanden wir seinen großen Nash. Er beharrte darauf, fahren zu können, also packte ich ihn hinter das Steuerrad und ließ mich mit einem Seufzer auf den Beifahrersitz sinken.
    »Was ist da vorhin schief gelaufen?«, fragte
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